Sprungmarken
17.05.2022

Buntes Treiben auf Triers Straßen

„A 2 mètres“ heißt die Performance von Jesse und Rocio: Sie sind durch einen Schlauch verbunden, mit dem der an Mukoviszidose leidende Artist Jesse Huygh mit Sauerstoff versorgt wird.
„A 2 mètres“ heißt die Performance von Jesse und Rocio: Sie sind durch einen Schlauch verbunden, mit dem der an Mukoviszidose leidende Artist Jesse Huygh mit Sauerstoff versorgt wird. Foto: Patrick Lemineur

Internationales Straßentheater, Seiltanz, Stelzen, Jonglage und Theater für die ganze Familie erfüllen am Wochenende 25./26. Juni die Innenstadt, wenn das Theater zum ersten „Fringe"-Festival Triers einlädt. Kunstschaffende aus Australien, Kanada, Finnland, Belgien, Luxemburg, Frankreich und Einheimische beleben die Straßen und Plätze Triers mit besonderen Aktionen.

Seinen Ursprung hat das Fringe-Festival im schottischen Edinburgh, wo sich in den 1950er-Jahren eine randständige Theaterkultur formierte – das sogenannte „Fringe". Freie Theatergruppen organisierten ein besonderes Festival – jenseits der etablierten Bühnen. Kulturdezernent Markus Nöhl besuchte das Festival in der schottischen Hauptstadt – begeistert von dem was er dort erlebte und sah, wollte er ein derartiges Festival auch nach Trier bringen: „Wir möchten Kunst und Kultur auf die Straßen und Plätze unserer Stadt bringen und Kultur so erfahrbar machen. Unser Ziel ist, ein niedrigschwelliges Kulturerlebnis anzubieten, das Lust auf mehr machen soll", sagte Nöhl bei der Vorstellung des Festivalprogramms, das vom Land mit 25.000 Euro gefördert wird.

Am letzten Juniwochenende kommen zahlreiche freie Gruppen aus der ganzen Welt an die Mosel, die gemeinsam mit Trierer Akteuren ein buntes und vielfältiges Programm auf einer Achse von der Porta bis zum Theater bieten: Etwa das Stelzentheater „Circolo" aus Trier, dessen Protagonisten als Blüten und Baumwesen verkleidet durch die Stadt flanieren und Lebensfreude verbreiten. Die Kunst, ein Schaf zu sein, vermittelt die kanadische Straßentheatergruppe „Corpus" auf dem Viehmarkt. Zuschauerinnen und Zuschauer bekommen einen surrealen Einblick in das Leben von Schafen, die von Menschen gespielt werden. Scheren, Füttern, Melken und vieles mehr gehört dazu.

Skurrile Parade

Mit viel Tamtam hört man schon von weitem die skurrile Parade „Dadobulanz" der Truppe „Dadofonic" aus Luxemburg kommen: Sechs Paare, die wie aus einer anderen Welt scheinen und dem Trillerpfeifenkommando eines herrischen Zampanos folgen. Das Künstlerkollektiv verwischt die Grenzen zwischen Theater, Choreographie und Zirkus.

Eine ganz besondere Darbietung ist „A 2 mètres": Zwei Meter lang ist der Schlauch, mit dem der an Mukoviszidose leidende Akrobat Jesse Huygh mit dem Sauerstoff verbunden ist, den seine Partnerin Rocio Garrote in einem Tank trägt. Die beiden Artisten bieten im Großen Haus des Theaters eine faszinierende Performance des Willens, der Kraft und der Liebe.

Das Theater Trier zeigt zeigt mit „Vögel" und „Le petit prince" zwei fremdsprachige Aufführungen, die mit ihrer Sprachgewalt faszinieren. Intendant Manfred Langner ist voller Vorfreude auf das Festival, bei dessen Vorbereitung er auf die Unterstützung von Antonia Kohler, stellvertretende Leiterin des Théâtre National du Luxembourg, und Intendant Frank Hoffmann zählen konnte. Beide haben bereits Erfahrungen mit Fringe-Festivals und sind in der Szene bestens vernetzt. Langner betonte: „Wir können im Rahmen des Festivals Formate zeigen, die wir sonst nicht anbieten könnten. Unser Ziel ist, Menschen für Kultur zu begeistern. Insbesondere auch solche, die man normalerweise nicht erreicht." Da die Eröffnung des Landesausstellung „Der Untergang des Römischen Reiches" ebenfalls an dem Wochenende des Festivals eröffnet wird, geht Langner davon aus, dass sehr viele Menschen in Trier sein werden.

Björn Gutheil