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17.04.2007

Buddhas, Götter und Kobolde

Der Oktopus Tako wurde unter anderem aus Hirschhorn gefertigt.
Der Oktopus Tako wurde unter anderem aus Hirschhorn gefertigt.
Frech grinst er den Betrachter an, der japanische Gott Hotei mit seinem dicken Bäuchlein. Oder ist er vielleicht einfach nur glücklich? „Glück soll er seinem Besitzer sicherlich bringen, ansonsten ist die Gottheit einfach Zierde im Haus“, erklärt Dr. Gregor Scherf, im Stadtmuseum zuständig für die Sammlung der ostasiatischen Miniaturen. Ab 13. Mai werden der Glücksgott aus Elfenbein und rund 1 250 weitere kleine ostasiatische Kunstwerke im Haus an der Porta Nigra zu bestaunen sein.

Skulpturen aus Japan und China

Die Miniaturen stammen aus dem Besitz von Dr. Martin Schunck, einem der bedeutenden Stifter des Hauses. Er sammelte die faszinierenden Werke, die meist aus Elfenbein oder Holz gearbeitet sind, im großen Stil. Zu zwei Dritteln sind seine Skulpturen japanischen Ursprungs, andere stammen aus China und dem mittleren Orient.
Bei den Kunstwerken im Stadtmuseum handelt es sich meist um so genannte Netsukes. Als praktische Accessoires am Kleidungsstück hatten sie die Funktion, ein Gegengewicht zu allen Gerätschaften zu bilden, die man am Gürtel des Kimono mit sich herum trug. „Der Kimono hat keine Taschen, deshalb hat man Gegenstände wie zum Beispiel Dosen mit Geld oder Tabak an einer Seidenschnur befestigt, die man dann durch den Gürtel zog“, erläutert Scherf. Die Netsukes wurden am anderen Ende der Seidenschnur angebracht.
 
Netsukes dienten neben ihrer praktischen Funktion ebenfalls als Zierde, oft waren auf ihnen aber auch symbolhafte Aussagen versteckt oder sogar kleine Geschichten beschrieben. Ärzte hatten häufig einen Oktopus als Miniatur bei sich, da diesem Tier einer japanischen Legende zu Folge heilende Eigenschaften zugeschrieben wurden. Abgesehen davon wurden Oktopusse immer auch als Furcht erregende Tiere angesehen, die ihre Gegner mit Links in die Flucht schlugen.

Dass eine Miniatur mehrere Bedeutungen gleichzeitig hatte, war nichts ungewöhnliches. Neben Hotei und seinen Glück bringenden Kollegen existiert auch eine dunkle Seite mit dämonhaften Wesen in der Welt der kleinen Plastiken. Sowohl komisch als auch unheimlich wird es bei den Teufelchen und Kobolden, den so genannten Oni. Der Kampf gegen die kleinen Quälgeister, die vom harmlosen Streich bis zu bösen Taten fast alles vollbringen konnten, wurde in Japan mit großem Ernst geführt. Die Künstler scheinen sich eher der grotesken Seite der Poltergeister angenommen zu haben.
 
Glücksgötter, Kobolde, Tiere und Alltagsdarstellungen – die Themen der Miniaturen und ihre Darstellungsformen scheinen unerschöpflich zu sein. „Die ungewöhnlichen Figuren sind schon etwas ganz besonderes und bringen eine Menge Leben in unsere Sammlung“, schwärmt Museumsdirektorin Dr. Elisabeth Dühr. Im besten Fall bringen sie dem Betrachter bei längerem Hinsehen vielleicht auch Glück, wie Hotei, der kleine Gott.