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19.06.2012

Biomasse zur Energiegewinnung

Das nährstoffreiche Feinmaterial beim Grünschnitt (vorne) wird weiterhin auf den Feldern ausgebracht. Grobere Bestandteile (hinten rechts) sollen zu großen Teilen in die energetische Verwertung fließen. Foto: A.R.T.
Das nährstoffreiche Feinmaterial beim Grünschnitt (vorne) wird weiterhin auf den Feldern ausgebracht. Grobere Bestandteile (hinten rechts) sollen zu großen Teilen in die energetische Verwertung fließen. Foto: A.R.T.
Bisher kümmert sich der Zweckverband Regionale Abfallwirtschaft (RegAb) ausschließlich um die Behandlung des Restmülls. Nun wurde auch ein Konzept zur optimalen Verwertung des im Einzugsgebiet eingesammelten Gartenabfalls erarbeitet. Es soll auf der  Grundlage repräsentativer Mengen zuerst auf seine Markttauglichkeit getestet werden. Damit kommt der Zweckverband in der Großregion einem gemeinsamen Abfallwirtschaftskonzept einen Schritt näher.

Rund 55.000 Tonnen Grünschnitt werden in dem Einzugsgebiet mit etwa 530 000 Menschen jährlich zu 87 Sammelstellen gebracht. Bisher wurden sie geschreddert und von Landwirten, die die Sammelstellen im Auftrag des jeweiligen Entsorgungsträgers betreiben, auf Feldern aufgebracht. Nun sollen die organischen Abfälle nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz, das Anfang Juni in Kraft trat, nicht nur zur Bodenverbesserung, sondern auch als Energieträger genutzt werden, um die Primärrohstoffe zu schonen.

Auf Grundlage einer wissenschaftlichen Machbarkeitsstudie werden deshalb an sechs Grünschnitt-Sammelstellen in den Kreisen Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich die Gartenabfälle gesiebt. Die groben Pflanzenteile, die bei einer Maschenweite von 40 mm je nach Jahreszeit etwa 25 bis 35 Prozent der Erfassungsmenge ausmachen, werden energetisch genutzt.

Das Feinmaterial, das den wesentlichen Teil der Haupt- und Spurennährstoffe enthält, wird weiter auf die Felder ausgebracht. Die erste einjährige Umsetzungsphase des Konzepts soll zeigen, wie sich der hergestellte Brennstoff vermarkten lässt. „Die Zusammenarbeit mit den Landwirten bleibt auf jeden Fall bestehen und wird durch die ständig steigenden Erfassungsmengen sicherlich sogar intensiviert“, erklärt Reg-Ab-Geschäftsführer Max Monzel. Auch die über die Mülltonnen erfasste Biomasse soll als hochwertiger Brennstoff verwertet werden. Dazu soll sich die RegEnt GmbH, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des RegAb, an einem wissenschaftlichen Projekt beteiligen, das zu weiten Teilen auch mit EU-Geldern gefördert wird.

Der Anteil an Biomassebrennstoff aus dem Restmüll wird derzeit auf etwa 17 Prozent geschätzt. Das sind jährlich etwa 40 Kilo pro Einwohner. Diese können nach der Trocknung aussortiert und zu einem hochwertigen Brennstoff veredelt werden. 2013 könnte die Versuchsanlage in Mertesdorf in Betrieb genommen werden. Die praktische Versuchsphase läuft zwei Jahre.

So wenig Mülltonnen wie möglich

Gleichzeitig beschloss die Verbandsversammlung, ein externes Institut mit einer Ökoeffizienzanalyse zu beauftragen. Es soll untersuchen, welches System der Erfassung und Verwertung von Wertstoffen und Bioabfällen unter ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten nach den gesetzlichen Anforderungen für die Region am besten geeignet ist. Eine Möglichkeit wäre, neben der grauen und blauen Tonne eine braune für Bioabfälle und eine weitere für Kunststoffe, Metalle und andere Wertstoffe sowie Verkaufsverpackungen aufzustellen.

Ein anderes System wäre, alles in einer Tonne einzusammeln und maschinell zu sortieren. Hierzu ist wichtig, zu wissen, wie sich der Restmüll zusammensetzt und wie die Mengenprognose bei der Aufteilung auf verschiedene Behälter ausfällt. Diese Fragen soll ein zweites Gutachten beantworten. „Die Gutachten haben den Sinn, belastbare Daten zu gewinnen, auf deren Grundlage wir entscheiden können, wie wir am besten die Umwelt, aber auch den Geldbeutel der Bürger schonen“, fasst Monzel die Beschlüsse zusammen. Ziel ist bei unveränderter Sympathie für die Mülltrennung im Haushalt, die Zahl der verschiedenen Abfalleimer so gering wie möglich zu halten.