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11.11.2014

Biobrennstoff aus der Mülltonne

Restmülltonne
Bei dem Projekt „MARSS“ geht es darum, Rest- und Bioabfall in einer Tonne zu sammeln und anschließend so sauber zu trennen, dass der Bioabfall als Brennstoff eingesetzt werden kann. Foto: Guenter Hamich / www.pixelio.de
Bei einem Workshop auf dem A.R.T.-Gelände in Mertesdorf wurden die ersten Ergebnisse aus dem von der Europäischen Union geförderten Projekt „Material Advanced Recovery Sustainable Systems“ (MARSS) vorgestellt. Wissenschaftler, politische Entscheidungsträger und ein breites Fachpublikum aus sieben Nationen waren vor Ort.

Bei MARSS geht es darum, Rest- und Bioabfall in einer Mülltonne zu sammeln und anschließend technisch zu trennen. Dies soll so sauber durchgeführt werden, dass der Bioabfall als klimaneutraler, organischer Brennstoff in Biomassekraftwerken eingesetzt werden kann. Die Technik, die dies ermöglichen soll, wird derzeit auf dem Gelände des Entsorgungs- und Verwertungszentrums (EVZ) Mertesdorf in Kombination mit der dortigen mechanisch-biologischen Trocknungsanlage (MBT) erprobt.

Thomas Pretz, Professor an der RTWH Aachen, kennt den Müll aus der Region in- und auswendig. Hunderte von Proben des Trierer Hausmülls hat sein Institut untersucht. Nun wird auf dieser Grundlage daran gefeilt, mittels Sieben und Sichten einen Biomasse-Brennstoff herzustellen. Das Besondere: Der Abfall wird nicht über eine Biotonne bei den Haushalten eingesammelt, sondern landet ganz normal mit Windeln, Kunststoffresten, Porzellan und vielem mehr in der Mülltonne. „Ein einfaches Sammelsystem und eine möglichst simple Technik sind unser Ziel, um organischen Brennstoff aus Biomasse herzustellen“, erläuterte Pretz während des Workshops. Weil der Bioabfall nass ist, lasse er sich aber nicht gut sortieren. „Deshalb ist die MBT Mertesdorf für uns wichtig. Hier wird der Abfall mit einem hervorragenden Ergebnis biologisch getrocknet“, betonte der Leiter des Instituts für Aufbereitung und Recycling.

Transport in Sortieranlagen

Anschießend wandert das bunte Gemisch auf Förderbändern in die verschiedenen Elemente der Sortieranlage. „Wir gehen davon aus, dass wir bis zu einem Drittel der rund 120.000 Tonnen Restabfall, die jährlich von 530.000 Einwohnern von Trier und den Kreisen Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich, Eifelkreis und Vulkaneifelkreis anfallen, als organischen Brennstoff gewinnen können“, rechnete Pretz vor. Der Wissenschaftler präsentierte ein weiteres Ergebnis, das die Zuhörer aufhorchen ließ: Auch in Gebieten mit Biotonne betrage der Biomasseanteil in der Restmülltonne immer noch 52 Prozent. Dies sei beim Vergleich des Abfalls aus dem Vul-

kaneifelkreis, der neben Grünschnitt- Sammelstellen auch die Biotonne hat, und des Abfalls aus Trier, den Kreisen Bernkastel-Wittlich und Eifelkreis, die allesamt zwar Grünschnitt-Sammelstellen, aber keine Biotonne haben, festgestellt worden. Hier liege der Anteil des Bioabfalls im Restmüll bei 57 Prozent. „Der Workshop hat gezeigt, dass es für das Know-how der Regionalen Entsorgungsgesellschaft aus dem Betrieb der MBT Mertesdorf und für das nachträgliche Separieren von Biomasse europaweiten Bedarf gibt“, resümierte Max Monzel, Geschäftsführer der Regionalen Entsorgungsgesellschaft und Gastgeber.