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20.09.2011

Bewegende Rückkehr nach 75 Jahren

Miriam Neumeier zeigt Anna Ullrich und Markus Pflüger von der AG Frieden bei einem Stadtrundgang ihr Elternhaus in der Gilbertstraße. Sie erinnert sich noch an zahlreiche Details.
Miriam Neumeier zeigt Anna Ullrich und Markus Pflüger von der AG Frieden bei einem Stadtrundgang ihr Elternhaus in der Gilbertstraße. Sie erinnert sich noch an zahlreiche Details.
„Ihr Besuch ist eine Ermutigung für uns. Sie motivieren uns, weiterzumachen im Kampf gegen rechtes Gedankengut.“ Mit diesen Worten begrüßte OB Klaus Jensen die 95-jährige Miriam Neumeier in Trier. Die 1936 vom NS-Regime vertriebene Jüdin hatte sich kurzfristig entschlossen, noch einmal ihren Geburtsort zu besuchen.

„Nach 75 Jahren bin ich zurückgekehrt in die Stadt, in der ich geboren wurde. Das Treffen und die Herzlichkeit, mit der man mich und meine Kinder aufgenommen hat, haben mich tief berührt. Den Leuten guten Willens, die ihr Möglichstes tun, um eine Zeit zu überbrücken, in der das Wort Menschlichkeit aus dem Lexikon verschwunden war, kann ich nur alles Gute wünschen. Möge ihr Tun Erfolg haben und zum Frieden beitragen.“ Diese Worte hatte Neumeier für das Gästebuch der Stadt vorbereitet. Ihre Tochter Adi Liberty und der in den USA lebende Sohn Dr. Yedida Neumeier begleiteten sie.

Eine aktive Erinnerungsarbeit ist nach Einschätzung von Jensen nicht zuletzt angesichts des NPD-Mitglieds im Stadtrat wichtiger denn je. Er war beeindruckt von der für ihr Alter noch sehr fitten Rückkehrerin, die Skype und E-Mails für Kontakte in alle Welt nutzt. Der Entschluss der im israelischen Petach Tikva lebenden Neumeier, doch noch die alte Heimat zu besuchen, ergab sich durch eine Veröffentlichung des Konzer Religionslehrers Willi Körtels, in dem ihr Vater erwähnt wurde. Nicht zuletzt Körtels Projekte hätten sie überzeugt, dass in Deutschland nach dem Krieg ein tiefgreifender Wandel stattgefunden hat.

Miriam Neumeier war von 1926 bis 1934 Schülerin am AVG. Dorthin kehrte sie jetzt zu einem Gespräch mit Schülern zurück. Sie besuchte außerdem den früheren jüdischen Friedhof Weidegasse und die Synagoge.