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23.12.2013

Bevölkerungsrückgang ist akzeptiert

Foto: Die Referenten der Tagung Demografie und Infrastruktur
OB Klaus Jensen (3. v. r.) und Dr. Johannes Weinand (Amt für Stadt- entwicklung und Statistik, 3. v. l.) im Gespräch mit Prof. Gabi Troeger-Weiß, Dr. Markus Eltges, Dr. Christiane Liesenfeld, Professor Dirk Vallée, und Professor Jochen Schiller (v. l.). Foto: Amt für Stadtentwicklung und Statistik
Es ist eine Binsenweisheit: Wir werden immer weniger und immer älter! Doch welche Auswirkungen wird der unaufhaltsame demografische Wandel auf unser Lebensumfeld mit seiner Infrastruktur haben? Und wie kann die lebensnotwendige Infrastruktur den Erfordernissen einer stetig abnehmenden und alternden Bevölkerung angepasst werden?

Mit diesen Fragen beschäftigten sich hochkarätige Referenten und rund 100 Expertinnen und Experten aus Politik, Verwaltung und Privatwirtschaft der Stadt und Region Trier. Die Runde war einen Tag lang zu der Tagung  „Demografie und Infrastruktur: Handlungsanforderungen an die kommunale Zukunftsfähigkeit Trier 2025+“ im Robert-Schuman-Haus zusammen gekommen. Zu der Konferenz, die die Ergebnisse der landesweiten Demografie-Woche aufgriff, hatte die Stadt Trier, federführend das Amt für Stadt-

entwicklung und Statistik, gemeinsam mit der Planungsgemeinschaft Region Trier eingeladen. Um die Ergebnisse der von Dieter Lintz moderierten Abschluss-Podiumsdiskussion vorwegzunehmen: In den zurückliegenden zehn Jahren ist in der Demografie-Debatte ein merklicher Fortschritt im Denken feststellbar. Der Rückgang der Bevölkerung ist akzeptiert, das hierauf reagierende regionale Handlungskonzept muss in den kommenden zwei bis drei Jahren aktualisiert werden und zu konkreten Umsetzungen führen.

Und ein weiterer, keineswegs unbedeutender Teilaspekt, den Dr. Christiane Liesenfeld vom Mainzer Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie vortrug: Trier und der Kreis Trier-Saarburg werden zu den künftig am wenigsten schrumpfenden Gebieten in Rheinland-Pfalz zählen. Dessen ungeachtet hat die landesweite Demografiewoche vom Oktober zu einer merklichen Sensibilisierung sowie intensiven Auseinandersetzung und Aktivierung zum Thema Demografie beigetragen. Bei der Tagung im Robert-Schuman-Haus ging es diesmal vor allem darum, wie die notwendige interkommunale und regionale Kooperation als Antwort auf die Auswirkungen des demografischen Wandels strukturiert und organisiert werden soll.

Regionalverband nötig

Oberbürgermeister Klaus Jensen, zugleich Vorsitzender der Initiative Region Trier, stellte die Verknüpfung zwischen Stadt und Region her, die eine arbeitsteilige interkommunale Zusammenarbeit erforderlich mache. „Die Anzahl der zentralen Orte und deren Angebote muss vor dem Hintergrund der demografischen und finanziellen Entwicklungen überprüft werden“, sagte Jensen, der zudem einen ehrlichen Umgang der Politik mit den Bürgerinnen und Bürgern einforderte.

Dr. Johannes Weinand, Leiter des städtischen Amts für Stadtentwicklung und Statistik, plädierte auf der Basis der bestehenden Grundzentren, Mittelzentren und des Oberzentrums für die Umsetzung einer regionalen Organisationseinheit, die nicht nur Handlungskonzepte ausarbeite und zukunftsfähige Standards definiere, „sondern auch die Umsetzung in konkreten Projekten eigenverantwortlich – und mit Kompetenzen ausgestattet – übernimmt“. Als Beispiel nannte Weinand die Entwicklung eines Regionalverbandes.

Auf die finanziellen Rahmenbedingungen und eine gleichwertige Infrastrukturversorgung der unterschiedlichen Bevölkerungsgebiete in der Region Trier in den nächsten 30 bis 40 Jahren ging Dr. Markus Eltges vom Bonner Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumordnung ein. Er ließ dabei nicht unerwähnt, dass 2020 wesentliche gesetzliche Regelungen und damit verbundene Infrastrukturförderungen des Bundes und der EU auslaufen. Die mit den demografischen Veränderungen einhergehenden Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt, beim ÖPNV, der Sub- und Reurbanisierung und deren Folgen für den Erhalt und die Sicherung von infrastrukturellen Versorgungsangeboten thematisierte Professor Dirk Vallée, Leiter des Instituts für Stadtbauwesen und Stadtverkehr der TH Aachen. Er rechnet mit einem starken Anstieg der Pro-Kopf-Kosten. Auch Vallée empfahl eine regionale Planung als strategisches Steuerungsinstrument.

Professor Jochen Schiller (Institut für Informatik der FU Berlin) ging auf den Einsatz von modernen Informations- und Kommunikationsmedien ein, die die Daseinsvorsorge unterstützen könnten. Zwar könne der demografische Wandel dadurch nicht aufgehalten, teilweise jedoch überbrückt werden. Schiller nannte die Telemedizin, das E-Learning oder Online-Bürgerdienste. Sie böten einerseits eine Möglichkeit, jüngere Menschen in der Region zu halten, andererseits könnten sie älteren Menschen helfen.

Schließlich stellte Professorin Gabi Troeger-Weiß, Lehrstuhlinhaberin für Regionalentwicklung und Raumplanung an der TU Kaiserslautern, mit den Komponenten Aufbau, Stagnation und Rückbau drei Zukunftsszenarien für die Stadtregion Trier vor. Die Region müsse sich entscheiden, welche Ziele sie in den einzelnen Teilräumen verfolgen wolle.

Schwerpunkte mit Rückwirkungen aus der Bevölkerungsentwicklung sieht die Referentin in schulischen, medizinischen, verkehrsstrukturellen und dienstleistungsbezogenen Bereichen. Auch sie plädierte für die Gründung einer übergreifenden Organisation für Demografie- und Regionalmanagement. Dabei sei es wichtig, dass die regionalen Akteure den Prozess eigenbestimmt angingen.