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23.05.2006

Bestechende Idee sucht (noch) Geldgeber

Europäisches Zentrum für Schüleraustausch

Ungewohntes Bild im Großen Ratssaal: Über 50 Schülerinnen und Schüler aus Italien, Polen, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland haben die Sitze der Trierer Stadträte eingenommen und hören, teilweise mit Kopfhörern versehen, den simultan übersetzten Ausführungen eines Schülers des XII Lyceums Krakau zu. Hinter den 16- bis 18 jährigen Jugendlichen liegt eine arbeits- und ereignisreiche Woche. In der heutigen Abschlussveranstaltung soll ein Projektpapier verabschiedet werden, das zuvor in fünf Arbeitsgruppen heiß diskutiert wurde. Es geht um die Einrichtung eines Europäischen Zentrums für Schüleraustausch in Trier. Jugendliche aus neun europäischen Gymnasien der Trierer Partnerstädte haben die jetzt zur Abstimmung stehenden Konzepte, die sich mit den Zielen, der Organisation und der Finanzierung einer solchen Institution beschäftigen, weitgehend selbst erarbeitet. Als schließlich das Projekt einstimmig verabschiedet wird, brandet unbändiger Jubel im altehrwürdigen Rathaus auf.

Mehr Kontinuität gefragt

So oder so ähnlich könnte das Szenario im Oktober diesen Jahres aussehen, wenn sich die Vision von Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink und Dr. Johannes Weinand, Chef des städtischen Amtes für Stadtentwicklung und Statistik, von einer europäischen Schülerkonferenz in Trier erfüllt. „Wer einmal einen internationalen Schüleraustausch organisiert hat, weiß, welch ein Wust an Bürokratie zuvor zu bewältigen ist“, erläuterte Holkenbrink im Rahmen eines Pressegesprächs im Rathaus. Oft stehe und falle die Möglichkeit, fremde Kulturen und damit Europa im Schulalltag kennen zu lernen, mit dem individuellen Engagement einiger weniger Lehrer und Schüler. Es sei schade, dass gerade junge Menschen nur sehr beschränkte Möglichkeiten hätten, sich über Veränderungen durch EU-Politik direkt zu informieren. Und hier könnte das projektierte Europäische Zentrum für Schüleraustausch für alle Beteiligten konkrete Hilfen bieten. Weinand zeigte auf, dass alleine schon die Information über bestehende Austauschprogramme in Europa und die Vermittlung und verantwortungsvolle Organisation dieser Programme eine ganz neue Qualität in die schon bestehenden vielfältigen Austauschbeziehungen in der europäischen Großregion bringe.

Realisierung hängt an Brüssel

Die „Hausaufgaben“ für die Schülerkonferenz sind gemacht. Seit mehr als neun Monaten hat das Amt für Stadtentwicklung und Statistik die anfangs noch etwas vage Projektidee in mehreren Sitzungen mit Schülerinnen und Schülern und Lehrern der Trierer Gymnasien AVG (Auguste-Viktoria-Gymnasium), FSG (Fried-rich-Spee-Gymnasium), FWG (Friedrich-Wilhelm-Gymnasium) und HGT (Hindenburg-Gymnasium Trier) konkretisiert. Ein gemeinsam abgestimmter Förderantrag für das Projekt „Europäische Schülerkonferenz für ein Europäisches Zentrum für Schüleraustausch“ liegt den zuständigen EU-Gremien in Brüssel vor. „Ich bin von einem positiven Bescheid felsenfest überzeugt, das Projekt erfüllt in beispielhafter Weise die Förderbedingungen.“ Weinand äußerte sich vor Schüler- und Lehrervertretern der beteiligten Schulen optimistisch, dass die EU die beantragten Mittel bis Ende Juni bewilligt. Dann werden, wie anfangs beschrieben, Jugendliche aus ganz Europa im Herbst den Rahmen für die Realisierung eines Europäischen Zentrums für Schüleraustausch selbst schaffen. „Wir sind jetzt an die Öffentlichkeit gegangen, damit uns nicht noch kurz vorm Ziel ein anderer diese bestechende Idee wegschnappt“, so Holkenbrink.