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24.01.2017

Bestandsaufnahme in den Stadtteilen

Behindertenbeauftragter Gerd Dahm.
Behindertenbeauftragter Gerd Dahm.
Für die Zeit bis zum Ende der kommunalpolitischen Wahlperiode im Frühjahr oder Frühsommer 2019 hat sich der Trierer Behindertenbeirat noch einige Ziele gesteckt. Im Gespräch mit der Rathaus Zeitung (RaZ) äußert sich der Behindertenbeauftragte Gerd Dahm außerdem über Projekte und Arbeitsschwerpunkte in den nächsten Monaten.

RaZ: Beteiligt sich der Beirat am Programm des Special Olympics Landeswettbewerbs im Juni in Trier?

Gerd Dahm: Im Sinne einer inklusiven Stadt finde ich es sehr gut, dass die Organisation nicht beim Beirat, sondern direkt beim OB angesiedelt wurde. Ich gehöre als Behindertenbeauftragter dem Organisationskomitee an und bringe mein persönliches Netzwerk ein, zum Beispiel  bei den Sponsoren. Wir können auch den Teilnehmern viele Tipps geben, zum Beispiel zur Freizeitgestaltung. Außerdem stellen wir wahrscheinlich unser Büro während der Special Olympics im Juni zur Verfügung.

Was muss passieren, um bei der Stimmabgabe für die Bundestagswahl am 24. September die Barrierefreiheit zu verbessern?

Mit dem städtischen Wahlamt verfolgen wir nachdrücklich das Ziel, dass alle Wahllokale barrierefrei sind. Es gibt noch zwei oder drei Fälle, wo es noch ein bisschen hakt, aber wir sind auf einem guten Weg. Es kann sein, dass wir in einigen Fällen variable Zugänge durch eine mobile Rampe schaffen. Einige der bisherigen Wahllokale, bei denen ein behindertengerechter Zugang nicht möglich ist, werden künftig nicht mehr genutzt. Ich bitte um Verständnis, dass sich einige Bürger deswegen umorientieren müssen. Eine weitere Ebene dieses Themas ist die Frage, wie die Parteien ihre Inhalte so transportieren, dass auch Menschen mit Handicap erreicht werden. Einige Parteien haben schon ein Programm in Leichter Sprache herausgebracht, weitere haben es angekündigt. Wir bleiben auch bei diesem Thema am Ball.

Was ist bei der Ortsteilanalyse geplant, mit der sich der Beirat in seiner jüngsten Sitzung befasst hat?

Zusammen mit Heike Unterrainer, der Geschäftsführerin unseres Büros im Rathaus, habe ich die Idee entwickelt, zusammen mit der Universität alle 19 Stadtteile auf ihre Barrierefreiheit zu untersuchen. Erster Schritt ist ein Analysebogen für Ortsvorsteher und Ortsbeiräte, um ihren Stadtteil anhand fester Kriterien, die wir derzeit entwickeln, aus der Sicht eines Behinderten zu bewerten. Die Beiratsmitglieder werden sich auch dieser Aufgabe stellen. Dann klären wir in den Ortsbeiratssitzungen, wo es mit welchem Aufwand Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Die Ortsvorsteher und Beiräte sollen für dieses Thema sensibilisiert werden. Ziel ist eine fortschreibbare Datenbank mit konkreten Anhaltspunkten für Verbesserungen vor Ort. Ein vergleichbares Konzept gibt es in Trier schon bei den Spielraumanalysen. Verbesserungen sind insgesamt nur in Zusammenarbeit mit den städtischen Ämtern möglich.

Wie sieht der Zeitplan aus?

Ich verfolge das Ziel, bis zum Ende der Wahlperiode 2019 das Projekt zumindest in der Hälfte der Stadtteile umzusetzen.

Wo gibt es noch die größten Hürden auf dem Weg zu einer barrierefreien Stadt?

Oft ist selbst Fachleuten, zum Beispiel im Tiefbauamt, nicht immer in ausreichendem Maß klar, wo es noch Hemmnisse gibt. Das hat zum Beispiel dazu geführt, dass manche Bürgersteige so stark zur Seite hin geneigt sind, dass man sie mit einem Rollstuhl  nicht mehr befahren kann. Manchmal fallen Probleme erst dann auf, wenn ein Projekt schon zur Beschlussfassung ansteht. An dieser Stelle ist noch mehr Sensibilisierung nötig.

Was sind weitere Arbeitsschwerpunkte im Jahr 2017?

Es gibt einen Stadtratsbeschluss von 2013, in dem die Verwaltung aufgefordert wird, ein Konzept vorzulegen, dass ein bestimmter Teil des Haushalts für inklusive Maßnahmen verwendet wird. Das wurde noch nicht umgesetzt. Außerdem brauchen wir ganz dringend selbst entwickelte standardisierte Kriterien für Bauvorhaben, Dafür reicht die DIN-Industrienorm nicht aus. Sie legt zum Beispiel fest, wie eine Querungshilfe gestaltet sein solle, definiert aber nicht, ob so ein Übergang alle 150 oder alle 500 Meter auf einer Straße erforderlich ist. Da ist die Stadt gefordert und muss zum Beispiel sagen: Wir schaffen Querungsmöglichkeiten vor  allen öffentlichen Gebäuden. Viele der schon baulich umgesetzten Elemente sind mittlerweile überaltert und müssen dringend überarbeitet werden. Das gilt zum Beispiel bei den Noppen für Sehbehinderte auf Fußwegen. Wir warten hier auf Vorschläge der Verwaltung. Dann müssen im Einzelfall Lösungen gefunden werden.