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06.12.2010

Bedürftige Trierer Brücken

Deutschlands älteste Brücke ist zugleich auch eine der pflegeleichtesten Trierer Brücken. Bei der letzten Hauptuntersuchung hat die Römerbrücke mit der Note 2,9 ein besseres Ergebnis als viele erheblich jüngere Trierer Brückenbauwerke erreicht.
Deutschlands älteste Brücke ist zugleich auch eine der pflegeleichtesten Trierer Brücken. Bei der letzten Hauptuntersuchung hat die Römerbrücke mit der Note 2,9 ein besseres Ergebnis als viele erheblich jüngere Trierer Brückenbauwerke erreicht.
Im Trierer Stadtgebiet gibt es genau 134 Brücken-, 68 Stützbau- und 24 so genannte Überbauwerke. Alleine die Brücken stellen einen Anschaffungs- und Herstellungswert von 42 Millionen Euro dar. Bei der Unterhaltung von Bauwerken geht man üblicherweise von einem jährlichen Bedarf von 1,5 Prozent der Anschaffungskosten aus. Doch statt den nötigen 630.000 Euro kann die Stadt Trier für ihre Brücken gerade einmal 130.000 Euro jährlich an Unterhaltungskosten bereitstellen.

„Damit ist eine fachgerechte Unterhaltung einfach nicht zu machen.“ Bernd Ksyk, Leiter der Abteilung Straßen- und Brückenunterhaltung beim städtischen Tiefbauamt, rechnet vor, dass man einen permanenten Wert- und Qualitätsverlust des städtischen Infrastrukturvermögens und einen immer größer werdenden Investitionsstau in Kauf nimmt. Und immer öfter werden bei den vorgeschriebenen Bauwerksüberprüfungen die Noten schlechter. Anders als in der Schule bedeutet die Note 4 das faktische Aus für das betreffende Bauwerk. Ein Schicksal, das zuletzt die „Zementbrücke“ am Grüneberg ereilte. Die 1925 erbaute Bahnüberführung über zehn Gleise mit ihren markanten Bögen war seit Mai 2002 für Fahrzeuge über sechs Tonnen und seit November 2009 komplett gesperrt. Vor kurzem folgte der fast 900.000 Euro teure Komplettabriss.

Ursprünglich Bahn-Eigentum, war die Zementbrücke 1994 mit sechs anderen Bahnbrücken per Bundesgesetz an die Stadt übertragen worden. „Geschenke, auf die wir liebend gerne verzichtet hätten“, betont Wolfgang van Bellen, Leiter des Tiefbauamtes. Schon vor zwei Jahren musste die 1913 erbaute Aulbrücke (Trier-Süd) abgerissen und durch eine stählerne Mietbrücke (Jahresmiete 6000 Euro) ersetzt werden. „Unser nächstes Sorgenkind ist die Hermesstraßen-Brücke im Stadtteil Gartenfeld, die ebenfalls eklatante Mängel aufweist“, verweist van Bellen auf das nächste „geschenkte“ Brückenbauwerk.

Die Stahlbrückenkonstruktion aus dem Jahr 1912 hat bei der letzten Hauptprüfung vor zwei Jahren gerade noch die Note 3,7 bekommen. Als die Firma DSD aus Dillingen jetzt der Stadt ihre Mietbrücke in der Aulstraße zum Kauf anbot, sah Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani die Chance, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. „Die Planungen und Vorbereitungen für den Neubau der Aulbrücke laufen. Wenn alles glatt läuft, werden wir 2012 mit dem Bau beginnen.“ Die Kosten des Bauwerks, das 2014 fertig gestellt sein soll, werden auf rund 2,5 Millionen Euro taxiert. Die dann frei werdende bisherige provisorische Lösung könnte mit entsprechenden Anpassungen in der Hermesstraße oder an anderen Stellen eingesetzt werden.

Eine Einschätzung, der der Bauausschuss des Stadtrates einstimmig folgte und den Kauf der Behelfsbrücke für 64.000 Euro beschloss. Allerdings machten die Ausschussmitglieder ihre Zustimmung von einer Bedingung abhängig. Auf keinen Fall dürfe der Kauf erfolgen, um das bisherige Provisorium zu einer Dauerlösung zu machen.

Auf einem Sektor sind die Trierer Brücken allerdings Spitze: Sämtliche Bauwerke sind akribisch in einem elektronischen Kataster mit allen Stärken und Schwächen erfasst. „Hier sind wir weiter als viele anderen Kommunen. Es hilft uns, die knappen Mittel zielgerichtet und effektiv einzusetzen“, so Bernd Ksyk.