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12.08.2008

Balance zwischen Sport und Schule

Cathrin Groetzki, Katrin Schneider und Sina Rühl (v. l.) genießen die knappe Freizeit zwischen Ausbildung und Training und fordern LSB-Koordinator Detlef Schönberg (r.) zu einem Kicker-Duell.
Cathrin Groetzki, Katrin Schneider und Sina Rühl (v. l.) genießen die knappe Freizeit zwischen Ausbildung und Training und fordern LSB-Koordinator Detlef Schönberg (r.) zu einem Kicker-Duell.
Die Freude war riesengroß: Mit einer Goldmedaille um den Hals kehrte Anna Monz vergangenen Montag nach Trier zurück. Tags zuvor hatte die 18jährige Torfrau bei der Handball-Juniorinnen-WM in Mazedonien mit dem deutschen Team überraschend das Finale gewonnen. Entsprechend überschwänglich wurde sie zu Hause empfangen.

„Zu Hause“ – das ist für Anna Monz zur Zeit das Internat des Landessportbundes (LSB) in der Europäischen Sportakademie. Nach einer erfolgreichen Testphase wurde dieses Angebot jetzt ausgebaut: Im Erdgeschoss und zweiten Stock der Akademie stehen acht Ein-Zimmer-Appartements, eine Gemeinschaftsküche und ein Wäscheraum zur Verfügung. Neben den MJC-Handballerinnen Anna Monz, Sina Rühl, Caroline Thomas, Katrin Schneider, Cathrin Groetzki und Julia Henniger wohnen auch die beiden Basketballtalente Maik Zirbes und Maxim Schneider im Internat. Alle sind zwischen 16 und 18 Jahre alt.

Anziehungskraft für Talente

Optimal hat es Katrin Schneider getroffen: Sie macht eine Ausbildung zur Bürokauffrau bei der Betreibergesellschaft der Arena Trier. „Bis 17 Uhr arbeite ich im Büro, danach gehe ich rüber in mein Zimmer, mache mir schnell was zu essen und dann fängt schon das Training in der Arena an“, schildert sie ihren Tagesablauf. Alle anderen Sportinternatler besuchen tagsüber eine Schule. „Unsere Partnerschulen, die Ludwig-Simon-Realschule, das MPG und das AVG mit ihren Sportförderzweigen, sind voll in das Projekt eingebunden, inklusive Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung“, erklärt Stützpunktkoordinator Detlef Schönberg vom LSB.
 
Abends geht es in die Halle: Zwei Stunden Training stehen täglich auf dem Programm. Die Nachwuchsspielerinnen kommen hauptsächlich in der Regionalligamannschaft der „Miezen“ zum Einsatz. Die Jüngeren spielen außerdem in der A-Jugend, während die Älteren bereits zum Kader des Bundesligateams gehören. Die Trainerinnen Elena Vereschako, Ildiko Barna und Kerstin Reckenthäler haben ihre Konzepte eng aufeinander abgestimmt. „Wir haben im Landessportbund einen exzellenten Partner und sind mittlerweile für Jugendspielerinnen aus ganz Süddeutschland ein attraktiver Verein“, sagt  MJC-Vorstandsmitglied Martin Rommel.

Im Zweifel geht die Schule vor

Ein wichtiger Vorteil des Trierer Förderkonzepts sind die kurzen Wege: Zum Training oder Punktspiel in der Arena Trier sind es von der Sportakademie nur wenige Schritte. Doch auch wenn sie jetzt nicht mehr als „Trainings-Taxi“ benötigt werden und dafür viele Stunden pro Woche opfern müssen – für die Eltern ist es sicher kein einfacher Schritt, ihre 16- oder 17jährige Tochter aus dem Haus gehen zu lassen. Zumal wenn die Heimat soweit entfernt ist wie für Sina Rühl und Cathrin Groetzki, die aus Hessen bzw. Baden-Württemberg nach Trier gekommen sind. „Deshalb ist es wichtig, dass die Sportler auch außerhalb der Schule pädagogisch betreut werden“, sagt Schönberg. „Die Eltern bleiben an den ersten Tagen hier und können sich alles anschauen. So können wir schnell Vertrauen aufbauen“, berichtet Marc Kowalinski, pädagogischer Mitarbeiter der Sportakademie. Er achtet auch auf die schulischen Leistungen. „Im Zweifel reduzieren wir die Trainingsstunden, denn die Schule geht vor.“

Die rein sportlichen Erfolge sprechen jedenfalls für das Internat: Nicht nur Anna Monz, auch Maik Zirbes war im Juli international im Einsatz. Bei der U18-EM der Basketballer in Griechenland war er einer der herausragenden Spieler des deutschen Teams.