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14.12.2010

Aus der Sicht eines Wasserspeiers

Das filigrane Gemälde „Animal energy“ von Chikako Kato zählt zu den Wettbewerbsbeiträgen zum Ramboux-Preis.
Das filigrane Gemälde „Animal energy“ von Chikako Kato zählt zu den Wettbewerbsbeiträgen zum Ramboux-Preis.
Die Künstler im Wettbewerb um den Ramboux-Preis der Stadt Trier stehen fest: Es sind die Fotografin Nicole Ahland, die filigrane Malerin Chikako Kato, Jan Kiefer und Martin Kleppe mit Installationen und Skulpturen sowie Pia Müller mit einer Performance und Videoarbeiten. Außerdem sind Judith Röder mit Glasarbeiten und Nisrek Varhonja mit expressiver Malerei vertreten. Der Preis erinnert an den Porträtmaler und Trierer Ehrenbürger Johann Anton Ramboux (1790-1866).

Alle zwei Jahre verleiht die Stadt Trier den Ramboux-Preis für Bildende Kunst. Er kann für ein Lebenswerk vergeben werden, zielt aber vornehmlich auf die Aus- und Weiterbildung junger Kunstschaffender aus der Region Trier. Aus den Bewerbern wählte eine Jury zunächst sieben junge Künstler aus, deren Arbeiten ab Sonntag, 19. Dezember, in einer Wettbewerbsausstellung im Stadtmuseum Simeonstift zu sehen sind. Der Sieger des Wettbewerbs wird bei der Eröffnung bekannt gegeben. Der Ramboux-Preis ist verbunden mit einem Ankauf von 6 000 Euro und einer Einzelausstellung im Sommer 2011.

Große Bandbreite

Die Ausstellung ist ein konzentrierter Querschnitt des aktuellen Kunstschaffens in der Region mit einer großen Bandbreite der Techniken, Formate und Aussagen. Die Fotoarbeiten von Nicole Ahland zeigen leere, in diffuses Licht getauchte Räume in reduzierten Weiß-Grautönen. Der Betrachter spürt, dass hier einst Leben stattfand, doch jetzt sind die Räume verlassen. Chikako Kato zeigt sich deutlich farbintensiver. Die gebürtige Japanerin fühlte sich in Deutschland ohne Sprachkenntnisse anfangs „wie ein elektronisches Teil in einer Maschine, das nicht richtig funktioniert.“ Seither bildet sie elektrische Widerstände oder Transis-toren ab, winzige Details unseres Alltags, die allerdings kaum jemand wahrnimmt. Mit einem haarfeinen Pinsel gruppiert sie die detailliert ausgearbeiteten Einzelteile zu einem neuen Ganzen und lässt sie zu Sinnbildern unserer Gesellschaft werden.

Gänzlich anders arbeiten Jan Kiefer und Martin Kleppe. Kiefer bewegt die Frage: Was ist Kunst, was eher dekoratives Kunsthandwerk oder Design? So besteht seine Installation „Salon Bâloise“ aus repräsentativer, aktueller Architektur in Form von Kleinskulpturen und Bildern, die er auf Sockeln präsentiert. Kleppe beschäftigt sich mit den verschiedenen Charakteren von Materialien. Seine bevorzugten Werkstoffe sind Textilbeton und Stuckmarmor, zwei sehr unterschiedliche Werkstoffe: der eine ein aktueller Hightech-Baustoff, der andere eine historische Gipsform, die vor allem zur Zeit des Barock Anwendung fand. Kleppes Skulpturen scheinen massiv zu sein, doch sind sie innen hohl, ihre Massivität besteht nur aus einer dünnen Schale.

Schuman-Preisträgerin

Die Robert-Schuman-Preisträgerin Pia Müller ist mit einer Performance und Videoarbeiten zu sehen. „Denkmal, Denk mal!“ will die Erinnerung an historische Merkmale einer Stadt beim Betrachter wach rufen. In einer Performance wird Müller allein durch ihre Stimme eine Atmosphäre schaffen, wenn sie eine Geschichte aus der Sicht eines Wasserspeiers erzählt. Videos und Fotos ergänzen die Schau.

Judith Röder arbeitet mit Glas und dessen verschiedenen Aggregatzuständen. Flüssig kann es Abdrücke aufnehmen, die im festen Zustand erstarren und erhalten bleiben. Im Stadtmuseum wird Röder außerdem drei Glasscheiben hintereinander gestaffelt aufhängen. Auf die vorderste Scheibe ist die Videoaufnahme eines Vorhangs projiziert, der sich leicht im Wind bewegt und die Assoziation eines Fens-ters erweckt. In starkem Kontrast zu dieser Arbeit stehen die farbintensiven, expressiven, mehr drei- als zweidimensionalen Malereien von Nisrek Varhonja. Die eigene Erfahrung und das Begreifen des Raums sind grundlegend für ihre künstlerische Arbeit.
  • Wettbewerbsausstellung zum Ramboux-Preis der Stadt Trier, Stadtmuseum Simeonstift, 19. Dezember bis 27. Februar 2011. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr. Eröffnung mit Preisverleihung: Sonntag, 19. Dezember, 11.30 Uhr.