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17.12.2013

Aufbruch in neue Welten

Foto: Kupferstich der Sandwich-Inseln aus einem Reisebericht des 18. Jahrhunderts
Südsee-Feeling vor den Sandwich-Inseln erlebt Kapitän Portlock 1785 auf seiner Reise um die Welt. Ein Kupferstich vermittelt den Daheimgebliebenen zumindest einen kleinen Eindruck.
Eine Auswahl von 40 restaurierungsbedürftigen Reise- und Expeditionsberichten aus ihren Beständen stellt die Stadtbibliothek Weberbach in einer neuen Publikation vor.  Die Sammlung deckt mehrere Jahrhunderte ab und umfasst zum Beispiel Impressionen von Reisen nach China, Persien und Russland.

Wenn Menschen auf Reisen gehen, gibt es so unterschiedliche wie gegensätzliche Gründe: Dem Einen reicht die Wärme am Pool einer südlichen Hotelanlage, um Entspannung zu finden, dem Anderen kann der Weg zur nächsten Pilgerherberge nicht weit und steinig genug sein. Der Eine genießt die Abwechslung, die ihm das Fremde bietet, um sich selbst zu verändern, der Andere verliert darin die Orientierung und wünscht sich nichts sehnlicher, als wieder in der bekannten Umgebung zu Hause zu sein. Nomaden reisen, wie es ihnen die Natur vorgibt, damit sie selbst und ihr Vieh überleben können. 

Reiseberichte haben eine lange Tradition. Sobald Menschen sich mit Hilfe der Schrift verständigen konnten, zeichneten sie ihre Eindrücke auf. Das Erleben der Fremde und des Unterwegsseins, die Veränderungen der Identität, die Anpassung oder das bewusste Nicht-Anpassen, die Beweggründe für diesen Aufbruch –  diese und viele weitere Motive finden sich in der Reiseliteratur und lassen Rückschlüsse auf die Berichterstatter und ihre Zeit zu.

Ein Beispiel ist der 29-jährige Lehrer Peter Kolb, der 1704 im Auftrag eines Adeligen für astronomische Studien nach Südafrika reiste. Er blieb acht Jahre dort und beschrieb Fauna und Flora in einem 800 Seiten dicken Buch. Ein weiterer Bericht befasst sich mit Wanderungen in der Alpenregion um Salzburg/Berchtesgaden im Jahre 1816, die damals noch ein echtes Abenteuer waren.

Die neue Publikation „Wozu in die Ferne schweifen“ entstand mit Unterstützung der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Bibliothek. Gemeinsam ist allen Berichten, dass sie sich selbst auch auf einer Reise befinden, einer Tour durch die Zeit, die oft eher unerfreuliche Spuren hinterlässt: Risse, Knicke, Brüche, Fehlstellen, lose Seiten. Bei jedem der 40 Reiseberichte ist angegeben, wie viel die Restaurierung eines Bandes kostet. Bücherfreunde können sich schnell einen Überblick verschaffen, ob und in welchem Umfang sie die Bibliothek unterstützen wollen. 

 
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