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24.10.2006

Atemlose Hetze im Raubtier-Kapitalismus

Premiere der „Dreigroschenoper“ im Theater Trier

Polly (Claudia Felix) nutzt auf ihrer Hochzeit die Gelegenheit, mit den Untergebenen ihres frisch angetrauten Mannes Maceath zu flirten. Sie sind von der neuen Frau ihres Chefs begeistert und spielen das Spielchen mit. Foto: Theater
Polly (Claudia Felix) nutzt auf ihrer Hochzeit die Gelegenheit, mit den Untergebenen ihres frisch angetrauten Mannes Maceath zu flirten. Sie sind von der neuen Frau ihres Chefs begeistert und spielen das Spielchen mit. Foto: Theater
Als kurzweilige und zynische Revue über ein Wirtschaftssystem, in dem skrupellose Geschäftsleute auf ihrem Weg zum Erfolg buchstäblich auch über Leichen gehen und private Gefühle keine Chance mehr haben, hat Gastregisseur Thilo Voggenreiter am Trierer Theater Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“ inszeniert. Nach der Premiere Mitte Oktober sind im November vier Aufführungen des Stücks geplant, das ein Gemeinschaftswerk des vor 50 Jahren gestorbenen Brecht und von Komponist Kurt Weill ist.

Berühmte Moritat

Voggenreiter entschied sich für ein eher spartanisches Bühnenbild, bei dem eine sich unablässig drehende Scheibe den Mittelpunkt bildet. Das ist, so der Regisseur, ein „Zeichen für ein Gesellschaftssystem, das nie zum Stillstand kommen darf, wenn es nach ökonomischen Gesichtspunkten funktionieren soll. Jeder, der hier agiert, dreht sich atemlos mit, oder muss, wenn er nicht mithalten kann, gegen die Rotation anlaufen.“ In der  „Dreigroschenoper“, die 1928 in Berlin uraufgeführt wurde, wird auch das zynische Geschäft mit dem Mitleid, das die Bettler-Firmen der beiden männlichen Hauptfiguren betreiben, in den Blickpunkt gerückt.
 
Brecht-Matinee am 12. November

Kurt Weill schrieb für das Stück zahlreiche Gesangsnummern, darunter die berühmte „Moritat von Mackie Messer“. Diese modernen Klassiker präsentieren Mitglieder des Philharmonischen Orchesters der Stadt Trier unter der Leitung von Franz Brochhagen. Die nächsten Aufführungen finden am 7., 10., 18. und 24. November sowie am 1. und 15. Dezember statt. Außerdem lädt das Theater unter dem Motto „Alles, was Brecht ist!“ für Sonntag, 12. November, 11.15 Uhr, zu einer Matinee über den modernen Klassiker ein.