Sprungmarken
16.12.2014

Anwalt rechtfertigte Repressalien

Villa Paul, früheres Gestapo-Hauptquartier in Luxemburg
In der Villa Pauly in Luxemburg-Stadt befand sich von 1940 bis 1944 das Hauptquartier der Gestapo. Foto: Wikimedia Commons/Spanish Inquisition
Sie beriefen sich auf den „Befehlsnotstand“ und stellten sich als brave Beamte dar, die selbst Opfer der nationalsozialistischen Ideologie wurden: Mit dieser Verteidigungslinie hatten die Angeklagten im Kriegsverbrecherprozess des Großherzogtums Luxemburg gegen Gestapo-Beamte des deutschen Besatzungsregimes im Zweiten Weltkrieg am Ende durchaus Erfolg. Denn die formal harten Strafen – gegen vier von 16 Angeklagten verhängte das Gericht im Februar 1951 sogar die Todesstrafe – wurden schon bald abgemildert. 1957 wurde mit Fritz Hartmann der letzte Gefangene entlassen und nach Deutschland abgeschoben.

Mit ihrem Beitrag im Kurtrierischen Jahrbuch 2014 wirft Jill Steinmetz ein Schlaglicht auf diesen Prozess, der im Oktober 1949 begann. 150 Zeugen schilderten Misshandlungen und Folterungen luxemburgischer Widerstandskämpfer in der Gestapozentrale Villa Pauly. Steinmetz konzentriert sich in ihrer Analyse insbesondere auf die Verteidigungsstrategie des Rechtsanwalts Max Rau, der immer wieder versuchte, die Glaubwürdigkeit der Zeugen zu erschüttern. Bewaffnete Aufstände, wie sie vom luxemburgischen Widerstand vorbereitet wurden, seien vom Notwehrrecht der Bevölkerung gegen eine Besatzungsmacht nicht gedeckt, so Rau. Mit dieser Argumentation rechtfertigte der Anwalt die von seinen drei Mandanten verübten Repressalien.

Neben dem Aufsatz von Jill Steinmetz finden sich in der jetzt erschienenen 54. Ausgabe des Kurtrierischen Jahrbuchs wie immer Beiträge zu vielen verschiedenen Epochen und Themen der Regionalgeschichte. Paul Dräger übersetzt einen Brief des spätantiken Dichters Ausonius, Prof. Gunther Franz widmet sich den Prachtwappen der Trierer Kurfürsten des 17. und 18. Jahrhunderts und Mario Simmer schildert das Leben des Trierer Architekten Christian Wilhelm Schmidt, der die Idee zur Wiederherstellung der Konstantin-Basilika als evangelische Kirche hatte. Mit einem Vorläufer der Rathaus Zeitung, dem amtlichen Publikationsorgan „Kreisblatt für die Kreise Trier“, befasst sich der Beitrag von Andreas Heinz. Buchbesprechungen, die Stadttrierische Chronik 2013 und ein Nachruf auf Bistumsarchivar Dr. Martin Persch runden den knapp 500-seitigen Band ab.kig