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09.08.2022

Aktiv gegen Mobbing an den Schulen

Yaniv Taran (15), Schüler am FWG und Jupa-Vorsitzender seit Ende 2021, im Hof der Geschäftsstelle des Trierer Jugendparlaments bei der mobilen Spielaktion.
Yaniv Taran (15), Schüler am FWG und Jupa-Vorsitzender seit Ende 2021, im Hof der Geschäftsstelle des Trierer Jugendparlaments bei der mobilen Spielaktion.

In seinem fünften Jahr im Trierer Jugendparlament (Jupa) will Yaniv Taran in seiner Rolle als Vorsitzender ein besonderes Augenmerk auf die Digitalisierung legen. Was den 15-Jährigen motiviert und was in den nächsten knapp anderthalb Jahren geplant ist, erklärt er in einem Interview mit der Rathaus Zeitung (RaZ).

RaZ: Wie kamst Du zum Jupa?

Yaniv Taran: Mein Vater war im Beirat für Migration und Integration. Er hat mich manchmal zu Sitzungen mitgenommen. Da ist dann ein Mitglied auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob ich das Jupa. Ich kannte das noch nicht, aber so habe ich davon erfahren und mich direkt zur nächsten Wahl beworben.

Was sagen Deine Eltern, Freunde und Mitschüler zu Deinem Engagement?

Mein Vater findet das natürlich richtig cool. Meine Mutter sagt, dass ich manchmal ein bisschen zu viel Zeit da reinstecke. Sie sind aber schon stolz, dass ich mich so engagiere. Meine Freunde finden das meistens auch ganz cool. Vor kurzem hat ein Freund eine Geburtstagsfeier verschoben, weil ich an dem Tag nicht konnte. Man kommt schon klar damit.

Kamst Du damals mit irgendwelchen Vorstellungen zum Jupa? Und wie haben die sich geändert?

Als ich damals dazu kam, hatte ich schon Wunschvorstellungen, vor allem im Bereich Mobilität, hab dann aber auch schnell gemerkt, dass das sehr schwierig umzusetzen ist. Die ersten beiden Legislaturperioden habe ich mich auch darauf konzentriert. Aber auch durch Corona ist mir das Thema Digitalisierung dann immer wichtiger geworden und ich habe mich damit dann beschäftigt.

Warum ist Mobilität ein so wichtiges Thema für Dich?

Ich war schon immer auf den Bus angewiesen. Meine Mutter hat keinen Führerschein und mein Vater war meistens arbeiten, wenn ich irgendwo hinmusste. Ich wohne halt in Pfalzel und da ist die Anbindung nicht so gut. Deshalb hat mich das schon früh selbst betroffen.

Wo siehst du speziell Probleme bei der Digitalisierung?

Mein Hauptaugenmerk liegt natürlich auf den Schulen. Klar, wir gucken auch, was man etwa in der Stadt verbessern kann, aber für Jugendliche ist gerade die Schule ein so wichtiger Ort. Da wollen wir gucken, dass auch kleinere Themen, wie Online-Stundenpläne, funktionieren, damit man, wenn eine Stunde ausfällt, dafür nicht umsonst zur Schule kommt. Das sind Ideen, die das alles etwas erleichtern.

In den Fragebögen zu Beginn Eurer Wahloperiode war das Thema Mobbing in den Antworten der Jugendlichen sehr präsent. Wo muss da mehr gemacht werden?

Ich glaube, dass viele Jugendliche, die Mobbing erleben, sich oft allein fühlen und nicht wissen, an wen sie sich wenden können. Wir wollen mit unserem Fragebogen erstmal verschiedene Erfahrungen einholen. Wenn wir dann zum Beispiel sehen, dass sich an einigen Schulen Mobbing-Erfahrungen häufen, wollen wir an sie herantreten und schauen, wie man das Problem gemeinsam angehen kann.

Mobbing wird häufig auf Social Media betrieben, etwa auf Instagram. Lehrer sind oftmals damit überfordert. Habt Ihr Ideen, wie Ihr das online angehen wollt?

Wir wollen Workshops veranstalten, die helfen sollen, das zu verhindern. Gut wären auch Sozialarbeiter, die dabei helfen könnten.

Würdest Du sagen, dass Ihr als Parlament divers in Euren Meinungen aufgestellt seid und es da auch mal zu Reibungen kommt?

Wir sind schon breit vertreten. Wir haben Leute aus allen Stadtteilen und Schulen im Parlament, da gibt es also schon eine gute Meinungspluralität. Trotzdem können wir uns am Ende meistens auf eine gemeinsame Lösung oder einen gemeinsamen Vorschlag einigen. Daran ist es noch nicht gescheitert.

Wie beobachtest Du die Fortschritte der Projekte, die Ihr angeht?

Eigene kleine Projekte und Veranstaltungen können wir schon gut und schnell umsetzen. Andere Projekte sind natürlich auch von anderen Beteiligten, wie zum Beispiel dem Stadtrat, abhängig. Wir hatten uns im letzten Jahr mit einer Sammelmöglichkeit für Pfandflaschen beschäftigt, die man an einem Mülleimer anbringen kann. Das musste erstmal im Stadtrat besprochen werden, wo eines unserer Mitglieder eine Rede dazu gehalten hat. Das hat sich leider etwas hingezogen, weil es auch noch durch einen Dezernatsausschuss musste.

Fühlt Ihr Euch als Jugendparlament ernstgenommen?

Ich finde schon, dass wir von den meisten Institutionen in Trier ernstgenommen und als Meinungsquelle angesehen werden. Der Stadtrat hat beispielsweise darüber diskutiert, Monatshygieneartikel an Schulen anzubieten, wozu sie uns dann nach unserer Meinung gefragt haben. Der Oberbürgermeister ist auch immer offen für ein Gespräch und trifft sich einmal im Jahr mit uns. Bei Leuten in meinem Alter ist das Interesse am Jupa sehr unterschiedlich.

Denkst Du, dass Ihr genug Aufmerksamkeit bekommt, oder müsste von anderer Stelle, wie der Stadt oder den Schulen, mehr getan werden?

Wenn man sich die Wahlbeteiligung für das Jupa anschaut, sieht jeder, dass wir nicht alle Jugendlichen in Trier erreicht haben. Einige wissen vermutlich auch nicht, dass es das Jugendparlament gibt. An den Schulen, wo wir einige Parlamentarier haben, sind wir auch bekannt. Wo es weniger sind, wiederum eher nicht. Einige Schulen lassen eine Wahlwerbung fürs Jupa zu, da durften wir etwa auch durch Klassenräume gehen und Werbung machen. Bei manchen Schulen geht das nicht so gut. Da dürfen wir leider nicht viel werben, höchstens einen kleinen Stand in der Pause aufbauen und klar, da erreicht man deutlich weniger.

Wie war Dein Eindruck von dem Gespräch mit Wolfram Oberbürgermeister Leibe?

Ich fand es toll, dass er sich so viel Zeit für uns genommen hat. Er hat uns viele Sachen erklärt, die wir noch nicht wussten, wie zum Beispiel manche Abläufe innerhalb der Verwaltung sind und warum manche Sachen nicht einfach umgesetzt werden können. Er hat unsere Themen ernst genommen und weitergetragen und uns auch einige Tipps gegeben, an wen wir uns wenden können.

Wenn Du einen Wunsch an die Politik hättest, wie würde der lauten?

Von der Trierer Politik würde ich mir wünschen, dass man manche Dinge auch mit weniger Bürokratie erledigen könnte. Allgemein sonst natürlich ganz einfach den Weltfrieden, dass alle Menschen einfach miteinander klarkommen.

Zum Abschluss: Könntest Du Dir vorstellen, später auch mal in der Politik zu arbeiten?

Beruflich als Abgeordneter zu arbeiten, würde ich eher nicht wollen, aber ehrenamtlich kann ich mir das auch in Zukunft sehr gut vorstellen.

Das Gespräch führte Tobias Jakobs