Ältere Menschen erobern das Internet

Videotelefonate mit Freunden und Familie, Online-Banking und online einkaufen – immer mehr Dinge des täglichen Lebens verlagern sich in das Internet. Das Trierer Seniorenbüro macht ältere Triererinnen und Trierer gezielt fit für diese neuen Möglichkeiten.

Das Internet kann gerade auch für ältere Personen eine Chance sein – wenn sie die neue Technik in ihrem Tempo für sich entdecken können. Hierbei hilft ihnen das Seniorenbüro in der Kochstraße. Es hat sich 2019 dem bundesweiten Programm „Digitalkompass“ angeschlossen und schult seitdem Seniorinnen und Senioren im Umgang mit E-Mail, Tablet, Smartphone und allem was dazugehört.

Der Digital-Kompass ist ein Projekt der BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen und von „Deutschland sicher im Netz e.V.“ Sie stellt Materialien zur Verfügung und unterstützt damit die verschiedenen Standorte. In Trier ist der Standort an das Seniorenbüro angebunden, was ein großer Vorteil für alle Seiten ist: Die Anlaufstelle ist bereits bekannt und etabliert, außerdem existiert eine eingespielte Infrastruktur. Allein 2020 wandten sich fast 500 Menschen an das Digitalkompass-Team im Seniorenbüro. Die Strahlkraft, die das Projekt innerhalb kürzester Zeit nach innen und außen entwickelte und die nachhaltige Struktur überzeugten die BAGSO, Trier bereits nach einem Jahr Laufzeit als Best Practice-Beispiel auszuzeichnen.

Im Gespräch mit der Rathaus Zeitung erläutern die Verantwortlichen ihre Arbeitsweise: „Die ganze Arbeit wird ehrenamtlich geleistet“, macht Elisabeth Ruschel, Vorsitzende des Seniorenbüros-Trägervereins, deutlich. Projektleiterin Maria Dumrese ist es gelungen, eine Reihe von Fachleuten an sich zu binden, die als „Internetlotsen“ agieren. Sie bieten zum einen Einzelberatungen für konkrete Probleme an. Zum anderen führen sie Kurse für Einsteiger durch: Bis zu sechs Teilnehmende lernen an drei Terminen zu je zwei Stunden die wichtigsten Grundlagen, um im Internet zu surfen und Apps zu benutzen. In den Anfängerkursen wird mit gesponserten Tablets geübt, so dass niemand gleich ein eigenes Gerät kaufen muss.

Wie Handyparken funktioniert

Außerdem werden Schulungstermine zu Spezialthemen angeboten wie der Onleihe, mit der man digitale Medien der Stadtbücherei nutzen kann, zu digitalen Parktickets (Handyparken) oder zum Online-Banking. Bei der Wissensvermittlung achten die Internetlotsen immer darauf, auf das individuelle Lerntempo der Seniorinnen und Senioren einzugehen.

Im ersten Quartal 2021 hat das Digitalkompass-Team zudem viele Online-Veranstaltungen durchgeführt, um der Zielgruppe auch in der Corona-Pandemie etwas zu bieten. Diese soll es auch in Zukunft geben, als Ergänzung zu Terminen vor Ort, so Elisabeth Ruschel. Maria Dumrese stellt fest, dass Corona mit seinen Kontaktbeschränkungen viele Seniorinnen und Senioren auch in Trier dazu gebracht hat, sich erstmals richtig mit den neuen digitalen Möglichkeiten vertraut zu machen: Von Juli bis November 2020 wurden allein 20 Workshops durchgeführt.

Da immer mehr digitale Angebote existieren, ist das Projektteam froh über die Neugierde der Senioren. Schließlich seien Menschen ohne Internetanschluss auch von vielen Erfahrungen und Möglichkeiten ausgeschlossen. Ruschel nennt daher als ein Ziel ihrer Arbeit eine „gesellschaftliche Teilhabe durch digitale Teilhabe“.

Die Verantwortlichen haben weitere Pläne für die Zukunft: In Trier-Nord gibt es mittlerweile in Kooperation mit dem dortigen Bürgerhaus einen weiteren Standort, an dem Beratungen und Kurse stattfinden. In Trier-West und Heiligkreuz sollen in Kürze ebenfalls Anlaufstellen enstehen. Zudem ist ein Internetcafé in den Räumen des Seniorenbüros im Haus Franziskus in Planung.

Weitere Informationen zum Digitalkompass gibt es beim Seniorenbüro Trier, entweder online oder vor Ort in der Kochstraße 1a. Es gibt auch ein Programmheft mit allen aktuellen Kursen und Angeboten.

Britta Bauchhenß