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11.02.2014

Absage an die "Grüne Wiese"

Foto: Hochbetrieb in der Simeonstraße
Vor allem samstags herrscht traditionell Hochbetrieb in der Fußgängerzone, darunter in der Simeonstraße. Die Stärkung dieses Standorts ist zentrales Anliegen des Einzelhandelskonzepts 2025+.
Mit einem Jahresumsatz von knapp 1,1 Milliarden Euro ist der Einzelhandel ein unverzichtbarer Motor der Trierer Wirtschaft. Zur Stärkung des Standorts setzt die Stadt nicht auf Ansiedlungen auf der „Grünen Wiese“, sondern auf neue Sortimente und eine Verbesserung der Aufenthalts- und Servicequalität in der Innenstadt. Das geht aus dem jetzt vorliegenden Entwurf für das neue Einzelhandelskonzept hervor.

Das umfangreiche Papier nimmt in vielen Einzelanalysen eine aktuelle Bestandsaufnahme vor und geht der Frage nach, wie die Weichen zur Bewältigung der Zukunftsherausforderungen gemeistert werden können. Die umstrittene ECE-Ansiedlung, die im zurückliegenden Jahr für Aufregung sorgte, ist dabei lediglich ein Gesichtspunkt unter vielen. Bei der Präsentation des Konzeptentwurfs im Rahmen eines Pressegesprächs ist Oberbürgermeister Klaus Jensen um eine Versachlichung der Debatte bemüht: „ECE ja oder nein – das ist nicht die zentrale Frage, sondern es geht darum, ob wir überhaupt mehr Einzelhandelsfläche in der City brauchen oder nicht.“

Vom Tisch ist eine Entwicklung im Gebiet zwischen Viehmarkt und Südallee oder alternativ im Bereich Simeonstraße/Treviris-Passage also noch nicht. Die Kriterien werden in einer internen Arbeitsgruppe mit Mitgliedern aus Rat und Verwaltung erörtert, wobei neben dem Einzelhandel auch die Aspekte Wohnen, Kultur und öffentliche Infrastruktur behandelt werden.

Unabhängig von der Frage einer Neuansiedlung muss Trier nach Ansicht von Michael Karutz, der als externer Berater am Entwurf zum Einzelhandelskonzept mitgewirkt hat, in den kommenden Jahren die Angebotsqualität weiter verbessern. Zwar kann die Stadt nach wie vor auf eine einmalig hohe Einzelhandelszentralität verweisen: Die Hälfte ihrer Erlöse erzielen die Trierer Geschäftsleute durch den Kaufkraftzufluss aus dem Umland, wobei Luxemburg eine herausragende Rolle spielt. Dies könnte sich aber bald ändern, da in der Hauptstadt des Großherzogtums zwei Großprojekte mit einer Verkaufsfläche von zusammen über 50.000 Quadratmetern geplant sind. Zum Vergleich: Trier verfügte 2011 insgesamt über eine Verkaufsfläche von rund 360.000 Quadratmetern.

Eines der wichtigsten Ziele der Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts ist deshalb die „vielfältige Weiterentwicklung“ des Geschäftszentrums in der City. „Das ist ein eindeutiges Bekenntnis zu unserer Fußgängerzone und zugleich eine Absage an nicht integrierte Entwicklungen auf der Grünen Wiese“, betonte Wirtschaftsdezernent Thomas Egger bei der Vorstellung des gut 300 Seiten starken Entwurfs, der federführend von Dr. Johannes Weinand, Leiter des Amts für Stadtentwicklung und Statistik, erarbeitet wurde. Eine Empfehlung von Weinand und  Karutz lautet, den Trierer Branchenmix besser auszutarieren: Während in Segmenten wie Bekleidung, Schuhe und Elektronik eine Marktsättigung erreicht sei, bestehe in puncto Möbel und Sport Nachholbedarf. Die Stadt will ihren Beitrag leisten und die Aufenthaltsqualität in der Fußgängerzone anhand der Werbesatzung, des Lichtmasterplans und einer Änderung der Sondernutzungssatzung verbessern.

Das Einzelhandelskonzept nimmt aber auch die Stadtteile in den Blick mit dem Ziel, die Nahversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs für alle Einwohner sicherzustellen. Dazu ist ein abgestuftes Zentrenkonzept vorgesehen, mit dem je nach Standort die maximal zulässige Fläche und das Sortiment gesteuert wird. Wichtig ist dabei, dass in den Außenbezirken eine großflächige Konkurrenz zum typischen Warenangebot in der City ausgeschlossen wird. Die rechtsverbindliche Umsetzung dieser Vorgaben erfolgt in den Bebauungsplänen.

Der Entwurf des Einzelhandelskonzepts wird derzeit in den Ortsbeiräten behandelt. Zugleich stimmt sich das Rathaus mit der Planungsgemeinschaft Region Trier, den Nachbarstädten und im „Runden Tisch Einzelhandel“ mit Vertretern der Hwk, IHK, City-Initiative und des Einzelhandelsverbands ab. Nach weiteren Beratungen in den Ausschüssen ist der Stadtratsbeschluss des Einzelhandelkonzepts Trier 2025+ im zweiten Halbjahr 2014 vorgesehen.

 
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