Sprungmarken
21.06.2022

1300 Einzelteile und 200 Liter Wasser

Fachleute des THW nehmen die vormontierte Brücke, die mit einem Kran von der Straße ans Flussufer gehievt wird, „in Empfang“.
Fachleute des THW nehmen die vormontierte Brücke, die mit einem Kran von der Straße ans Flussufer gehievt wird, „in Empfang“.
Erfolgreicher Kraftakt in Ehrang: Nach der Installation einer Behelfsbrücke, die von der Friedhofstraße zur Kyllinsel führt, können bald Baumaschinen und Transporter den Fluss überqueren und Schäden der Flutkatastrophe von 2021 beseitigen. Für die Aktion, an der Einsatzkräfte des THW aus Trier, Bad Kreuznach und Bitburg beteiligt waren, musste die B 422 nach Kordel den ganzen Samstag gesperrt werden.

Um 18.01 Uhr hängt die Brücke an der Kette und bewegt sich langsam in die Höhe. Kranführer Karl Lamberti von der Firma Steil muss die 26 Tonnen schwere Stahlkonstruktion jetzt vorsichtig an einem Baum vorbeimanö-
vrieren. Es gelingt ihm, kein Ast wird abgebrochen, nur ein paar Blätter fallen zu Boden. Jetzt senkt sich die 16 Meter lange Brücke wieder ab und wird schließlich auf den Widerlagern an den Uferböschungen beidseits der Kyll platziert. Experten des Technischen Hilfswerks (THW) kümmern sich darum, dass die Brücke an den vorbereiteten Kontaktpunkten zentimetergenau einrastet.

Um 18.23 Uhr erhält Einsatzleiter Julian Lehnart vom THW Trier die Meldung, dass die Brücke sicher aufliegt, die Ketten an den vier Zugpunkten werden gelöst. „Ihr seid die Besten", gibt Lehnart in sein Funkgerät zurück. Lehnart, Tobias Knapp von der Brückenbaueinheit des THW Bad Kreuznach und Michael Eiden vom Amt StadtRaum Trier (SRT) geben sich erleichtert die Hand. Nach über elf Stunden Arbeit mit 29 Einsatzkräften bei mehr als 35 Grad im Schatten am Nachmittag ist der schwierigste Part erledigt.

Ähnliche provisorische Brücken wie jetzt in Ehrang kamen in den letzten Monaten in dem von der Flut noch viel schlimmer betroffenen Ahrtal zum Einsatz. Die 1311 Einzelteile der Brücke vom Typ „Krupp Delta" waren mit Schwertransportern aus zwei Lagern des Bundes nach Trier transferiert worden und wurden am Samstag vor Ort in der Friedhofstraße zusammengebaut. „Die Expertise dafür hat das THW, speziell die Einheit aus Bad Kreuznach, und wir sind den Kolleginnen und Kollegen sehr dankbar für die Amtshilfe", sagte Baudezernent Andreas Ludwig. Die Stadt stellte den Helferinnen und Helfern für die schweißtreibende Arbeit in der Sommerhitze mehr als 200 Wasserflaschen zur Verfügung.

Nach dem Abrücken des THW und dem Abbau des Krans konnte die Friedhofstraße am Samstag gegen 23 Uhr nach 18 Stunden Sperrung wieder frei gegeben werden. In den kommenden Wochen werden auf beiden Seiten der Brücke Zufahrtsstraßen und -rampen gebaut. Danach können die Räumarbeiten auf der Kyllinsel beginnen. Voraussichtlich bis Oktober wird abtriebsgefährdetes Treibgut, Müll und angelandetes Substrat von der Insel entfernt. Außerdem ist geplant, Querrillen und Entwässerungsmulden anzulegen, um bei einem künftigen Hochwasser Anlandungen zu minimieren und den Abfluss zu verbessern. Dabei werden rund 2750 Kubikmeter Erde bewegt. Michael Eiden betont: „Die einspurige Brücke darf nur von den Baustellenfahrzeugen befahren werden und ist für den öffentlichen Verkehr nicht freigegeben. Es gibt auch keine Fußgängersicherung."

Ralph Kießling