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05.10.2021

"Das Herz muss man schützen"

Roger Lewentz überreicht Wolfram Leibe den Förderbescheid für die erste Zone des urbanen Sicherheitskonzepts
Beim Ortstermin mit Baudezernent Andreas Ludwig (l.) und MdL Sven Teuber (2. v. l.) in der Liebfrauenstraße überreicht Innenminister Roger Lewentz (r.) den Förderbescheid für die erste Zone des urbanen Sicherheitskonzepts an OB Wolfram Leibe (2. v. r.). Die gelben Punkte auf dem Pflaster markieren die Standpunkte der Poller.
Sie sind 1,10 Meter hoch und können einen 12-Tonnen-Lkw in voller Fahrt aufhalten: In der Liebfrauenstraße werden jetzt die ersten Hochsicherheitspoller in Trier installiert. Die Barrieren sollen zum Weihnachtsmarkt fertig sein und gehören zum urbanen Sicherheitskonzept, mit dem die Fußgängerzone nach der Amokfahrt im Dezember 2020 besser geschützt werden soll. Die Landesregierung greift Trier bei der Umsetzung unter die Arme.

Infolge des Diskussionsprozesses nach der Amokfahrt, die fünf Menschenleben forderte, hatte der Trierer Stadtrat im April den Beschluss für das urbane Sicherheitskonzept gefasst, das bis 2024 Schritt für Schritt umgesetzt werden soll. Die Fußgängerzone und angrenzende Straßen werden in zehn Zonen mit insgesamt 40 Sicherungslinien aufgeteilt, die mit starren und versenkbaren Pollern oder festen Barrieren ausgestattet werden. Das können auch optisch ansprechende, aber dennoch massiv verankerte Bänke, Hochbeete, Sitzsteine oder Fahrradbügel sein. In den zehn Zonen soll es für den zugelassenen Autoverkehr, also vor allem Anlieger und Lieferanten, in der Regel nur eine Einfahrt und eine Ausfahrt geben. Eine „Überfahrt“ in benachbarte Zonen soll durch Barrieren unterbunden werden. Damit wird unter anderem verhindert, dass Fahrzeuge auf langen geraden Strecken eine hohe Geschwindigkeit erreichen können.

Die Kosten belaufen sich auf insgesamt 6,6 Millionen Euro, wobei Trier als Modellstadt wie auch Mainz und Bad Dürkheim mit einem 90-prozentigen Landeszuschuss rechnen darf. Einen ersten Förderbescheid für die Zone Domfreihof in Höhe von 675.000 Euro überreichte Innenminister Roger Lewentz am Montag an OB Wolfram Leibe. Der Minister betonte: „Wir setzen damit ein schnelles und eindeutiges Signal, dass wir die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger ganz hoch ansiedeln. Wir wollen aber auch weiterhin in einer freien Gesellschaft leben. Es geht also um einen Mittelweg zwischen Sicherung und Erreichbarkeit der Innenstädte und Trier soll hier beispielgebend sein.“

OB Leibe bedankte sich für die umfangreiche Unterstützung und erklärte: „Die Amokfahrt war eine traumatische Erfahrung für alle Einwohner unserer Stadt. Es gab daher einen großen Konsens, dass wir unabhängig von den Kosten tätig werden müssen, um den Bürgerinnen und Bürgern, aber auch unseren Gästen aus Nah und Fern, ein sicheres und entspanntes Flanieren in unserer historischen Altstadt zu ermöglichen. Hier in der City schlägt das Herz von Trier – und das Herz muss man besonders schützen.“ Beide Politiker betonten aber auch: Eine hundertprozentige Sicherheit kann es nicht geben.

Als erstes wird nun die Zone 3 rund um den Domfreihof in Angriff genommen. In der Liebfrauenstraße, auf Höhe der Weinstube Kesselstatt, entsteht eine Sicherungslinie mit sieben festen und zwei versenkbaren Hochsicherheitspollern, die vor allem dem Schutz von Veranstaltungen wie dem Weihnachtsmarkt oder Altstadtfest dient. Die starren Poller sind nur 30 Zentimeter tief im Boden verankert, können aber nach Angaben des Herstellers Zabag Security Engineering aus Grünhainichen im Erzgebirge trotzdem einem Terroranschlag mit einem Lkw standhalten. Für die versenkbaren Poller und die dazugehörige Steuerungstechnik ist ein zwei Meter tiefes Fundament erforderlich. Die weiteren Sicherungslinien in der Zone 3 sind am Rindertanzplatz/Sieh um dich, in der Windstraße, An der Meerkatz, Am Breitenstein und in der Sternstraße geplant. OB Wolfram Leibe ist es wichtig, die Interessen der Anwohner, Betriebe und Händler in die Detailplanung der Zufahrtsberechtigung rechtzeitig einzubeziehen. Der Stadtrat hat jetzt beschlossen, den Lieferverkehr auch weiterhin bis 11 Uhr zuzulassen, statt nur bis 10 Uhr wie ursprünglich geplant.

Ralph Kießling

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