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17.04.2024

Unesco würdigt grenzüberschreitendes Erbe aus der Zeit Karls des Großen 

Karolingische Handschriften aus fünf europäischen Länder in Trier ausgezeichnet

Übergabe der Urkunde über die Aufnahme des Ada-Evangeliars in das Weltdokumentenerbe.
Prof. Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission (Bildmitte), überreicht die Urkunde über die Aufnahme des Ada-Evangeliars in das Weltdokumentenerbe an OB Wolfram Leibe (l.) und die rheinland-pfälzische Innenstaatssekretärin Simone Schneider (2. v. l.). Das Ada-Evangeliar wird in der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek unter der Leitung von PD Dr. Francesco Roberg (2. v. r.) aufbewahrt. Prof. Konrad Elmshäuser (r.) ist stellvertretender Vorsitzender des deutschen Nominierungskomitees.

(em) Vor knapp einem Jahr hat die Unesco das Ada-Evangeliar in ihr Weltdokumentenerbe aufgenommen – gemeinsam mit anderen Werken, die wie die Trierer Prachthandschrift aus der Hofschule Kaiser Karls des Großen stammen. Jetzt überreichte die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Prof. Maria Böhmer, die entsprechenden Urkunden im Kurfürstlichen Palais an die Stadt Trier sowie an Vertreterinnen und Vertreter aus Paris und Abbéville (Frankreich), London (Großbritannien), Wien (Österreich) und Alba Julia (Rumänien).

Oberbürgermeister Wolfram Leibe betonte als Gastgeber, wie wichtig diese Auszeichnung für Trier ist und wies auf die europäische Dimension der Auszeichnung hin. Die Initiative, die zur Auszeichnung führte, sei „eine europäische Zusammenarbeit der besten Art“.  

Die für das kulturelle Erbe zuständige rheinland-pfälzische Innenstaatssekretärin Simone Schneider unterstrich ebenfalls die Wichtigkeit von Kultur: „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir weiterhin gemeinsam für die Förderung und den Zugang zur Kultur für alle eintreten. Besonders in diesen Zeiten ist die Bedeutung von Kunst und Kultur als verbindendes Element von unschätzbarem Wert. Daher ist es wichtig, das Ada-Evangeliar und andere historische Handschriften der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und zu erhalten.“

Prof. Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, wies darauf hin, dass das karolingische Erbe grenzüberschreitend sei und die Auszeichnung von Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Österreich und Rumänien gemeinsam vorangetrieben worden sei. Mehr noch: „Es besitzt weltweit Relevanz!“ Die Auszeichnung gehe mit der Verantwortung einher, dieses gemeinsame Erbe der Menschheit zu bewahren, zu vermitteln und weiterzuentwickeln.

Der stellvertretende Vorsitzende des deutschen Nominierungskomitees, Prof. Konrad Elmshäuser, dankte der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier, dass sie 2016 die Aufnahme dieser Handschriften beantragt habe. „Die karolingischen Handschriften, die uns heute hier zusammengeführt haben, sind ein weiterer, wunderbarer Baustein im Programm Memory of the World.“

PD. Dr. Francesco Roberg, Direktor der Wissenschaftlichen Bibliothek Trier, in der das Ada-Evangeliar aufbewahrt wird, begab sich mit kriminalistischem Spürsinn auf die Spuren Adas, die angeblich Äbtissin, Tochter König Pippins des Kurzen und Schwester Karls des Großen gewesen sein soll. Roberg entlarvte diese Überhöhung Adas als mittelalterliche Propaganda. Die vom Erzbistum Trier unabhängige, nur dem fränkischen König unterstellte Abtei St. Maximin habe die Herkunft Adas übertrieben, um ihr eigenes Prestige zu erhöhen und sich so gegen Übernahmeversuche des Trierer Erzbischofs zu wehren. „So entstand das Narrativ von der königlichen Tochter und kaiserlichen Schwester Ada“. Ohne Zweifel sei Ada aber reich, tiefreligiös und von vornehmer Herkunft gewesen. „Denn eine Prachthandschrift, für deren Blätter mehrere Dutzend Stück Vieh ihr Leben lassen müssen, die durchweg in goldener Tinte geschrieben und deren Deckel in ausgewalztes, vergoldetes Silber eingeschlagen ist, eine solche Handschrift herzustellen können nur wenige bezahlen.“

Die Schatzkammer der Wissenschaftlichen Bibliothek Trier in der Weberbach 25, in der neben dem Ada-Evangeliar zahlreiche weitere  Kostbarkeiten zu sehen sind, ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter www.stadtbibliothek-weberbach.de/schatzkammer

 
Bildergalerie
  • Übergabe der Urkunde über die Aufnahme des Ada-Evangeliars in das Weltdokumentenerbe.
  • Zur feierlichen Aufnahme von Handschriften aus der Hofschule Karls des Großen waren Vertreterinnen und Vertreter von Bibliotheken und Archiven aus Paris, Abbeville, Wien, London und Bukarest nach Trier gereist und präsentieren hier ihre Urkunden
  • Der Festakt zur Aufnahme von Handschriften aud der Hofschule Karls des Großen in das Weltdokumentenerbe fand im voll besetzten Rokoko-Saal des Kurfürstlichen Palais statt.