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23.04.2024

907 Straßennamen unter der Lupe

Die vier Mitglieder der Kommission präsentieren ihren Zwischenbericht
Sie stellten den Zwischenbericht der Kommission zur Prüfung der Straßennamen vor: Kulturdezernent Markus Nöhl, Professorin Christel Baltes-Löhr, Dr. Thomas Grotum und PD Dr. Francesco Roberg (v. l.).

Im Zuge der Umbenennung der Hindenburg- in Gerty-Spies-Straße hatte der Stadtrat die Verwaltung beauftragt, ein Konzept zur Erarbeitung eines Kriterienkatalogs zu erstellen, mit dem die Trierer Straßennamen untersucht werden sollen. Seither arbeitet eine Fachkommission an einem Konzept und daran, die Straßennamen auf eine belastete Historie zu überprüfen. Jetzt legte die Fachkommission ihren Zwischenbericht vor. 

Die 16-köpfige Kommission, der sowohl Mitglieder des Stadtrats als auch  Menschen aus Verwaltung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft angehören, sichtete und bewertete in den vergangenen zwei Jahren alle 907 Straßennamen Triers. Zur Vorbereitung der Sitzungen wurde eine „kleine Straßenkommission“ eingerichtet, die aus fünf Mitgliedern besteht. 

Eingeordnet werden die Straßen in insgesamt vier Kategorien: Bei Straßen, die in Kategorie 1 fallen, wird eine Umbenennung empfohlen. In Kategorie 2 sehen die Expertinnen und Experten einen dringenden Informationsbedarf. Dieser soll zeitnah durch ein erläuterndes Schild an der Straße und einen QR-Code mit Verlinkung zu einer historischen Einordnung gedeckt werden. Straßen der Kategorien 3 und 4 sollen lediglich einen QR-Code erhalten, um über die historischen Hintergründe zu informieren.

Quintessenz ist, dass die Fachkommission für keine Straße in Trier eine Umbenennung empfiehlt – also wird keine Straße der ersten Kategorie zugeordnet. „Trotz teils kontroverser Debatten“, wie Kulturdezernent Markus Nöhl bei einer Pressekonferenz vergangene Woche erläuterte. In den Diskussionen habe sich gezeigt, dass zwar einige Personen – nach denen Straßen benannt sind – historisch kritisch zu bewerten seien, jedoch habe die Mehrheit des Gremiums die historische Einordnung der Namensträger und ihrer Funktionen durch Schilder und einen QR-Code präferiert. Insgesamt ordnete die Kommission neun Straßennamen der Kategorie 2, sowie jeweils zwölf den Kategorien 3 und 4 zu. 

Nöhl betonte, dass langfristig alle Straßen mit einem QR-Code ausgestattet werden sollen, damit die Menschen sich ein eigenes Bild über die Bedeutung aller Straßennamen machen können. Die Rolle des Gremiums umriss der Kulturdezernent folgendermaßen: „Wir geben Ratschläge an die Entscheidungsgremien wie den Stadtrat, die Verwaltung oder die Ortsbeiräte. Diese entscheiden, was aus unseren Empfehlungen wird.“ Wie der Name des Berichts schon sagt, ist die Arbeit der Kommission mit dem Zwischenbericht noch nicht abgeschlossen. Nun geht es darum, Kurzgutachten zu Personen zu schreiben, die sich auch für die anzubringenden Schilder neben den Straßennamen eignen. 

Die Kommission gab auch Empfehlungen für den künftige Benennung von Straßen: Demnach sollte diese zunächst einmal eindeutig, gut verständlich und einprägsam sein. Zudem rät das Gremium, mit Benennungen nach Personen zurückhaltend umzugehen und die Verwendung von Frauennamen sollte eine höhere Priorität genießen.

Auf einen Blick

  • Kategorie 1 (Umbenennung empfehlenswert): keine Straße.
  • Kategorie 2 (Dringender Informationsbedarf, Schild und QR-Code): Auf Mohrbüsch, Bornewasserstraße, Dasbachstraße, Hanns-Martin-Schleyer-Straße, Heinz-Tietjen-Weg, Kaiser-Wilhelm-Brücke, Mohrenkopfstraße, Mohrs Gässchen und Tessenowstraße.
  • Kategorie 3 (Hoher Informationsbedarf, QR-Code soll zügig über historische Hintergründe informieren): Bismarckstraße, Blücherstraße, Dietrich-Flade-Straße, Fritz-von-Wille-Straße, Heinrich-Lübke-Straße, Jahnstraße, Karl-Marx-Straße, Karl-Carstens-Straße, Martin-Luther-Platz, Napoleonsbrücke, Pacelli-Ufer und Roonstraße.
  • Kategorie 4 (Informationsbedarf, QR-Code soll über historische Hintergründe informieren): Breslauer Straße, Clemens-Wenzeslaus- Straße, Frauenstraße, Im Nonnenfeld, Kronprinzenstraße, Memelstraße, Ostpreussenstraße, Pommernstraße, Sachsenstraße, Schlesienstraße, Stegerwaldstraße und Sudetenstraße.

Björn Gutheil