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19.07.2022

Windkraft: Trier will Beitrag leisten

Windkraftanlagen in der Nähe von Trierweiler
Bisher liegen alle Standorte für Windkraftanlagen in der Region Trier außerhalb des Stadtgebiets, zum Beispiel in der Nähe von Trierweiler (Foto).
2,2 Prozent der Fläche von Rheinland-Pfalz sollen künftig für den Bau von Windkraftanlagen ausgewiesen werden. So lautet die neue gesetzliche Vorgabe des Bundes, um den Klimaschutz zu verbessern und die Versorgung unabhängig von Importen fossiler Energieträger zu sichern. Auch Städte wie Trier werden ihren Beitrag leisten müssen. Deshalb steht jetzt die Fortschreibung des Flächennutzungsplans auf der Tagesordnung.

Ziel ist, dass der Stadtrat im zweiten Quartal 2023 die geänderte Fassung des Kapitels „Windenergieanlagen" im Flächennutzungsplan (FNP) beschließt. Das bestätigten OB Wolfram Leibe und Baudezernent Andreas Ludwig in einer von den Grünen initiierten Debatte im Stadtrat. Das heißt: Es werden konkret Flächen innerhalb des Stadtgebiets festgelegt, auf denen Windräder gebaut werden können. Ratsmitglied Thorsten Kretzer (Bündnis 90/Die Grünen) betonte: „Angesichts der akuten Klima- und Energiekrise dürfen wir die Energiewende in Trier nicht weiter vor uns herschieben. Es ist an der Zeit, dass wir unsere Hausaufgaben machen."

Die Ampelkoalition in Berlin hat sich darauf verständigt, dass dem Windkraftausbau künftig ein „überragendes öffentliches Interesse" zukommt. Zwei Prozent des Bundesgebiets sind dafür vorgesehen, wobei für die einzelnen Bundesländer unterschiedliche Flächenanteile geplant sind. In Rheinland-Pfalz sollen es 2,2 Prozent sein. Die Landesregierung wird den Landesentwicklungsplan (LEP IV) entsprechend anpassen müssen. Am LEP IV wiederum orientieren sich die Kommunen in ihrer Bauleitplanung.

Im städtischen Amt für Stadt- und Verkehrsplanung geht man davon aus, dass sich der Mindestabstand zu Wohnsiedlungen für größere Wind-
räder von derzeit 1100 auf 800 bis 900 Meter verringern wird. Dadurch ergeben sich mehr potenzielle Standorte. Im ersten Entwurf für die Fortschreibung des FNP waren nur zwei Flächen ausgewiesen. OB Leibe fasste zusammen: „Wir profitieren bisher sehr stark von der erneuerbaren Energie aus dem Landkreis. Es ist wichtig, dass wir ein Signal setzen und uns auch in puncto Windkraft engagieren."

Über den Handlungsbedarf waren sich die Sprecherinnen und Sprecher der Fraktionen einig. Dr. Elisabeth Tressel (CDU) hob neben der Bedeutung der Windkraft für den Klimaschutz und die Energiesicherheit auch die Chance zur Wertschöpfung in Trier hervor. „Es wird zwar in Trier keine riesigen Potenzialflächen geben, aber jede einzelne Anlage ist sinnvoll", sagte Rainer Lehnart (SPD).

Jörg Johann (Die Linke) mahnte eine bessere Personalausstattung der Stadtplanung am, um Prozesse zu beschleunigen. Auch für Tobias Schneider (FDP) ist klar: „Trier muss einen Beitrag leisten. Angesichts der dünnen Personaldecke in der Planungsabteilung sollten wir uns aber einen realistischen Zeithorizont setzen und andere wichtige Projekte nicht aufschieben."

Die Themen Windkraft in Trier und die Fortschreibung des FNP sind für die ersten Sitzungen der zuständigen Gremien nach der Sommerpause bereits fest eingeplant. Dann wird es auch erste Vorschläge geben, welche Flächen konkret ausgewiesen werden sollen. Danach startet die erste Beteiligungsrunde für die Öffentlichkeit und Behörden. Nach der Einarbeitung und Abwägung der Anregungen wäre dann der Beschluss über die öffentliche Auslegung der nächste Schritt.

Ralph Kießling