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08.03.2022

„Eine Zeitkapsel für unsere Stadt“

Ein sehr altes Buch liegt aufgeklappt auf einer roten Samtunterlage. Zeilen des Buches sind geschwärzt und unleserlich gemacht worden.
In früheren Zeiten überprüften Zensoren Bücher, bevor diese freigegeben wurden. Informationen, die nicht zum herrschenden Weltbild oder zur Staatsräson passten, wurden entfernt. Foto: Stadtarchiv Trier/Anja Runkel

Ein Buch an der Kette, gefälschte Urkunden, zensierte Bücher, brisante Akten oder Propagandafotos: All das konnten Besucherinnen und Besucher am Tag der Archive am vergangenen Samstag im Stadtarchiv sehen. Zusätzlich gab es eine Einführung in die Archivarbeit, einen Blick hinter die Kulissen und Führungen durch die Schatzkammer, in der Handschriften von Weltrang aufbewahrt werden.

„Unser Stadtarchiv ist das Gedächtnis unserer Stadtgesellschaft, es bewahrt das Handeln und Wirken unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger auf und ist damit Teil unserer städtischen Identität. Eine Zeitkapsel für unsere Stadt“, sagte Kulturdezernent Markus Nöhl, der sich zur ersten Führung während des Tags der Archive angemeldet hatte. Nöhl betonte, dass solche Tage wichtig seien, um den Bürgerinnen und Bürgern die Bedeutung solcher Einrichtungen deutlich zu machen: „Hier werden nicht nur kunsthistorische Schätze oder kuriose Sachen aufbewahrt, hier finden sie auch Akten und Unterlagen, die nützlich sind.“ So gebe es Bauakten, die für Hausbesitzer wichtig sein könnten, oder auch Meldeakten, die für die Erforschung der Familiengeschichte von großem Wert seien. Zudem sei das Stadtarchiv ein sehr offener Ort: „Hier kann jeder Bürger und jede Bürgerin herkommen und sich auf vielfältigste Weise informieren.“

Der Tag der Archive findet alle zwei Jahre bundesweit statt. Er stand dieses Mal unter dem Motto „Fakten, Geschichten, Kurioses“. Dr. Simone Fugger von dem Rech, seit Herbst vergangenen Jahres Leiterin des Stadtarchivs, erklärte den Besucherinnen und Besuchern, welche gefälschten Urkunden, zensierten Bücher oder brisante Akten und Propagandafotos sich in den Regalen und Magazinen des Stadtarchivs in der Weberbach finden. So war ein Buch aus der frühen Neuzeit zu sehen, aus dem Zensoren Teile herausgeschnitten haben. Aber auch eine aufwändig gefälschte Urkunde aus dem Jahr 1276, mit der Besitzansprüche dokumentiert werden sollten, die ältesten erhaltenen Stadtratsprotokolle aus dem Jahr 1592 oder die Urkunde der Partnerschaft mit Metz oder die Personalakte von Albert von Bruchhausen, der von 1904 bis 1927 Oberbürgermeister von Trier war.

Auch der Besuch der Schatzkammer war frei. Dort sind die größten Kostbarkeiten aufbewahrt und ausgestellt, darunter auch der Egbert-Kodex, eine Handschrift aus dem 10. Jahrhundert, die zum Unesco-Welterbe gehört oder das kostbare Ada-Evangeliar vom Hof Karls des Großen.

Weitere Infos: www.stadtbibliothek-weberbach.de/stadtarchiv/

Ernst Mettlach

 
Bildergalerie
  • Ein sehr altes Buch liegt aufgeklappt auf einer roten Samtunterlage. Zeilen des Buches sind geschwärzt und unleserlich gemacht worden.
  • Archivleiterin Dr. Simone Fugger von dem Rech und Bibliotheksdirektor Professor Michael Embach führen die Gäste durch Archiv und Bibliothek.