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25.10.2021

Neue Leiterin des Stadtarchivs plant weitere Öffnung

Dr. Simone Fugger von dem Rech
Dr. Simone Fugger von dem Rech trat am 1. September die Nachfolge des langjährigen Archivleiters Bernhard Simon an.

Seit 1. September leitet Dr. Simone Fugger von dem Rech das Stadtarchiv. Die Kunsthistorikerin, die ein postgraduales Studium der Archivwissenschaft absolvierte, stammt aus dem Sauerland, studierte unter anderem in Münster und leitete zuletzt das Archiv und die Kustodie der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Im Interview geht sie auf ihre ersten Eindrücke und ihr Konzept zur Weiterentwicklung des Archivs ein.

Sie haben schon in anderen Bereichen gearbeitet, darunter bei einer Tageszeitung und einem Museum. Wie wollen Sie davon jetzt profitieren?

Dr. Simone Fugger von dem Rech: Öffentlichkeitsarbeit ist ein integraler Bestandteil der Archivarbeit. Hier kann ich vielfältige Erfahrungen einbringen, auch in der Didaktik und Vermittlung. Da bin ich nach dem Start direkt eingestiegen, bei einem Rundgang mit einer Gruppe vom Gymnasium Konz. Nächstes Jahr planen wir zum Gedenktag am 27. Januar ein interessantes Projekt mit der Universität und der Hochschule zur Erinnerung an die Holocaust-Opfer.

Warum haben Sie sich in Trier beworben?

Es ist für mich besonders reizvoll, in einem Archiv zu arbeiten, das mit der wissenschaftlichen Stadtbibliothek eine organisatorische Einheit bildet – ein Alleinstellungsmerkmal. Zudem gibt es mit der Schatzkammer einen sehr schönen Ausstellungsbereich, der auch mit Objekten des Archivs bestückt ist. Bei meiner Arbeit in Dresden hat mir etwas der Kontakt mit älteren Archivbeständen gefehlt. Da hat Trier mit seinen wertvollen historischen Beständen sehr viel zu bieten. Ich habe auch für meine Dissertation über ein Thema aus der Zeit zwischen dem Hochmittelalter und der Frühen Neuzeit gearbeitet. Zudem habe ich meine Laufbahn an einer Behörde der kommunalen Archivpflege begonnen und kehre in Trier somit gewissermaßen zu meinen beruflichen Anfängen zurück. Das Archiv spielt eine wichtige Rolle für das Selbstverständnis der Triererinnen und Trierer. Außerdem hatte ich in Dresden eine Einzelstelle. Jetzt arbeite ich wieder in einem Team. Gerade der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen im Haus, aber auch mit dem Stadtmuseum und weiteren städtischen Einrichtungen sowie der Universität und der Hochschule reizt mich sehr.

Was sind die größten Herausforderungen?

Wir müssen mit dem Mitarbeiterstamm von drei Personen sehr vielfältige Aufgaben bewältigen. Da braucht man ein gutes Archivmanagement und Teamwork. Die Bestände sind zu erhalten und zu pflegen. Bei der Magazinierung müssen wir sicherstellen, genug Erweiterungsflächen zu haben. Hinzu kommen die Aufgaben des Archivs als Dienstleister – für die Stadt als Träger, aber auch für die Bürgerschaft. Es hat einen Bildungsauftrag, soll die junge Generation an Originalquellen heranführen. In einer Zeit von Fake News ist ein kompetenter Umgang mit Originalquellen sehr wichtig und hilfreich. Meine Arbeit hier ist sehr schön, aber auch herausfordernd. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen und habe die Entscheidung für Trier nicht bereut.

Wie wollen Sie die Digitalisierung der Bestände voranbringen?

Erfreulicherweise wurde im Juli eine Kooperation mit der Uni vereinbart. Daher haben wir jetzt zum Beispiel einen Hochleistungsscanner auch für größere Vorlagen. Die Bestände müssen insgesamt durch Digitalisate gesichert werden. Je seltener man die Originale in die Hand nimmt, desto besser sind sie geschützt. Das muss personell abgefedert werden. Zum Glück können wir zumindest eine Stelle im November nachbesetzen. Es kommen sehr viele Reproduktionsanfragen von außen, zur Familienforschung, aber auch zu Bauakten. Wir brauchen für die Digitalisate Speicherplatz, der viel kostet. Auf Dauer werden wir nicht darum herumkommen, größere Kapazitäten bereitzuhalten. Zudem muss geklärt werden, wie elektronisch generiertes Schriftgut, etwa aus Vorgangsbearbeitungen, in der Verwaltung langfristig gesichert werden kann. Wir wollen, dass auch in 50 Jahren alle Aktivitäten der Stadtverwaltung dokumentiert sind. Unser Archiv ist also nicht so rückwärtsgewandt, wie manche denken.

Wie kann das Trierer Stadtarchiv sein Profil schärfen?

Wir sind keine elitäre Einrichtung, sondern eine zum Anfassen und ein Ort der Begegnung – mit unseren Kundinnen und Kunden, aber auch mit der echten Information in den Originalen. Das ist durch nichts zu ersetzen. Das Bild eines Informations- und Wissensspeichers, das der Philosoph Michel Foucault geprägt hat, passt dafür sehr gut. Es werden nicht nur Inhalte für den wissenschaftlichen Elfenbeinturm gesammelt. Unseren bewährten Schwerpunkt Stadtgeschichte bauen wir aus, unter anderem durch weitere Nachlässe. Diese Qualität müssen wir dauerhaft sichern und am Puls der Zeit sein. Für solche wie auch für andere Projekte müssen wir zudem verstärkt Drittmittel einwerben. Diese Gelder werden für gezielte Ankäufe oder weitere Digitalisierungen genutzt.

Wie kann der Zugang zum Archiv für verschiedene Zielgruppen verbessert werden?

Öffentlichkeitsarbeit in ihren verschiedenen Formen ist entscheidend, um unsere Sichtbarkeit und die öffentliche Wahrnehmung zu verbessern. Um noch bekannter zu werden und die Kundenzahlen weiter zu steigern, müssen wir unsere Internetseitseite (www.stadtbibliothek-trier.de) modernisieren sowie unsere Leistungen und Angebote noch pointierter darstellen. Die Rubrik zum Objekt des Monats auf der Webseite könnten wir sehr gut ausbauen und dafür auch Social Media-Kanäle, vor allem Instagram, nutzen. So könnten wir neue, vor allem jüngere Zielgruppen erreichen, brauchen aber auch interessante und attraktiv aufbereitete Inhalte. Man muss hier sehr genau überlegen, welche Optionen man nutzt, denn der Qualitätsanspruch steht über allem. Meine Kollegin Dr. Magdalena Palica von der Wissenschaftlichen Bibliothek und ich erarbeiten derzeit ein neues Konzept fürs Haus.

Planen Sie neue Veranstaltungsformen für das Archiv?

Corona war ein sehr großer Einschnitt und hat für viele Probleme gesorgt. Der Kontakt zu den Kundinnen und Kunden hat sehr gefehlt. Das kann man auch nicht durch einen Instagram-Post ersetzen. Wir setzen unsere Vortragsreihe fort. 2022 wird sich das Stadtarchiv am bundesweiten Tag der Archive beteiligen. Gerade Tage der Offenen Tür bieten viele Möglichkeiten der Kommunikation mit der Stadtgesellschaft, um unsere tägliche Arbeit zu präsentieren. Das Ausstellungsformat im Foyer wird auch mit Beständen des Archivs stetig weiterentwickelt.

Das Gespräch führte Petra Lohse

Unter Downloads finden Sie das zur Veröffentlichung freigegebene Foto in hoher Auflösung. Bitte geben Sie als Bildnachweis „Presseamt Trier“ an.

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