Sprungmarken
21.11.2022

Ein Zeichen guter Nachbarschaft

Porträtfotos Claudine Moulin und Alex Rollinger
Claudine Moulin und Alexandre Rollinger erhielten des Ehrenbrief der Stadt Trier.

Es hätte niemanden gewundert, wenn die Verleihung der Ehrenbriefe komplett auf Letzeburgisch abgelaufen wäre – schließlich war ein guter Teil der Besucher im Kurfürstlichen Palais aus dem Großherzogtum. Geehrt wurden mit Professorin Claudine Moulin und Alexandre Rollinger gleich zwei in Luxemburg geborene Bürger Triers, die sich in besonderer Weise ums Gemeinswohl verdient gemacht haben. OB Wolfram Leibe stellte in seiner Begrüßung die enge Verbindung von Moulin und Rollinger mit Trier heraus und ihr großes Engagement auf zwei allerdings ganz unterschiedlichen Feldern.

Als Laudator für Claudine Moulin war eigentlich Professor Michael Embach vorgesehen, Leiter der Wissenschaftlichen Bibliothek und damit enger Weggefährte der Sprachwissenschaftlerin. Weil Embach von einer wichtigen Mission in Sachen Ada- Evangeliar noch nicht zurück war, schickte Leibe kurzerhand seine Frau, Professorin Andrea Sand, zur Laudatio ans Rednerpult. Moulin und die Wissenschaftliche Bibliothek seien ein Dream-Team, sagte Sand, Moulin eine ideale Botschafterin für die Trierer Mittelalterkultur. Dabei sei sie nicht nur auf die Historie orientiert, sondern über ihre „Pionierleistungen auf dem Feld des Erhalts von Handschriften aus dem Mittelalter" in mehreren Digitalisierungsprojekten auch auf die Zukunft.

Gegenwart und Zukunft zu verändern, das sei auch ein Antrieb von Alexandre Rollinger gewesen, sagte Kulturdezernent Markus Nöhl als Laudator auf den langjährigen Geschäftsführer des queeren Zentrums
Schmit-Z. Diffaminierungen, Ausgrenzungen, Anfeindungen – das sei noch in den 70er- und 80er-Jahren die gesellschaftliche Stimmung gegenüber queeren Menschen gewesen. Trier habe sich verändert, sei dank des Schmitz-Z bunter und vielfältiger geworden. Der 1993 gegründete Verein habe einen Anlaufpunkt für queere Menschen geschaffen, wirke mit Rosa Sitzung, CSD und Queergarten aber auch breit in die Gesellschaft. Rollinger sei ein maßgeblicher Protagonist der Bewegung, sagte Nöhl, „sein Engagement, sein Einsatz, sein Herz setzten Wegmarken".

Moulin und Rollinger zeigten sich bewegt und dankbar für die Ehrung und genossen die festliche, aber zugleich lockere Feier mit Freunden, Familie, Vertretern des Stadtrates und dem Stadtvorstand bei Musik von Reza Solimani und den eigens aus Berlin angereisten Protagonisten der „Operette für zwei schwule Tenöre", Daniel P. Witte und Tim Stolte. 

Claudine Moulin

Professorin Claudine Moulin ist gebürtige Luxemburgerin. Sie studierte Germanistik und Anglistik in Brüssel und Bamberg, wo sie 1989 promovierte. Die Habilitation folgte 1999 in Bamberg. Nach Professuren an der Université du Luxembourg erhielt sie 2003 eine C4-Professur für Ältere Deutsche Philologie an der Uni Trier. Sie ist Gründungsmitglied und stellvertretende Sprecherin des Trierer Kollegs für Mittelalter und Frühe Neuzeit und Mitglied im Vorstand des Forums für Sprache und Kommunikation der Uni Trier.

Alexandre Rollinger

Alex Rollinger, so kennen ihn die meisten in Trier, wurde als Alexandre Rollinger in Luxemburg geboren, wo er zunächst eine religionspädagogische Ausbildung machte. Er lebte sechs Jahre als Mönch, unter anderem in Paris. Nach der Beendigung seines Ordenslebens absolvierte er eine Ausbildung zum Sozialerzieher und arbeitete in einem Heim für Menschen mit geistiger Behinderung. Seit 30 Jahren lebt er in Trier und hatte maßgeblichen Anteil am Aufbau des Schmit-Z, des queeren Zentrums in Trier.