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26.03.2019

Triers Weg in eine nachhaltige Zukunft

Ein Teil der an der Erstellung des Aktionsplans Entwicklungspolitik beteiligten Personen präsentiert das Werk in den Viehmarktthermen. Mit dabei sind OB Wolfram Leibe und Innenminister Roger Lewentz (beide Mitte).
Ein Teil der an der Erstellung des Aktionsplans Entwicklungspolitik beteiligten Personen präsentiert das Werk in den Viehmarktthermen. Mit dabei sind OB Wolfram Leibe und Innenminister Roger Lewentz (beide Mitte).

Trier ist Vorreiter: Als erste Kommune in Deutschland hat die Stadt einen Aktionsplan Entwicklungspolitik erstellt, mit dem eine bessere Zukunft gestaltet werden soll. Die feierliche Präsentation des 193 Maßnahmen umfassenden Dokuments fand mit lauten Trommelklängen und wilden Rhythmen aus Afrika statt.

Das Hope Theatre aus Kenias Hauptstadt Nairobi sorgte für die passende Stimmung in den Viehmarktthermen. Die sozialpolitische Theatergruppe, die sich vor zehn Jahren in den Slums der Millionen-Stadt gründete, zeigte unter lautem Trommeln beeindruckende Tänze. Ihr Wirken geht aber weit über Tanzen hinaus, ist das Hope Theatre doch eine Nichtregierungsorganisation, die sich vielfältig in Kenia engagiert, um das Leben der Menschen dort zu verbessern und die Zukunft des Landes positiv zu gestalten.

Die Zukunft positiv und nachhaltig gestalten, genau das ist auch das Ziel des kommunalen Aktionsplans Entwicklungspolitik, den ersten seiner Art in ganz Deutschland, der vergangene Woche in den Viehmarktthermen präsentiert wurde. OB Wolfram Leibe betonte die Verantwortung Triers: „Die Welt ist eine ‚Limited Edition‘. Unsere Ressourcen sind beschränkt und wir müssen vorsichtig damit umgehen. Trier kann einen kleinen Teil dazu beitragen, die Welt ein bisschen besser zu machen." Hierzu – so der OB weiter – müsse man Dinge konkret auf den Weg bringen. Genau dafür gibt es den Aktionsplan Entwicklungspolitik: Er umfasst 193 konkrete Maßnahmen, deren Bandbreite sehr vielfältig ist. Sie reicht von einer Reduzierung des Papierverbrauchs und der noch stärkeren Nutzung von Recyclingpapier über die Etablierung eines Becherpfand-Systems, die Prüfung neuer ÖPNV-Ticketmodelle, die Begrünung von Gebäuden bis hin zur Organisation einer Begegnungsreise nach Kenia. Die Zielerreichung soll jährlich überprüft werden. Grundlage des Aktionsplans sind 17 globale Entwicklungsziele für Nachhaltigkeit und zur Armutsbekämpfung, die die Vereinten Nationen 2015 verabschiedet haben. Die Kommunen sind aufgerufen, sich für deren Umsetzung auf lokaler Ebene einzusetzen.

Start im Oktober 2017

Wie der Aktionsplan Entwicklungspolitik entstanden ist, erläuterten Lea Horak, Koordinatorin für kommunale Entwicklungspolitik im Rathaus, die den Prozess federführend begleitete, und Sophie Lungershausen, Geschäftsführerin der Lokalen Agenda 21. Startpunkt war die Auftaktveranstaltung im Oktober 2017, bei der 140 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erste Visionen für ein faires und nachhaltiges Trier im Jahr 2024 skizzierten. Hierbei kristallisierten sich vier Themenfelder heraus: „Trier fair", „Trier international", „Trier engagiert" sowie „Trier umwelt- und klimafreundlich".

Bis September 2018 entwickelten rund 80 Personen aus Institutionen, Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft in 13 Arbeitssitzungen Ziele und Maßnahmen für die nachhaltige Zukunft Triers. Neben neuen Ansätzen lag der Schwerpunkt darauf, bereits vorhandene Ideen und Konzepte aufzugreifen und Akteure zu vernetzen. Die Bürgerinnen und Bürger wurden über zahlreiche Kanäle und bei mehreren Festen und Aktionen über den Prozess informiert und zum Mitwirken eingeladen. Ab Juni 2018 konnten sie auf www.trier-mitgestalten.de neue Vorschläge eingeben und die bereits bestehenden kommentieren. Im August konnten alle Vorschläge bewertet werden. Insgesamt gingen 37 neue Vorschläge ein und es wurden gut 30.000 Bewertungen vorgenommen. Der Stadtrat, dessen Fraktionen den Prozess bereits zuvor aktiv begleiteten, brachte schließlich im Januar den Aktionsplan einstimmig auf den Weg.

Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz bezeichnete den umfassenden Beteiligungsprozess als „vorbildlich": „Sie sind damit Vorbild für Rheinland-Pfalz und ganz Deutschland. Dass Trier sich als erste Stadt auf den Weg gemacht hat, macht uns stolz." Andere Städte, die ähnliches vorhaben, müssten sich an Trier orientieren, zeigte sich der Innenminister überzeugt.

Björn Gutheil