Der Digital-Kompass soll durch maßgeschneiderte Schulungen und Beratungen älteren Menschen den Einstieg in die digitale Welt erleichtern. Das Projekt der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen und von „Deutschland sicher im Netz e.V.“ setzt in Trier das Seniorenbüro um. Die Vorsitzende Elisabeth Ruschel und Projektleiterin Maria Dumrese ziehen in der Rathaus Zeitung (RaZ) eine Zwischenbilanz.
RaZ: Warum hat sich das Seniorenbüro im August 2019 dem bundesweiten Digitalkompass angeschlossen?
Dumrese: Wir hatten gemerkt, dass es für solche niedrigschwelligen Angebote eine unheimliche Nachfrage gibt – bei den Einzelberatungen und den Workshops – auch in den Stadtteilen. Ein solcher Ansatz ist wichtig, weil es viele Ängste und Vorbehalte gibt. Viele schrecken zum Beispiel schon mit 60 vor dem Online-Banking zurück, weil sie das für zu gefährlich halten.
Wie fällt Ihr Fazit aus?
Ruschel: Das hat sich absolut gelohnt. Wir haben das schon kurz nach dem Start in der Corona-Zeit gemerkt. Da hatten wir den größten Zuspruch, weil ältere Menschen mit ihren entfernt lebenden Kindern in Kontakt bleiben wollten, etwa über Facetime. Vielen Senioren wurden von ihren Angehörigen Tablets oder Handys geschenkt. Diesen Effekt von Corona wollen wir langfristig nutzen. Bei uns können ältere Menschen in einem geschützten Raum mit ihrem Tempo lernen. Sie müssen nicht mit anderen konkurrieren, wo sie denken, ohnehin nicht mitzukommen. Daher haben wir mit unseren Angeboten keine Konkurrenz und freuen uns über den Zuspruch.
Wäre es sinnvoll, Ihre Angebote mit denen anderer Anbieter, wie der VHS, zu vernetzen?
Dumrese: Das macht absolut Sinn. Das ist bei der VHS ein anderes Format mit einem komprimierten Ansatz und eine gute Ergänzung zu unserem Programm. Das eine greift in das andere über. Wichtig ist unser alltagsorientierter Ansatz, zum Beispiel mit einem kleinen Workshop unter dem Motto „Wie bezahle ich an der Parkuhr?“ oder „Wie kann ich eine Reise online buchen und welche Angebote kann ich unterwegs nutzen?“
Ruschel: Wir empfehlen uns untereinander und es gibt keine Konkurrenz.
Dumrese: Wenn es nötig ist, verweisen wir direkt an passende Angebote anderer Einrichtungen, zum Beispiel die Onleihe der Stadtbücherei im Palais Walderdorff.
Gibt es größere Unterschiede zwischen den Stadtteilen?
Ruschel: Ja, das stimmt.
Dumrese: In Mariahof ist es sehr schwer, Interessierte zu finden, obwohl es eine Gemeinwesenarbeit gibt und die Angebote kostenlos sind. Beim Internetcafé, wollen wir im März erneut einen Anlauf starten. Ähnlich schwierig sieht es in Trier-West aus. Gut läuft es dagegen mit dem kostenlosen Internetcafé in Zewen. Es reicht nicht, dafür in den Sozialen Medien zu werben, es werden auch Plakate eingesetzt. Man muss auch aktiv in einzelne Gruppen hineingehen. Die Statistik 2024 zeigt, dass wir durch die Angebote in Zewen und im Seniorenbüro deutlich mehr ältere Menschen ansprechen. Bei der Einzelberatung ist die Zahl konstant, rund 200 im Jahr.
Ruschel: In Heiligkreuz sieht es anders aus als in Mariahof, auch weil ich als frühere Ortsvorsteherin dort gut vernetzt bin und für unsere Angebote werben kann.
Dumrese: Menschen, die sich bei uns wohl gefühlt haben, sind gute Werbebotschafter. Es geht um eine freundliche Ansprache, auch in den Einzelberatungen. Auch der Austausch mit Altersgenossen, die vor ähnlichen Problemen stehen, kann helfen. Manche scheuen aber zum Beispiel in den Internetcafés, wo wir auch Experten als Gäste begrüßen, davor zurück, Unsicherheiten zuzugeben. Da kann dann auch eine Einzelberatung hilfreich sein.
Was erwarten Sie von den Internetlotsen in der Einzelberatung?
Dumrese: Es geht nicht nur um das Vermitteln der Technik, sondern auch darum, die älteren Menschen da abzuholen, wo sie sind und sie zu ermutigen, alles selbst auszuprobieren. Die Lotsen sollen die wichtigsten Infos mit viel Geduld in einfacher, gut verständlicher Sprache erklären und nicht mit dem englischsprachigen Glossar, wenn es nicht nötig ist. Eine Einzelberatung geht über 60 Minuten und ist kostenpflichtig, weil die Organisation mit einigem Aufwand verbunden ist. Neuerdings besuchen unsere Internetlotsen bewegungsbeeinträchtigte Senioren auch zu Hause. Für unser Internetlotsen-Team suchen wir weitere Verstärkung, vor allem Frauen.
Wird das Programm weiter ausgebaut?
Dumrese: Neu ist ein Angebot für sehbeeinträchtigte Menschen. Wir bieten auch Infos zu einer App an, um Hörgeräte zu steuern. Wir greifen immer wieder aktuelle Themen auf, wie die elektronische Patientenakte (ePA) oder Künstliche Intelligenz (KI), die Älteren viele Chancen bieten. Dazu erhalten unsere Internetlotsen spezielle Infos. Zudem gibt es Weiterbildungen, auch auf der Landesebene.
Das Gespräch führte Petra Lohse