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11.02.2025

Jugendthemen im Gepäck

Ein Gesprächsforum mit vielen Jugendlichen, die um einen Stehtisch gruppiert sind
An sechs Stationen kamen die Direktkandidaten und -kandidatinnen von SPD, CDU, Grünen, Linken, AfD und BSW mit den Jugendlichen ins Gespräch.

Rund 40 Jugendliche sind kürzlich in der Aula des Angela-Merici-Gymnasiums zusammengekommen, um im Austausch mit den Kandidierenden der Parteien ihre politischen Anliegen zur Sprache zu bringen. Für einen fairen Austausch hatte sich das junge Organisationsteam ein besonderes Konzept überlegt.

Nur wer beizeiten mit Jugendlichen ins Gespräch kommt, weiß, was junge Menschen aktuell bewegt, was sie sich wünschen und wo vielleicht der Schuh drückt. In Trier haben engagierte Jugendliche das Zepter nun selbst in die Hand genommen und dafür gesorgt, dass wenige Wochen vor der Wahl ihre Themen Gehör finden. 

Zu dem Diskussionsformat „Talk and Walk“ hatten junge Verantwortliche des Jugendparlaments (Jupa), des Jugendforums und der Jugendetage eingeladen. Ehe es in die wechselnden Diskussionsrunden ging, erklärte Dr. Anna-Sophie Heinze von der Uni Trier den Teilnehmenden in einem Kurzvortrag, wie sich populistische Äußerungen erkennen lassen und verteilte hierzu kleine Checklisten. Die Regel: Wer sich populistisch äußert, muss zur Strafe ein saures Gummibärchen essen. 

An sechs Stationen konnten die Direktkandidierenden der SPD, CDU, Grünen, Linken, AfD und BSW anschließend mit den jungen Politikinteressierten ins Gespräch kommen. Als Diskussionsgrundlage dienten Themenplakate, auf denen die Jugendlichen bei einer Veranstaltung im Januar gemeinsam bei einem kostenlosen Döner ihre Anliegen zusammengetragen hatten. Dabei ging es sowohl um staatliche Finanzen, Klimaschutz und innere Sicherheit als auch um Gleichberechtigung und Bildung.

Am Ende waren alle Gummibärchentüten noch verschlossen. Sie gingen als Dankeschön an die politischen Gäste, zusammen mit je einem Kaktus im Blumentopf – als Erinnerung daran, dass die Auseinandersetzung mit Jugendlichen auch schon mal unangenehm pieksen kann.
Die RaZ sprach mit vier Jugendlichen über die Themen, die ihnen wichtig sind:

Anne (14): „Für mich ist Klimaschutz ein sehr aktuelles Thema. Jetzt ist die Zeit, etwas dafür zu tun. In zehn oder 20 Jahren ist es zu spät. Außerdem ist mir Gleichberechtigung sehr wichtig. Es gibt immer noch Bezeichnungen, die als Schimpfwörter verwendet werden. „Du bist schwul“ zum Beispiel. Dabei ist das doch vollkommen normal und ich finde es nicht okay, wenn diese Leute ausgegrenzt werden. Einige der Kandidierenden haben vor allem selbst geredet und ich konnte meine Gedanken nicht wirklich mit einbringen. Andere haben viel in die Runde reingefragt, was wir so denken. Das fand ich gut.“

Luis (21): „Es ist immer gut, sich ein umfassendes Bild von verschiedenen Positionen zu machen, um sich seine eigene politische Meinung zu bilden. Den Kandidierenden mit auf den Weg geben wollte ich vor allem die Themen soziale Gerechtigkeit und Vermögensverteilung. Es ist wichtig, die Schere zwischen Arm und Reich weiter zu schließen. Detaillierter diskutiert wurde in unserer Runde zum Beispiel die Umsetzung einer Vermögenssteuer für Millionäre und Milliardäre. Eine solche könnte dafür sorgen, dass nicht für Arbeit die meisten Steuern gezahlt werden, sondern für Dividenden und Kapitalerträge.“

Alma (18): „Ich darf zum ersten Mal den Bundestag wählen. Es war eine wertvolle Erfahrung, mit den Direktkandidaten ins Gespräch zu kommen. Hier stehen halt Menschen und nicht die Partei. Mir sind die Themen Klimaschutz und Bildung extrem wichtig. Ich möchte auch in Zukunft noch eine Welt vorfinden, in der ich und auch Generationen nach mir noch leben können. Aktuell mache ich mein Abitur. Als Schülervertreterin habe ich viel mitbekommen, was in unserem Bildungssystem nicht gut läuft. Zum Beispiel wird Schulpsychologie völlig unzureichend finanziert, obwohl die Schüler riesigen Belastungen ausgesetzt sind.“

Mazen (16): „Wir Jugendlichen sind die Zukunft und ich finde es wichtig, dass Politik uns mit einbezieht und uns bei der Gestaltung dieser Zukunft hilft. In meinen Augen zum Beispiel ist unser Schulsystem kaputt. Es müsste uns viel besser auf das Leben vorbereiten. Außerdem ist mir wichtig, dass Frauen sich auf der Straße sicherer fühlen können. Schwere Verbrechen wie Vergewaltigung müssen ernster genommen und härter bestraft werden. Ich bin überzeugt, dass alle Menschen gleich sind – unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe, Aussehen oder davon, was sie erlebt haben. Es müssen einfach alle Mensch sein können.“

Helena Belke