Aus Anlass der Einsegnung der Gedenktafel an den früheren Trierer Ehrenbürger, der im August 1991 im Alter von 101 Jahren in Frankfurt starb, würdigte der frühere rheinland-pfälzische Sozial- und spätere Bundesminister Dr. Heiner Geißler in einem Festvortrag über die „Neue soziale Frage“ auch das Leben und Werk des Trierer Jesuitenpaters. Als das „große Verdienst“ von Nell-Breuning bezeichnete er die von dem Jesuitenpater konzipierte soziale Ordnung mit den Komponenten der Solidarität und Subsidiarität. Damit habe Nell-Breuning die christliche, auf Nächstenliebe orientierte gesellschaftliche Ordnung dargestellt und ihr ein Fundament gegeben. Geißler bedauerte, dass es die auch von Nell-Breuning in der Nachkriegszeit mitgeprägte soziale Marktwirtschaft in Deutschland nur noch rudimentär und weltweit gar nicht mehr gebe. Der CDU-Politiker plädierte in Fortschreibung des geistigen Erbes von Nell-Breuning für eine internationale ökosoziale Marktwirtschaft als Antwort auf die heutigen sozialen Herausforderungen.
Im Rahmen der Festveranstaltung gab der Hausobere des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf, Markus Leineweber, bekannt, dass man sich weiter in Anlehnung an das Lebenswerk Pater Oswald von Nell- Breunings mit der Sozialen Frage als wesentlichen Baustein für Kirche und Gesellschaft auseinandersetzen wolle. Als einen Beitrag kündigte er die Ausschreibung eines Oswald von Nell-Breuning-Stipendiums zur Förderung einer Master- oder Promotionsarbeit mit sozialethischen Fragestellungen im christlichen Kontext an.