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16.03.2021

Ein Novum für Trier

Luftbildaufnahme des Burgunderviertels
Die Häuser im Burgunderviertel (Bildmitte) am Petrisberg sind seit etlichen Jahren unbewohnt. Jetzt steht das Quartier vor einem Entwicklungsschub. Foto: Stadt Trier – Amt für Bodenmanagement und Geoinformation 2020

Mit dem Satzungsbeschluss des Stadtrats für den Bebauungsplan Burgunderviertel (BU 24) ist der Weg frei für die Konversion des letzten großen Ex-Militärgebiets auf dem Petrisberg. Die EGP will die ehemalige Soldatensiedlung in ein Modellquartier mit wenig Autos und Energieverbrauch umwandeln. Auch der soziale Aspekt wird in der Planung betont.

430 neue Wohneinheiten sollen auf dem 9,4 Hektar großen Gebiet entstehen, davon ein Drittel als sozial geförderte Mietwohnungen. Diese Quote will die Stadt in einem städtebaulichen Vertrag mit der EGP vereinbaren. Daneben sind Eigenheime, Mehrfamilienhäuser mit maximal vier Geschossen und ein sechsgeschossiges Gebäude als „Landmarke" vorgesehen. Ein wichtiges Element des autoarmen Quartiers ist die zentrale Quartiersgarage, sodass ein großer Teil des Wohngebiets ohne Anbindung an das öffentliche Straßennetz auskommt. Da es für das Quartier ein Mobilitätskonzept mit Carsharing und Leihfahrrädern gibt, kann die Zahl der vorgeschriebenen Stellplätze pro Wohneinheit reduziert werden. Um zu verhindern, dass die Bewohner stattdessen Stellplätze in den Umgebung nutzen, soll in der Pluwiger Straße und Beim Hohlengraben eine Parkraumbewirtschaftung eingeführt werden.

Der Energiebedarf im Burgunderviertel soll in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken gegenüber konventionellen Baugebieten um 50 Prozent gesenkt werden. Welche Technologie dafür genutzt wird, steht allerdings noch nicht fest.

Stimmen der Fraktionen

Im Stadtrat gab es 44 Ja-Stimmen für den Satzungsbeschluss bei elf Enthaltungen. Thorsten Kretzer (B‘90/Grüne) hob die Sozialwohnungsquote und das autoarme Konzept als positive Aspekte hervor: „Das geht in die richtige Richtung." Allerdings gebe es auch noch unklare Punkte, darunter das Energiekonzept. Bei dessen Ausgestaltung müsse der Stadtrat weiter ein Mitspracherecht haben.

„Wir bekommen ein ökologisches und verkehrstechnisch modernes Viertel", betonte Udo Köhler (CDU). Ein ganzes Quartier ohne direkte Anbindung an den Autoverkehr sei ein Novum für Trier. Über den Aufsichtsrat der EGP könne die Stadt weiter Einfluss nehmen.

Rainer Lehnart (SPD) begrüßte, dass mit der Entwicklung des Burgunderviertels weiterer dringend benötigter Wohnraum geschaffen werde. „Zugleich betreten wir neue städtebauliche Wege mit der EGP und den Stadtwerken als verlässliche Partner."

Dagegen zeigte sich Michael Frisch (AfD) skeptisch, ob das Konzept des autoarmen Quartiers aufgeht. Deshalb sei es gut, dass der Bebauungsplan diesbezüglich auch eine Exit-Strategie enthalte.

Jörg Johann (Die Linke) freute sich über den geplanten Wohnungsmix: „Wenn man die Wohnungen dazuzählt, die jetzt schon von der städtischen Gesellschaft saniert werden, kommen wir auf eine Quote von 40 Prozent bezahlbarem Wohnen in dem Gebiet."

Tobias Schneider (FDP) schloss sich dem positiven Ausblick an: „Ein bisher unansehnliches Gebiet wird zu einem Vorzeigeobjekt in puncto Verkehr und Energie. Das ist ein Glücksfall für Trier."

Christiane Probst (UBT) erklärte: „Das Burgunderviertel steht schon seit mindestens zehn Jahren auf der Agenda. Wir freuen uns, wenn es jetzt endlich losgeht." Der hohe Anteil bezahlbarer Wohnungen sei einer der wichtigsten Aspekte der Planung.

Ralph Kießling