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17.12.2024

"Ein furchtbares Höllenkonzert"

Schwarz-Weiß-Foto von durch Bombenangriffe stark zerstörten Wohnhäusern mit eingestürzten Dachstühlen
Die Luftangriffe im Dezember 1944 zerstörten jeweils in wenigen Minuten viele Häuser und Wohnungen. Foto: Stadtarchiv

Vor 80 Jahren, am 19. Dezember 1944, griffen britische Bomber Trier an. Am 21., 23. und 24. Dezember folgten weitere Angriffe. Nach diesen Luftangriffen war Trier in großen Teilen eine Schutt- und Trümmerwüste. Hunderte Menschen starben.

„Am Nachmittag um 15.30 Uhr war Fliegeralarm“, erinnerte sich Bernhard Hild, Oberwachtmeister der Schutzpolizei der Reserve, später an diesen Dienstag im Jahr 1944. Hild gehörte als Mitarbeiter der Luftschutzleitung im Hochbunker am Augustinerhof zu den wenigen Menschen, die sich zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch in Trier aufhalten durften. Der Großteil der Trierer Bevölkerung war bereits auf Weisung der Parteiführung evakuiert worden – nach Thüringen. 

„Die Sirenen waren kaum verklungen, da heulte und sauste und pfiff es durch die Luft wie die wilde Jagd. Das Dröhnen und Bersten der schweren Bomben und Minen, dazwischen das Klirren der Scheiben und Stürzen der Mauern war ein furchtbares Höllenkonzert“, beschrieb Hild später seine Erfahrungen. In sein Notizbuch, im  Stadtarchiv erhalten, notierte der Polizist seinerzeit knapp: „Angriff von 80 4-mot Bombern auf Trier um 15.35 Uhr. 300-400 Sprengbomben und Minen, Tote zirka 60, Verletzte zirka 300, Vermißte 20.“ Zahlreiche Häuser und Wohnungen beschädigte oder zerstörte der Luftangriff, auch viele historische Gebäude und Kirchen wurden getroffen, darunter auch Dom, Basilika, Liebfrauen und Gangolf. Besonders schrecklich: Eine Bombe durchschlug das Gewölbe des tiefen und großen Weinkellers unter der Villa Schaab an der Südallee (heute Baustelle neue Feuerwache) und detonierte im Keller. Viele der Menschen, die sich dorthin geflüchtet hatten, starben, mindestens 21, wahrscheinlich mehr, wie der Eurener Heimatforscher Adolf Welter recherchierte. Eine Bombe schlug auch in den Keller der Vereinigten Hospitien ein. In den großen Gewölben wurden Kranke behandelt. 14 Ordensschwestern der Borromäerinnen, die Kranke pflegten, starben im Keller.  

Am 21., 23. und 24. Dezember folgten weitere, noch wesentlich schwerere Luftangriffe auf Trier, auch Brandbomben wurden eingesetzt. Von 9097 Wohnhäusern, die 1939 in Trier gezählt wurden, überstanden nur 1422 den Krieg unbeschadet.  

Zum Gedenken an die schrecklichen Ereignisse vor 80 Jahren findet unter dem Motto „Wie liegt die Stadt so wüst…“ am Donnerstag, 19. Dezember, 19.30 Uhr, ein Gedenkkonzert im Theater statt. OB Wolfram Leibe hält zu Beginn eine Rede und sagt zum Hintergrund: „Viele Menschen sind durch die Bombenangriffe vor 80 Jahren kurz vor Kriegsende ums Leben gekommen. Die Stadt wurde stark zerstört, die Bombardierung hat das Gesicht Triers für immer verändert. Diese dramatischen Ereignisse sollten uns Mahnung sein, weiterhin mutig für Frieden, Freiheit und Demokratie einzustehen.“ Im Zen-trum des Programms mit dem Philharmonischen Orchester unter der Leitung von Werner Ehrhardt stehen klassische Werke Joseph Haydns und vor allem des zu Unrecht vernachlässigten Joseph Martin Kraus. Zu hören sind die Trauersymphonie von 1792, eine Ouvertüre zu einer Tragödie aus dem gleichen Jahr sowie mit der Symphonie in c-Moll sein bedeutendstes Werk, das Haydn gewidmet ist. 

Kostenlose Karten für das Konzert können an der Kasse reserviert werden, E-Mail: theaterkasse@trier.de, Telefon: 0651/718-1818. Zu den Gedenkveranstaltungen gehört auch ein ökumenischer Gottesdienst in der Kirche St. Gangolf um 15.30 Uhr.

Ernst Mettlach