Sprungmarken
13.11.2018

Drei Kitas bis 20 Uhr offen

Ein Kleinkind spielt mit Bauklötzen
Dank der erweiterten Öffnungszeiten können bei Bedarf auch schon Kleinkinder bis zwei Jahre maximal neun Stunden am Tag in einer Kita betreut werden. In der aktuellen Stadtratsdebatte war umstritten, ob das zu einer Überforderung der Kinder führen könnte. Foto: Pixabay

Spätestens mit Beginn des neuen Jahres gibt es in drei Trierer Kindertagesstätten insgesamt 38 Plätze mit einer maximalen Öffnungszeit von 6 bis 20 Uhr. Dabei soll die tägliche Betreuungszeit neun Stunden nicht überschreiten. Dieser Stadtratsbeschluss, der bei zwei Gegenstimmen der AfD getroffen wurde, kam nach einer intensiven Vorbereitung zustande.

Seit zwei Jahren hat sich eine eigens eingerichtete Arbeitsgruppe mit den Kita-Experten der Fraktionen und Vertretern des Jugendamts intensiv mit dem Thema befasst und sich unter anderem in Einrichtungen anderer Kommunen, die bereits längere flexible Öffnungszeiten haben, über deren Erfahrungen informiert. Im Dezember 2017 wurde als Zwischenschritt ein Konkretisierungsantrag vom Stadtrat angenommen.

Das erweiterte Betreuungsangebot in Trier soll zunächst ohne zusätzliches Personal realisiert werden, da noch nicht genau klar ist, wie hoch die Nachfrage der Familien im Detail ist. Die verlängerten Öffnungszeiten sind als eine Art Testlauf gedacht, ob das Konzept funktioniert oder angepasst werden muss. Flexiblere Öffnungszeiten gibt es künftig im „Haus für Kinder" des Sozialdienstes Katholischer Frauen (SkF) in der Krahnenstraße, in der katholischen Kita St. Peter in Ehrang und in der städtischen Kindertagesstätte „Im Freschfeld" in Filsch, die im Oktober ihren Betrieb aufgenommen hat. Dort gelten von Anfang an für 14 der insgesamt 133 Plätze die verlängerten Zeiten.

Stimmen der Fraktionen

In der Stadtratsdebatte herrschte Einigkeit, dass die Ausrichtung des Konzepts am Wohl der Kinder oberste Priorität haben muss. Diese Vorgabe wurde nach Einschätzung von CDU-Sprecherin Jutta Albrecht sehr gut erreicht. Der jetzt vorgebenene zeitliche Rahmen mit einer Spanne zwischen 6 und 20 Uhr solle nicht weiter ausgedehnt werden.

SPD-Sprecherin Tamara Breitbach lobte die Vorlage als „gutes Beispiel für sachliche Politik." Sie sei sehr dankbar, dass sowohl der Jugendhilfeausschuss als auch der Arbeitskreis einen Betreuungsbedarf jenseits der klassischen Büroschlusszeiten um 17 Uhr anerkannt habe und ergänzte: „Für die Umsetzung der von uns in die Diskussion gebrachten Flexibilisierung musste in den zwei Jahren ein ganz dickes Brett gebohrt werden."

Christa Jessulat (B 90/Grüne) erläuterte, warum sie sich bei grundsätzlicher Zustimmung ihrer Fraktion der Stimme enthalten werde: „Ich sehe es kritisch, wenn ein ein- oder zweijähriges Kind bis zu neun Stunden in einer Kita betreut wird und bin außerdem skeptisch, ob die Flexibilisierung ohne eine aufgestockte Personalausstattung möglich ist."

Theresia Görgen (Linke) bedankte sich bei den Kitas, die sich an dem Projekt beteiligen, und sprach von einem „guten Grundkonzept mit Modellcharakter". Wichtig sei auch die geplante Überprüfung nach einem Jahr. Nach Einschätzung von Görgen werden die Träger nicht an einer Personalaufstockung vorbeikommen: „Es darf keine Angebotserweiterung auf dem Rücken der Mitarbeiter geben."

AfD-Fraktionschef Michael Frisch begründete die Ablehnung durch seine Fraktion vor allem mit erheblichen Zweifeln, ob man mit den erweiterten Zeiten noch dem Kindeswohl gerecht werde: „Das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Vor dem Hintergrund eines familienfeindlichen Arbeitsmarktes drohen uns 24-Stunden-Kitas wie in einigen Großstädten." Er trete für einen grundlegenden Wandel in der Familienpolitik mit der Einführung eines Erziehungsgelds für Eltern ein, die ihr Kind zu Hause betreuen wollten.

Die Flexibilisierung der Öffnungszeiten weiterer Kitas soll sich nach Angaben des Jugendamts auf die Stadtbezirke Trier-West und -Süd, Feyen und Altstadt konzentrieren. Die Vereinigten Hospitien, die Kita gGmbH des Bistums und die Stadt wollen sich mit Kitas in ihrer Trägerschaft beteiligen. Für die erweiterten Öffnungszeiten interessieren sich vor allem Eltern, die im Schichtdienst arbeiten oder eine Stelle in Luxemburg haben und allein schon wegen der Fahrtzeiten kaum bis 17 Uhr ihr Kind abholen können.