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03.12.2024

"Die Arbeit geht weiter"

Porträtfoto Elisa Limbacher
Elisa Limbacher.

Mit einer großen Feier in den Viehmarktthermen startete der Aktionsplan Entwicklungspolitik 2019 in die Umsetzung. Trier war damals die erste Kommune bundesweit, die konkrete Ziele und Maßnahmen für ein ökologisch-nachhaltiges Trier in einem solchen Plan festlegte. Auf fünf Jahre ist das Dokument angelegt – Zeit also, um Bilanz zu ziehen. Hierzu sprach die Rathaus Zeitung (RaZ) mit Koordinatorin Elisa Limbacher.

RaZ: 193 Maßnahmen enthält der Aktionsplan. Wie sieht die Bilanz nach fünf Jahren aus? Wie viel wurde umgesetzt?

Limbacher: Wir verzeichnen einen sehr guten Umsetzungsstand von über 92 Prozent. Das hängt sicherlich auch mit dem breiten öffentlichen Beteiligungsprozess zusammen, als der Plan erstellt wurde. Hieran waren viele verschiedene Akteurinnen und Akteure beteiligt, die die Maßnahmen gemeinsam erarbeiteten. Trotz verschiedener Schwierigkeiten in den letzten Umsetzungsjahren – man denke an die Corona-Pandemie, die Hochwasserkatastrophe in Trier und den Angriffskrieg auf die Ukraine, gab es nie einen Rückschritt. Im Gegenteil, die 193 Maßnahmen wurden trotz vieler Schwierigkeiten kontinuierlich und zielgerichtet umgesetzt.

Nennen Sie doch bitte einige Beispiele, wo die Umsetzung leichtfiel und wo es sich eher schwierig gestaltet?

Die Umsetzung der Maßnahmen kann nicht pauschal als einfach oder schwierig bezeichnet werden. Einige waren sicherlich mit weniger Aufwand verbunden als andere, aber viele beteiligte Institutionen und Akteure waren bestrebt, eine langfristige Wirkung zu erzielen. Schwierigkeiten ergaben sich vor allem aus anderen Faktoren. Zum Beispiel waren viele Veranstaltungen während der Corona-Periode plötzlich nicht mehr möglich. Viele Maßnahmen beziehen sich auch auf die Sichtbarkeit und Beteiligung der Öffentlichkeit, was in dieser Zeit sehr schwierig war. Zahlreiche Institutionen haben jedoch ihre Veranstaltungen neu konzipiert oder die Angebote nachgeholt, als es wieder möglich war.

Lassen Sie uns konkret werden – welche Maßnahmen waren aufwändig, aber wurden dennoch umgesetzt?

Hier fallen mir mehrere ein: Im Mutterhaus Mitte wurden bisher 110 Wasserspender installiert. Außerdem stellte das Klinikum auf den Verkauf von Fair-Trade-Kaffee um und führte im Sinne der Abfallbilanz ein Recup-Pfandsystem für Trink- und Essensbehälter ein. Die Stadtwerke Trier (SWT) bauen die Ladeinfrastruktur für Elektroautos in Trier weiter aus. Auch der Bau weiterer Trinkwasserbrunnen im öffentlichen Raum in Trier wird kontinuierlich umgesetzt. Zudem brachten die Verwaltung, die Trier Tourismus und Marketing GmbH und die Lokale Agenda 21 einen Veranstaltungsleitfaden für nachhaltige Veranstaltungen heraus. Diese Handreichung ermöglicht es, bei der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen auf Nachhaltigkeit zu achten. Und: Der Trierer Stadtrat arbeitet papierlos. Für das gesamte Gremium wurden iPads angeschafft, um Papier zu sparen.

Erläutern Sie bitte kurz den Entstehungsprozess und den Hintergrund des Aktionsplans.

Er ist das Ergebnis eines öffentlichen Beteiligungsprozesses aus den Jahren 2017/2018. Mehr als 100 Triererinnen und Trierer haben in verschiedenen Arbeitsgruppen und Sitzungen gemeinsam 193 Maßnahmen erarbeitet, die darin festgehalten wurden. Bewusst wurden die gesamte Stadtbevölkerung, die Stadtverwaltung, die Lokale Agenda 21, die Fairtrade-Steuerungsgruppe und weitere Institutionen und Gruppen eingeladen, um über ein nachhaltiges Trier zu diskutieren. Gemeinsam überlegten die Beteiligten, wie jeder und jede Einzelne mehr Verantwortung übernehmen kann und wie mit den Ressourcen vor Ort umgegangen werden soll und kann. Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 dienten dabei als Grundlage für einen Maßnahmenkatalog in einzelnen Bereichen, die sich für ein nachhaltigeres Trier eignen.

Fünf Jahre sind vorbei, seit der Aktionsplan im März 2019 auf den Weg gebracht wurde. Wird dieser jetzt zu den Akten gelegt, oder wie geht es weiter?

Auch wenn der Aktionsplan und die Maßnahmen auf fünf Jahre angelegt waren: Die Arbeit geht weiter. Viele Schritte sind in Arbeit, weitere werden folgen. Die Umsetzung hat in vielen Bereichen bereits stattgefunden und ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Auch in der Verwaltung wird das Thema dezernatsübergreifend weiterverfolgt. Zu nennen sind hier zum einen der Bereich Umwelt und Klima (Dezernate I und IV) und vor allem die Koordination im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung im Dezernat III. 

Also fällt Ihr Fazit, auch über die rein zahlenmäßige Bilanz, positiv aus?

Definitiv. Mit dem Aktionsplan haben wir einen guten Anfang gemacht, durch den viele Bereiche und Personen dafür sensibilisiert wurden, mehr für Nachhaltigkeit zu tun und Trier gerechter zu machen. Die Themen und die Agenda 2030 sind heute genauso wichtig wie vor fünf Jahren und müssen weiterverfolgt werden. Daher werden wir die Ideen und Maßnahmen des Aktionsplans nicht zu den Akten legen.
Das Interview führte Björn Gutheil