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21.05.2019

„Das Angebot ist riesig“

OB Wolfram Leibe im Interview mit den Macherinnen des Familien-Internetportals minimap.org

Kathrin Hahn-Lauter (links) und Susanne Philippi im Interview mit OB Wolfram Leibe
Die beiden Mütter Kathrin Hahn-Lauter (links) und Susanne Philippi fühlen OB Wolfram Leibe bei Themen auf den Zahn, die jungen Familien auf den Nägeln brennen.

Katrin Hahn-Lauter und Susanne Philippi betreiben mit minimap.org eine Webseite, die alle Angebote für werdende Eltern und junge Familien in der Region zusammenfasst. In einem Interview mit OB Wolfram Leibe, das die RaZ in Auszügen abdruckt, wollten sie wissen, was die Stadt für Familien tut, passend zum Schwerpunktjahr „Kinder und Familie" des Oberbürgermeisters. Das Interview wurde live im Internet übertragen und ist in vollständiger Form auf minimap.org nachzulesen.

minimap: Warum ist Trier in Ihren Augen eine „junge Stadt"?

OB Leibe: Ganz objektiv sind wir vom Durchschnittsalter die jüngste Großstadt in Rheinland-Pfalz. Deshalb müssen wir auch etwas tun und Angebote für Familien und Kinder schaffen. Ganz wichtig: Familien müssen auch in Trier wohnen können, und zwar zu bezahlbaren Preisen.

Das städtische Kitaportal verspricht Transparenz und eine einfache Anmeldung, aber in der Realität führen Kitas doch eigene Listen. Wird das System nochmal überarbeitet?

Wir haben ja nur fünf städtische und 65 nicht-städtische Kitas. Deshalb war der Versuch, das Ganze mal über ein Portal zu strukturieren, richtig. Aber auch bei mir kommt an, dass Kitas wieder Listen führen – oft gut gemeint, um Geschwisterkinder zusammen aufzunehmen. Aber damit ist den Familien, die jetzt dringend einen Platz brauchen, nicht geholfen. Deshalb arbeiten wir das Ganze noch einmal auf. Das Kitaportal ist nicht schlecht, es muss aber richtig genutzt werden.

Noch immer gibt es viel zu wenige Kitaplätze, vor allem für Unter-Dreijährige. Was macht die Stadt dagegen?

Jetzt nenne ich mal die positiven Dinge: Wir haben im Betreuungsverhältnis eine Erzieherin oder einen Erzieher auf 6,2 Kinder. Das ist in Rheinland-Pfalz – neben Wittlich – Platz eins. Wir kochen auch in allen städtischen Kitas selbst mit eigenem Personal und damit sind wir auch top. Aber ja: Es reicht nicht. Im Jahr 2019 kommen 157 neue Plätze dazu, 2020 noch mal 124 Plätze. Es gibt auch immer Kitas, die nicht ausgelastet sind. Ich werbe dafür, hier etwas mobiler zu sein – vielleicht auch nur für eine Übergangszeit.

Wann gibt es in Trier einen Spielplatz für Kinder mit Gehhilfen oder Rollstühlen?

Wir haben einen Rolli-gerechten Spielplatz und zwar im BU 13, Auf Ewes. Für 2020 haben wir im Nells Park einen neuen Spielplatz geplant und das soll Triers erster inklusiver Spielplatz werden.

Wie kann Trier eine noch fahrradfreundlichere Stadt werden?

Indem man noch schneller baut. Es ist auch schon ganz viel passiert: Wir haben die erste Radfahrstraße in Trier-Süd, die parallel zur Saarstraße läuft, wir haben Achsen durch Trier gezogen und in einem Modellversuch in der Paulinstraße beispielsweise Piktogramme aufgemalt. In Trier ist man Radfahrverkehr nicht so gewöhnt und deshalb fehlt es manchmal auch an der Rücksichtnahme. Daran müssen wir arbeiten.

Ein großes Thema, das wohl jedes Elternpaar im Großraum Trier beschäftigt, ist die Wahl des Geburtsortes. Welche Möglichkeiten sehen Sie, um die Situation der überfüllten Kreißsäle zu verbessern?

Die medizinische Versorgung ist in Trier mit seinen zwei Hochleistungskrankenhäusern top gelöst. Jetzt geht es aber auch um das Fachpersonal. Es ist uns gelungen, ab 2021 Teile des Medizinstudiums von der Unimedizin in Mainz nach Trier zu holen. Die Idee ist, junge Mediziner schon im Studium nach Trier zu bekommen, so dass sie die Region kennenlernen und dann hier bleiben. Im Falle der Hebammen ist ein Teil des Problems durch die hohen Versicherungsprämien entstanden, die die freien Hebammen bezahlen müssen. Ich habe mit dem Mutterhaus und dem Sozialministerium in Mainz intensive Gespräche geführt. Das Mutterhaus hat als einziges Krankenhaus gesagt: „Okay, wir gehen den Weg zusammen, wir bilden Hebammen aus, wir beschäftigen Hebammen."

Zurück zu Kultur und Freizeit. Wir sind große Fans der Skatehalle Projekt X. Wie fördert die Stadt Trier diese und ähnliche kulturelle Projekte?

Die Skaterhalle ist in einem Gebäude der Stadt und da muss nichts für bezahlt werden. Wir halten die Halle auch so lange aufrecht, bis es eine neue gute Alternative gibt. Es gibt das Exhaus, wo wir im Moment improvisieren und der Mergener Hof zum Beispiel Veranstaltungen übernimmt. Was aber auch wichtig ist: Wir haben viele tolle und gute Vereine, die auch ganz viel Jugendprogramm machen. Ich glaube, das Angebot ist riesig. Die Tufa bietet ein umfangreiches Kinder- und Jugendprogramm. Im Stadttheater haben sich 20.000 Kinder und Jugendliche das Kindermärchen angeguckt. Die Konzerte des Philharmonischen Orchesters für Kinder sind immer ausverkauft. Beim Sommerheckmeck-Festival dreht sich dieses Jahr alles um das Thema Zirkus.

Ein weiteres Highlight in diesem Jahr ist der Kulturwandertag, der am 19. und 20. September stattfindet.

Auch für mich war hochinteressant, wer alles dabei ist, auch mit inklusiven Angeboten wie im Stadtmuseum Simeonstift. Im Theatergarten wird Grillen angeboten, mit Schauspielern, mit Profis, um dann mit der Theaterpädagogik übers Grillen ins Gespräch zu kommen. Das ist die Spannbreite: Inklusives im Museum bis hin zum Grillen im Theater.