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13.11.2018

Azubis händeringend gesucht

Ausbildungsprojekt Zweite Chance bei der Firma Junkes
Neben der Arbeitsagentur und den Kammern bemüht sich auch das Jobcenter immer wieder um Jugendliche, bei denen es Brüche in der Schul- oder Ausbildungslaufbahn gibt. An einem Projekt beteiligte sich die Firma Junkes mit ihrem Gesellen Philipp Hastert (links). Foto: Jobcenter

Arbeitsagenturchef Heribert Wilhelmi fasst die Lage auf dem Ausbildungsmarkt in einem Satz zusammen: „Die regionale Wirtschaft sucht händeringend nach geeignetem Nachwuchspersonal." Das sei verständlich, „denn junge Menschen im eigenen Unternehmen auszubilden, ist einer der wichtigsten Bausteine zur Sicherung des wachsenden Fachkräftebedarfs." Für die Betriebe wird es aber immer schwieriger, passende Azubis zu finden.

Von den 4179 bei der Agentur für Arbeit gemeldeten Stellen, blieben 664 unbesetzt, 95 mehr als 2017. Gleichzeitig sank die Zahl der Ausbildungsinteressierten im zurückliegenden Berufsberatungsjahr (1. Oktober 2017 bis 30. September) von 3335 auf 3140. Der Trend der letzten Jahre setzt sich fort. Wilhelmi: „Immer weniger Bewerber kommen auf immer mehr Ausbildungsstellen." Damit das nicht so bleibt, bieten die Agentur für Arbeit und die Wirtschaftskammern eine breite Palette an Unterstützungsmöglichkeiten für junge Menschen, Eltern, Schulen und Betriebe an: „Mit unserer Berufsberatung sind wir an allen allgemeinbildenden Schulen in Sachen Berufsorientierung aktiv. Die Berufsberater der Agentur führen Berufswahlunterricht durch, bieten Schülersprechstunden und Elternabende an und sind bei Ausbildungsmessen und Berufsorientierungstagen vor Ort. Einen weiteren Schwerpunkt bildet natürlich die individuelle Ausbildungsplatzvermittlung", berichtet Wilhelmi.

Trotz der vielfältigen Bemühungen und der guten Ausgangssituation gehen immer wieder Bewerber leer aus. Im letzten Jahr haben 153 der bei der Berufsberatung registrierten Jugendlichen keinen Platz gefunden. Wilhelmi: „Ziel ist, jedem ausbildungsinteressiertem Jugendlichen eine Ausbildungsstelle anzubieten." Dazu gehöre allerdings, dass Betriebe verstärkt schwächeren Bewerbern eine Chance gäben und sowohl Jugendliche als auch Arbeitgeber die Förderprogramme nutzten. Diese seien wichtig, um Jugendliche in die Lage zu versetzen, eine Lehre erfolgreich zu absolvieren.

Noch keine Entspannung

Auch IHK und Hwk treibt die Frage um, wie ausreichend geeignete Jugendliche für einen der rund 240 Ausbildungsberufe begeistert werden können. Bei der IHK hält sich trotz rückläufiger Schülerzahlen die Zahl der neuen Ausbildungsverhältnisse auf einem vergleichsweise stabilen Niveau. Bis Ende September registrierte die Kammer 1889 Neueintragungen, fünf weniger als im Vorjahr. „Dennoch konnten 39 Prozent der Betriebe nicht alle Plätze besetzen. Daher ist die Berufsorientierung für eine Trendumkehr so wichtig", betont Ulrich Schneider, Geschäftsführer Ausbildung der IHK.

Im Handwerk scheint hingegen eine Trendwende schon greifbar. Nach mehreren Jahren rückläufiger Zahlen, kann die Hwk zum ersten Mal in Folge ein leichtes Plus bei den Neueintragungen verzeichnen. Ende September registrierte die Kammer 1253 neue Ausbildungsverhältnisse, ein Zuwachs um 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Von einer Entspannung könne jedoch längst noch keine Rede sein: „ Der Bedarf an Lehrlingen im Handwerk ist riesig", so Hwk-Hauptgeschäftsführer Axel Bettendorf. Er wirbt für die Karrierechancen in handwerklichen Berufen: „Die Aufstiegschancen sind vielfältig. Vom Gesellen über den Meister bis zum eigenen Betrieb können Jugendliche ihre Zukunft individuell gestalten. Weiterer Vorteil ist, dass eine Ausbildung im Handwerk traditionell allen Jugendlichen offensteht – egal welche schulischen, sozialen oder kulturellen Hintergründe sie haben."