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09.06.2020

Schulbezirke sorgen für Zündstoff

Außenansicht Grundschule Irsch
Die Grundschule Irsch ist derzeit nur knapp zweizügig.
Gut sieben Jahre nach der Verabschiedung des kontrovers diskutierten Schulentwicklungsplans (SEP) sorgt die Schulpolitik in Trier erneut für hitzige Diskussionen: Ende Mai beschloss der Stadtrat mit knapper Mehrheit die Sanierung und Erweiterung der Egbert-Grundschule. Gleichzeitig spitzt sich die Debatte um die Neufestlegung der Schulbezirksgrenzen Tarforst und Irsch zu.

Am 29. April informierte Bürgermeisterin und Schuldezernentin Elvira Garbes die Eltern der Grundschulen Irsch und Tarforst, dass ab dem Sommer 2021 Kinder, die in den Straßen Zur alten Eiche und An der Wolfskaul im Neugebaut in Filsch wohnen, nicht mehr in Tarforst sondern in Irsch eingeschult werden sollen. Der Bustransport der Kinder in die Irscher Grundschule sei sichergestellt. Zur Begründung dieser mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) abgestimmten Änderung der Schulbezirke wird auf die extrem unterschiedliche Auslastung beider Grundschulen verwiesen: In Tarforst ist die Nachfrage so groß, dass das mittlerweile für eine Dreizügigkeit ausgelegte Gebäude aus allen Nähten platzt. Zudem wird in den nächsten Jahren mit einem weiteren Zuzug von Grundschulkindern gerechnet. Die ADD hat aber signalisiert, einer dauerhaften Vierzügigkeit der Grundschule Tarforst nicht zuzustimmen. Auf der anderen Seite ist die Grundschule im Nachbarstadtteil Irsch nicht komplett ausgelastet und die Zweizügigkeit nicht auf Dauer sichergestellt. Damit wäre auch das dortige, bei vielen Eltern beliebte flexible Betreuungskonzept gefährdet.
Dieser Vorschlag, der sich nach Aussage des städtischen Amts für Schulen und Sport nach einer intensiven Prüfung als einzige praktikable und realistische Option herausgestellt hat, sorgt für eine kontroverse Debatte. Das zeigte sich nicht erst in der Sitzung des Schulträgerausschusses am Mittwoch, sondern auch kurz vorher in einer dreistündigen Elternversammlung sowie in zahlreichen öffentlichen Äußerungen.

Die Irscher Elternvertreter äußern sich erfreut über die angekündigte Verschiebung, weil sie damit den Erhalt der Zweizügigkeit ihrer Grundschule als gesichert ansehen. Der Tarforster Ortsvorsteher Werner Gorges kann die Kritik, die Betroffene aus den beiden Straßen geäußert haben, nachvollziehen. Angesichts der Gesamtsituation hält er aber die Verschiebung der Schulbezirksgrenzen für akzeptabel.

Deutliche Kritik kam dagegen vom Filscher Ortsvorsteher Joachim Gilles, in dessen Stadtbezirk die Straßen liegen, aber auch von Anwohnern. Sie monieren unter anderem, dass andere Optionen nicht ausreichend geprüft worden seien und die sichere Busheimfahrt der Kinder am Nachmittag nicht sichergstellt sei. Zudem wird immer wieder darauf verwiesen, dass in den städtischen Leitlinien zur Vermarktung des Baugebiets BU 14 eine fußläufig erreichbare Grundschule zugesichert wurde. Dieses Argument hält Garbes aber nicht für stichhaltig: „Es handelt sich hierbei um eine Momentaufnahme der Umgebungsbeschreibung, die jedoch nicht mit einem Anspruch auf einen Platz in der Grundschule Tarforst gleichzusetzen ist.“ Einige Eltern fordern, es dürfe keinen Zwang geben, sein Kind auf die Irscher Grundschule zu schicken. Auch Gilles betonte, dass die ADD über eine freie Grundschulwahl mehr erreichen könne, als wenn sie pro Jahrgang drei bis sieben Kinder zwinge, nach Irsch zu gehen.

In der Ausschusssitzung verwahrte sich Garbes gegen den Vorwurf, die Eltern zu spät und nicht umfassend informiert zu haben. Unter den erschwerten Umständen der Coronakrise habe man die Elternversammlung erst Ende Mai einberufen können. Zudem habe der Elternbrief von Ende April umfassende Informationen enthalten. Eine Mehrheit des Ausschusses stimmte nach der Debatte dem Vorschlag zu, dass vor der finalen Entscheidung am 30. Juni im Stadtrat weitere Infos von der Verwaltung zur Verfügung gestellt werden. Dabei geht es vor allem um detaillierte Zahlen, warum andere Optionen als die Verlegung der Bezirksgrenze in den beiden Straßen nicht funktionieren. Die im Ausschuss diskutierte Verschiebung der Entscheidung in die Zeit nach den Sommerferien ist nach Aussage von Sarah Bettendorf (Amt für Schulen und Sport) nicht möglich, weil dann der Zeitplan mit dem Start im Sommer 2021 nicht mehr zu halten sei: Schon wenige Wochen nach dem Start des Schuljahrs 2020/21 im August beginne die Anmeldefrist für das dann folgende Schuljahr.

Petra Lohse