Das Burgunderviertel galt lange Zeit als Stiefkind der Stadtentwicklung auf dem Petrisberg: So wurde die leerstehende Siedlung der ehemaligen französischen Kaserne Belvedere zu einer Art Geisterstadt. 2017 erwarb dann der Projektentwickler EGP den größten Teil des 9,4 Hektar großen Areals, auf dem sie ein innovatives Wohngebiet schaffen möchte. Auf dem Weg dorthin gab es nun einen entscheidenden Schritt.
Die EGP lud vergangene Woche zum obligatorischen Spatenstich auf das Areal ein – dem Startschuss für den ersten Bauabschnitt mit insgesamt 1,9 Kilometern Kanalneubau, gut 13 Kilometern Versorgungsleitungen und der Einrichtung von Baustraßen. Die EGP investiert hierfür rund 5,7 Millionen Euro und rechnet mit einer Bauzeit von gut einem Jahr. Dass es nach einer langen Planungsphase nun endlich losgeht, freut neben EGP-Geschäftsführer David Becker und seinem Team auch den Ortsbeirat Kürenz samt Ortsvorsteher Ole Seidel sowie Baudezernent Andreas Ludwig. Er dankte der EGP für die jahrelange Vorbereitung und das große Engagement, mit dem sie das Projekt verfolgt habe. Ludwig erinnerte auch an die Hürden, die es etwa beim Kauf vom Bund zu überwinden galt. Nun ist er sich sicher: „Die Planerinnen und Planer haben ein tolles Konzept entwickelt. Es wird ein herrliches Viertel werden."
Auf dem 5,4 Hektar großen Areal entstehen in den nächsten Jahren rund 330 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, mindestens 33 Prozent werden als geförderter Wohnraum realisiert. Hinzu kommen rund 60 Wohneinheiten in Reihen-, Doppel- und Microhaus-Typologien sowie 50 Einheiten in alternativen Formen, etwa betreutes Wohnen. Geplant sind zudem naturnahe Grünanlagen, wie etwa der „Burgunderbogen", Spielmöglichkeiten, Quartiersgärten, Gemeinschaftshöfe und die Mobilitätszentrale „Mox", in der neben dem Parken der Autos verschiedene Mobilitätsangebote von Carsharing bis hin zu Leih-Lastenräder gebündelt werden sollen.
Ole Seidel, Ortsvorsteher von Kürenz, lobte das innovative Konzept. Er sieht vor allem in den kurzen Wegen einen Vorteil – Uni und Einkaufsmöglichkeiten sind in direkter Nähe. Seidel machte auch auf ein weiteres Projekt in Kürenz aufmerksam, das gerade anläuft: Auf dem Gelände des ehemaligen Walzwerks soll ebenfalls ein vielfältiges Quartier entstehen.
EGP-Chef David Becker freut sich angesichts gestiegener Baukosten und Zinsen und der angespannten Wirtschaftslage umso mehr, dass das Projekt nun Realität werde. Er ist überzeugt: „So wie die Menschen hier leben werden, wird zukunftsweisend sein." Das lässt sich die EGP einiges kosten: In der Vorbereitung hat sie bis heute bereits über 7,3 Millionen Euro in Grundstück, Planung, Rückbau und Naturschutz investiert. Insgesamt plant die Gesellschaft, rund 22 Millionen Euro für die Entwicklung der Fläche auszugeben. Mit dem Start der Erschließung werden die Voraussetzungen geschaffen, damit noch in diesem Jahr der Bau der ersten Wohnprojekte beginnen kann.