Gut drei Jahre nach Gründung der Trierer Stiftung trafen sich Mitglieder der Gremien zu einer weiteren Sitzung. An diesen Zusammenkünften nehmen ebenfalls Betroffene der Amoktat und Angehörige teil.
Stiftungsvorsitzende Dagmar Barzen gab bekannt, dass ihr Stellvertreter Dr. Bernd Kettern sein Amt als stellvertretender Vorsitzender der Stiftung niedergelegt. „Aus gesundheitlichen Gründen bittet Dr. Kettern um die Entpflichtung von seiner Aufgabe. Ich bedauere das sehr. Gleichwohl verstehe ich und wir alle, dass die Gesundheit höchste Priorität genießt,“ sagte Barzen. Die Vorsitzende des Kuratoriums, Regina Bergmann, und Nina Womelsdorf, Geschäftsführerin der Stiftung, bedankten sich ebenso für die hervorragende Zusammenarbeit bei Dr. Kettern. „Seit drei Jahren verbindet uns ein vertrauensvolles und enges Miteinander. Immer orientiert an den Auswirkungen der unfassbar schrecklichen Tat vom 1. Dezember 2020. Herr Dr. Kettern hat seine Expertise, seinen unglaublich großen Erfahrungsschatz als langjähriger Direktor der Caritas ganz konkret in unsere Stiftung eingebracht. Dr. Kettern ging es dabei immer um die Menschen und deren individuellen Schicksale,“ so die drei Frauen in ihren Dankesworten.
Der Abschied von der Stiftung fiel Bernd Kettern sichtlich schwer: “Mein Engagement für diese Stiftung begann im Herbst 2021 bei der Gründung. Etliche Mitarbeitende des Caritasverbandes Trier waren am 1. Dezember 2020 Zeugen der schrecklichen Tat, als sie aus beruflichen Gründen im Innenstadtbereich unterwegs waren. Einige von ihnen wären beinahe selbst zum Opfer geworden. Ihre Schilderungen der Geschehnisse in den Tagen danach haben mich tief berührt, so dass ich, als Herr Oberbürgermeister Leibe um Mitarbeit im Vorstand der Stiftung anfragte, spontan zusagte. In vielen Gesprächen und Treffen, teilweise auch wegen Corona in Videokonferenzen, ist es meines Erachtens gelungen, die Mittel der Stiftung entsprechend der Intentionen der Spenderinnen und Spender einzusetzen. Alle Entscheidungen in Vorstand und Kuratorium orientierten sich stets am Wunsch und Willen der Hinterbliebenen und Betroffenen und wurden erfolgreich umgesetzt. Wichtig war uns dabei immer wieder die Rückbindung an die Vorstellungen der Betroffenen. Das erlittene Leid konnten und können wir nicht wieder gut machen, wir versuchen jedoch die Folgen dieser Tat etwas abzumildern. Aus gesundheitlichen Gründen habe ich nun um Entpflichtung von dieser Aufgabe gebeten,“ so Bernd Kettern.
Oberbürgermeister Wolfram Leibe war über die aktuelle Entscheidung durch ein persönlichen Gespräch mit Dr. Kettern informiert. Leibe zollte Kettern größten Respekt: „Ich hätte mir in dieser für unsere Stadt so schwierigen Ausnahmesituation keine bessere Persönlichkeit vorstellen können, die mit großer Empathie die Belange der Hinterbliebenen und Betroffenen aufbringen kann als Dr. Bernd Kettern. Wir danken ihm von Herzen und wünschen Bernd Kettern für die Zukunft alles erdenklich Gute.“ Die Mitglieder des Kuratoriums schlossen sich den Dankesworten an.
In der Satzung der Trierer Stiftung ist unter § 5 ausgeführt, dass der Vorstand aus mindestens zwei und höchstens drei Personen besteht. Bisher waren das Dagmar Barzen, Dr. Bernd Kettern und Nina Womelsdorf.
Diese erledigten in den vergangenen drei Jahren zusammen mit Regina Bergmann als Vorsitzende des Kuratoriums eng ihre Aufgaben. Alle Entscheidungen wurden einstimmig gefasst, die Kommunikation erfolgte direkt und unkompliziert. Daher stimmten die Mitglieder des Kuratoriums dem Vorschlag zu, mit dem Ausscheiden von Dr. Kettern aus dem Vorstand keine Neubesetzung vorzunehmen. Zu den Aufgaben des Vorstandes zählen die Führung der laufenden Geschäfte der Stiftung, die Verwaltung des Stiftungsvermögens, die Verwendung der Stiftungsmittel auf Beschluss des Kuratoriums sowie die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Zudem erstellt der Vorstand eine Jahresrechnung mit der Vermögensübersicht sowie den Bericht über die Erfüllung des Stiftungszwecks.
Ein wichtiger Punkt in der Zusammenarbeit mit den Betroffenen ist das Gedenken an die Tat sowie die Gestaltung der Gedenkstätte. In den Treffen wurde regelmäßig zum aktuellen Stand berichtet. Wünsche und Anregungen konnten aufgenommen und an die Stadt weitergegeben werden. Diese Form der Beteiligung war und ist wichtig für die Betroffenen, um die Tat aufarbeiten zu können.
Die Gremienmitglieder waren sich ebenfalls einig, im kommenden Jahr Bilanz ihrer Arbeit zu ziehen. „Wo stehen wir nach 4 Jahren Stiftungstätigkeit? Können wir mit unseren Statuten optimale Hilfe für die Betroffenen leisten? Einige Betroffene beklagen, dass sie „austherapiert“ werden; ein schreckliches Wort. Hier kann die Stiftung zukünftig auch wertvolle Hilfe leisten und neue sowie unkonventionelle Therapieformen finanzieren,“ so Barzen und Bergmann abschließend.