Bei der Generalsanierung des Theaters ist ein Meilenstein erreicht: Eine Jury wählte die Entwürfe von drei Preisträgern für die zwei geplanten Erweiterungsbauten des Hauses aus. Der erstplatzierte Architekt hat eine klare Vision.
Es ist ein offenes Geheimnis: Der vor 50 Jahren eröffnete Theaterbau des Architekten Gerhard Graubner ist mittlerweile marode, stark sanierungsbedürftig und zu eng. Dementsprechend fasste der Stadtrat bereits 2019 einen Grundsatzbeschluss zur Sanierung des Gebäudes. Im Rahmen der Generalsanierung, die etwa energetische Maßnahmen wie die Erneuerung der Außentüren und Fenster, der Heizungsanlage sowie der Abwasser-, Wasseranlagen und die Erneuerung der Bühnentechnik umfasst, sind auch zwei Erweiterungsbauten geplant: Ein neuer Eingangsbereich, der die abbruchreife Kassenhalle ersetzt, sowie ein Probesaal für das Orchester. Für diesen kreativen Teil lobte die Stadt einen Architektenwettbewerb aus, für den es 58 Bewerbungen gab. Davon wählte eine Jury 20 aus und von diesen sendeten wiederum 19 Büros ihre Entwürfe. „Eine gute Quote“, wie Kulturdezernent Markus Nöhl betonte – vor allem angesichts der hohen Anforderungen, die an die Büros gestellt wurden. Der Kulturdezernent sprach von einem „Jahrhundertprojekt für die Kultur in Trier“.
Den hohen Anforderungen in besonderem Maße gerecht wurde das Studio PFP aus Hamburg mit Geschäftsführer Professor Jörg Friedrich. Seinen Entwurf bedachte das Preisgericht, dem unter anderem Kulturdezernent Markus Nöhl und die renommierte Architekturprofessorin Andrea Wandel von der Hochschule Trier angehörten, mit dem ersten Preis. Friedrich – eigens für die Pressekonferenz aus dem Norden angereist - betonte die Herausforderungen des Projekts in Trier. Auch wenn sein Büro seit 20 Jahren Theater plane, habe man sich angesichts des begrenzten Raumprogramms und des begrenzten Gebiets zunächst schwergetan. Größtes Problem aus seiner Sicht: „Das Theater ist in der Stadt nicht zu finden. Daher müssen wir es städtebaulich neu orientieren.“ Sein Lösungsvorschlag: Das Kulturhaus wird mit einem hellen, lichtdurchfluteten Bau mit Glasfassade an der Gerty-Spies-Straße zur Stadt hin Richtung Viehmarkt geöffnet. Dieser Bau soll mit Kasse, Garderoben und Bistro zum neuen vielfältig nutzbaren Eingangsbereich des Theaters werden. Ein „Forum für Alle“ solle es werden, das Menschen dazu einlädt, auch tagsüber ins Theater zu kommen und dort Zeit bei einem Snack und Getränken zu verbringen, wie Intendant Manfred Langner betonte. Denkbar seien auch kleinere Aufführungen dort, um die Menschen für das Theater zu begeistern.
Das neue Probenzentrum für das Orchester, das aktuell nicht über adäquate Proberäume verfügt, schließt lückenlos an den Bestandsbau an und richtet sich gen Parkplatz am Augustinerhof. Praktisch: Der Probesaal ist niveaugleich an den Orchestergraben angebunden, sodass die schweren Instrumente leicht hin und her transportiert werden können. Der Blick in den Proberaum des Orchesters durch große Fronten aus Glas, möchte dem Publikum von außen Einblicke in die Arbeit eines Theaters in der Orchesterprobe ermöglichen. Architekt Friedrich: „Das ist Teil einer Sichtbarmachung wie Theater entsteht.“ Die Probe kann weiter mit einem beweglichen Schiebetor auch geöffnet werden ins Freie zum ehemaligen Biergarten hin: Als Konzertmuschel oder Freilichtbühne kann der Raum auch unabhängig vom übrigen Theaterbetrieb genutzt werden.
Die Jury lobt den Entwurf des Hamburger Architekturbüros: „Das Theater Trier in seinem heterogenen städtebaulichen Umfeld wird mit angemessenen Mitteln und hoher Funktionalität zu einem eigenständigen, in zwei Richtungen einladenden und insbesondere als „Dritter Ort“ sehr gut funktionierenden Stadtbaustein entwickelt.“
Wie geht es jetzt weiter? Der erste Preis des Wettbewerbs ist nicht zwangsläufig der, der realisiert wird, wie Christof Kullmann, der sich mit seinem Büro um die Betreuung des Wettbewerbs kümmert, erklärte. Allerdings habe der Erstplatzierte durchaus die größte Chance auf Verwirklichung seines Entwurfs. Die Stadt trete jetzt zunächst in Verhandlungen mit allen drei Preisträgern des Wettbewerbs – das Büro auf dem zweiten Platz kommt aus Stuttgart, das auf dem dritten aus Berlin.
Das Vergabeverfahren zur Sanierung des Bestandsgebäudes läuft noch bis Jahresende. Nöhl erläuterte, dass die Planerinnen und Planer der Erweiterungsbauten und der Sanierung eng zusammenarbeiten werden. Was die Kosten der Generalsanierung angeht, könnten die vor einigen Jahren geschätzten rund 50 Millionen Euro wohl angesichts der Baupreissteigerungen und weiterer Faktoren nicht gehalten werden.
Die 19 eingereichten Entwürfe sind noch bis 1. Dezember zu den Öffnungszeiten der Theaterkasse in einer Ausstellung im Foyer des Theaters zu sehen.