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19.07.2022

Krisenplanung im Rathaus läuft

Grafik: Energieverbrauch nach Sektoren in Trier
Die größten Energieverbraucher in Trier sind die privaten Haushalte, danach folgen Industrie, Verkehr, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen sowie die Verwaltungsgebäude der Stadt.
Wie wirkt sich das möglicherweise ausbleibende Gas aus Russland im Herbst und Winter in Trier aus? Diese Frage beschäftigt zurzeit viele Menschen – und auch den Trierer Stadtrat. In seiner Sitzung vergangene Woche hat er der Verwaltung den Auftrag erteilt, sich auf eine mögliche Krise vorzubereiten. Erste Erkenntnisse liegen unterdessen schon vor.

OB Wolfram Leibe hatte unmittelbar nach Ausbruch des Krieges in der
Ukraine einen Verwaltungsstab im Rathaus eingesetzt. Dieser befasste sich zunächst vornehmlich mit der Organisation der Aufnahme der mittlerweile über 1100 Menschen, die aus der Ukraine nach Trier geflohen sind. Gleich zu Beginn wurde in diesem Stab auch schon über Themen wie Strom-, Notstrom-Versorgung, Diesel-, Öl- und Gasversorgung in der Stadt gesprochen – vor allem vor dem Hintergrund von Katastrophenschutz und Krisenmanagement. Auch die Gasmangellage war bereits Thema. Generell ist es so: Der Energieverbrauch der Verwaltungsgebäude macht nur einen Anteil von etwa drei Prozent des gesamtstädtischen Verbrauchs aus, die größten Energieverbraucher sind die privaten Haushalte (34 Prozent) und die Industrie (30 Prozent, weitere Details siehe Grafik rechts).

Mit gutem Beispiel vorangehen

Entsprechend gering sind die Einsparanteile bei der Verwaltung im gesamtstädtischen Maßstab. Leibe betonte aber, es sei wichtig, als Verwaltung mit gutem Beispiel voranzugehen, Vorbildfunktion zu haben und, wo immer möglich, Einsparpotenziale zu heben. Nicht nur wegen der Gasmangellage, sondern generell aus Klimaschutzgründen und für die Wirtschaftlichkeit.

Laut einer Analyse der städtischen Klimaschutzmanager gibt es 254 Gebäude städtischer Einrichtungen – die 650 von der Wohnen in Trier GmbH vermieteten Einheiten sind hier nicht dabei. Von diesen 254 Gebäuden werden 110 von der Stadt Trier betrieben und beheizt. Die restlichen haben entweder keine Heizung (etwa ein Kiosk oder einige Hallen oder Garagen) oder sie sind komplett an andere Träger vermietet. Daher hat die Stadt keinen Zugriff auf die Verbrauchsdaten und auch keinen Einfluss auf eine mögliche Regulierung.

Von den 110 von der Stadt beheizten Gebäuden haben

  • 69 eine Gasversorgung
  • 21 Öl-Heizungen
  • acht Nah-/Fernwärme
  • zehn Strom (Nachtspeicher und Wärmepumpen)
  • zwei Pellets-Heizungen.

Der Deutsche Städtetag hat aktuell Vorschläge zum Thema Gasversorgung, Energiemangel allgemein und Energieeinsparung an die Kommunen weitergeleitet. Die dort unterbreiteten Einsparvorschläge werden derzeit im Verwaltungsstab diskutiert und ein Stufenplan erarbeitet.

Der Deutsche Städtetag geht davon aus, dass man mit Maßnahmen wie dem Absenken der Raumtemperatur ab dem Beginn der Heizperiode in Verwaltungsgebäuden, Sport- und Turnhallen und weiteren öffentlichen Gebäuden sowie dem Anpassen der Betriebszeiten von Heizung und Lüftung etwa 20 Prozent der dort anfallenden Wärmeenergie einsparen könnte. Nach Berechnungen der städtischen Klimaschutzmanager könnte man in Trier mit diesen vergleichsweise geringfügigen Maßnahmen etwa 5900 Megawattstunden Gas einsparen – das wären 13 Prozent des Gesamtverbrauchs der 110 beheizten Gebäude.

Die konkrete Krisenplanung läuft also bereits. Der Stadtrat aber forderte in seinem mit großer Mehrheit beschlossenen Antrag weitergehende Schritte. Die Stadtverwaltung soll bis Februar 2023 ein Konzept „Zero
Trier2033" vorlegen mit dem Ziel, bis dahin die städtischen Liegenschaften komplett ohne fossile Energieträger und emissionsfrei zu betreiben.

Michael Schmitz