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02.07.2024

Weniger Schritte, mehr Pflege

Eine Pflegerin in blauer Berufskleidung kümmert sich um eine Seniorin im Rollstuhl und benutzt dabei einen Bildschirm, der auf einer Rollvorrichtung montiert ist.
Durch den „Teledoc-Rollständer“ können Pflegefach- und Pflegehilfskräfte schnell und unkompliziert per Bildschirm miteinander kommunizieren. Foto: Vereinigte Hospitien

Demographischer Wandel und Fachkräftemangel sind die zentralen Herausforderungen der Altenpflege. Die Vereinigten Hospitien realisieren im Rahmen des bundesweiten Modellprogramms „Erprobung der Telepflege“ in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Trier ein Projekt, um zu testen, wie diesen begegnet werden kann. 

„Der Start des Projekts ‚Telekooperation in der Pflege‘ bei den Vereinigten Hospitien ist ein wichtiger Schritt, um den Herausforderungen des Fachkräftemangels in der Pflege zu begegnen“, ist sich die Stiftungsdirektorin der Vereinigten Hospitien, Dr. Yvonne Russell,  sicher. Ziel ist die Evaluation der Potenziale von Telepflege, die zur Entlastung der Pflege im Altenwohn- und Pflegeheim Stift St. Irminen durch den Einsatz eines zertifizierten Videodienstes zur Optimierung der Zusammenarbeit von Pflegefachkräften und Pflegehilfskräften führen soll.

Die Idee ist simpel, das Potenzial groß: Die Kommunikation zwischen einer Pflegefachkraft und Pflegehilfskräften soll durch den „Teledoc-Rollständer“, ein vielseitig einsetzbar mobiles technisches Gerät, unterstützt werden. Ziel ist, dass Pflegehilfskräfte bei ihrer Tätigkeit die fachliche Kompetenz der Pflegefachkräfte bei Bedarf einfach und schnell per Videozuschaltung abrufen können. Auf diese Weise soll die Menge an Schritten und Wegezeiten des Pflegepersonals innerhalb der Einrichtung minimiert werden. Zudem wird damit die Ausweitung der Kompetenzen von Pflegehilfskräften angestrebt, bei gleichzeitiger Sicherung der fachlichen Qualität der pflegerischen Leistungen. Der Fokus des Projekts liegt also auf der Steigerung der Effizienz des Personaleinsatzes, „einhergehend mit einer höheren Zufriedenheit der Mitarbeitenden und der Vereinfachung und Stärkung der Kommunikation im Pflege- und Versorgungsprozess“, betonen Birgit Alt-Resch und Sylvia Heinze, Einrichtungs- und Pflegedienstleiterinnen des Stifts St. Irminen.

Die technische Ausrüstung für das Projektvorhaben stellt eine Fachfirma aus Aachen. Diese schult auch das Pflegepersonal für den Umgang mit den Geräten. An den „Teledoc-Rollständer“ können auch medizinische Geräte angeschlossen und Vitaldaten wie Blutdruck und ähnliches gemessen werden. In St. Irminen kommen voraussichtlich acht solcher Geräte zum Einsatz. Die Erprobungsphase im Pflegealltag der Einrichtung soll neun Monate umfassen. Insgesamt läuft das Projekt 15 Monate – bis Ende September 2025. Es wird vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) gefördert und koordiniert.

Das städtische Amt Stadtentwicklung, Statistik und Wahlen ist Partner des Projekts und unterstützt die Vereinigten Hospitien insbesondere im Hinblick auf den nachhaltigen Wissens- und Erfahrungstransfer. Amtsleiterin Nadja Driessen erläutert: „Wir legen im Rahmen des Modellprogramms gemeinsam Evaluationskriterien fest, die regelmäßig und bis zum Ende der Erprobungsphase abgefragt und dokumentiert werden. Dafür können sowohl subjektive Faktoren, etwa die wahrgenommene Arbeitserleichterung des Pflegepersonals, als auch objektiv messbare Daten wie Veränderungen bei der Anzahl der Schritte und Wege erhoben werden.“

Nach Abschluss des Projekts sollen die gewonnenen Erkenntnisse und Ergebnisse im Hinblick auf eine mögliche Ausweitung der Telepflege in anderen Einrichtungen in Trier und dem Umland aufbereitet werden.

Die Stadt Trier hatte die Projektidee in enger Zusammenarbeit mit den Vereinigten Hospitien im Rahmen des bundesweiten Modellvorhabens „Regiopolen und Regiopolregionen für Deutschland“ ausgearbeitet, in dem acht Kommunen jeweils unterschiedliche Infrastrukturthemen bearbeiteten. Trier hatte die Gesundheitsinfrastruktur im Fokus, da die Stadt als Oberzentrum eine Versorgungsfunktion innehat, die weit über die Stadtgrenzen hinaus wirkt. OB Wolfram Leibe betont: „Entsprechend unserer Verantwortung als Regiopole über die Stadtgrenzen hinaus legen wir den Fokus der Projektmitarbeit auf den anschließenden Wissens- und Erfahrungstransfer, denn im Hinblick auf den Fachkräftemangel im Pflegebereich kann die Telepflege die Fachkräfte zukünftig maßgeblich entlasten. Wir wollen Einrichtungen in der Regiopolregion Trier gerne mit unserem Wissen unterstützen.“