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26.07.2022

„Alle Bäume leiden gerade sehr“

Vielfältige Auswirkungen der Trockenheit

Stefan Grünhäuser von der Abteilung StadtGrün befüllt einen Wassersack an einem Baum auf dem Kornmarkt.
Stefan Grünhäuser von der Abteilung StadtGrün befüllt einen Wassersack an einem Baum auf dem Kornmarkt. Dieser fasst zwischen 75 und 100 Liter und versorgt den Baum über acht bis zehn Stunden gleichmäßig mit Wasser.

Die außergewöhnliche Hitze der vergangenen Tage setzt Mensch und Natur zu. Wie es mit der Trinkwasserversorgung aussieht, welche Grünflächen die Stadt gießt und wie die Trockenheit sich auf den Wald auswirkt – die RaZ hat nachgefragt.

Triererinnen und Trierer müssen sich keine Sorgen machen, dass demnächst kein Wasser mehr aus dem Hahn kommt. Carsten Grasmück, Pressesprecher der Stadtwerke, erklärt: „Für unser Versorgungsgebiet fürchten wir derzeit keinen Wassernotstand. Unsere Riveristalsperre ist entsprechend der Jahreszeit gefüllt. Der aktuelle Pegel liegt mit 315,5 Meter über Normalnull.“ Auch wenn es in Trier aktuell keinen Grund zur Sorge gebe, beobachte man die Versorgungssituation durchgehend. Unabhängig davon würden die Stadtwerke jedes Bemühen um einen verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Trinkwasser begrüßen, betont Grasmück.

Die extreme Hitze hat auch Auswirkungen auf die Bewässerung von Grünflächen in der Stadt. Rasen und Wiesen werden im Allgemeinen nicht gegossen. Die Abteilung StadtGrün gießt Bäume und die angelegten Staudenbeete sowie die Wechselbepflanzungen, etwa vor der Porta und im Palastgarten. Da das finanzielle Ausfallrisiko gerade bei Bäumen hoch ist, müssen sie gegossen werden – allerdings in der Regel nur solche, die in den vergangenen drei Jahren gepflanzt wurden. Hierfür hat die Stadt an Jungbäumen 350 Wassersäcke verteilt, die zwischen 75 und 100 Litern fassen und alle zwei bis vier Wochen aufgefüllt werden. Das Wasser läuft über acht bis zehn Stunden aus und versorgt so gleichmäßig die Bäume. StadtGrün Trier weist darauf hin, dass die Säcke auch von Bürgerinnen und Bürgern freiwillig aufgefüllt werden können. Welcher Baum wann wie viel Wasser braucht, wird an sieben Standorten in der Stadt durch Sensoren gemessen, die im Wurzelbereich der Bäume angebracht sind und Feuchte und Temperatur messen. Zudem werden Bäume an bekannten Extremstandorten wie Kornmarkt, Bischof- Stein-Platz und Zurmaiener Straße gegossen. Die Baumbewässerung hat die Stadt an einen externen Dienstleister vergeben, der zurzeit mit vier Fahrzeugen unterwegs ist und die Staudenbeete zum Teil mitgießt. Den Rest übernimmt eigenes Personal der Stadt mit zwei zusätzlichen Fahrzeugen.

Auf Regen angewiesen – da er logischerweise nicht künstlich bewässert werden kann – ist der Wald. Er leidet sehr unter der momentanen Hitze. Revierförsterin Kerstin Schmitt erklärt: „Schäden durch Trockenheit nehmen bei allen Baumarten, auch bei Laubholz und der eigentlich recht trockenheitsresistenten Kiefer im gesamten Stadtwald gerade rasant zu. Neu angepflanzte Jungpflanzen vertrocknen zum Teil.“ Hinzu komme, dass der Borkenkäfer in den geschwächten Fichten beste Lebensbedingungen vorfinde und sich rasant verbreite. Weiteres Problem ist laut Schmitt die extrem hohe Waldbrandgefahr infolge der Trockenheit, weswegen sie auf das Verantwortungsgefühl der Besucherinnen und Besucher des Waldes hofft. Die langfristigen Folgen für den Forst seien momentan noch nicht abzusehen, da man sich mitten in einer sehr dynamischen Entwicklung befinde. Sicher scheine, dass sich die Zusammensetzung des Stadtwaldes durch den Wegfall der Nobilistanne, der Großen Küstentanne sowie teilweise der Fichte verändern wird. Allerdings machen die ersten beiden Arten nur einen sehr geringen Anteil des Baumbestandes im Stadtwald aus. Schmitt betont: „Unsere Mischwälder sind stabiler als Monokulturen, aber gerade leiden alle Bäume sehr.“