(gut) Die Zahl macht die Herausforderung bereits überdeutlich: Das Statistische Bundesamt schätzt aktuell, dass es 2035 rund sechs Millionen pflegebedürftige Menschen in Deutschland geben wird. Demographischer Wandel und Fachkräftemangel sind bereits jetzt zentrale Herausforderungen der Altenpflege. Die Vereinigten Hospitien haben mit der Stadt als Partnerin nun ein Projekt gestartet, mit dem diesen begegnet werden kann. Die Hauptrolle darin spielt „Carlo“.
Peter Wagner hat seit Tagen Schmerzen in der linken Schulter. Eine Pflegekraft rollt „Carlo“ in Wagners Zimmer. „Carlo“ ist ein vielseitig einsetzbar mobiles technisches Gerät, mit mehreren Bildschirmen und Lautsprechern. Auf einem davon redet Herr Wagner jetzt mit einer Pflegefachkraft, und beschreibt ihr die Schmerzen. Ihre Anweisung an die Pflegekraft im Zimmer: „Bitte reibe ihn mit Schmerzsalbe ein und erkundige dich später nochmal nach seinem Befinden.“ Die Situation mit Herrn Wagner im Stift St. Irminen, einem Alten- und Pflegewohnheim der Vereinigten Hospitien ist zwar gestellt, aber absolut realistisch.
„Carlo“ ist ein sogenannter „Teledoc-Rollständer“ und das Herzstück des bundesweiten Modellprogramms „Telekooperation in der Pflege“. Das Projekt – gefördert vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) - zielt darauf ab, die Zusammenarbeit zwischen Pflegefach- und Pflegekräften durch den Einsatz eines zertifizierten Videodienstes zu verbessern. Die Grundidee besteht darin, dass Pflegekräfte bei Bedarf fachliche Unterstützung von Fachkräften per Videozuschaltung erhalten können, ohne dass diese physisch vor Ort sein müssen. Dadurch sollen Wegezeiten reduziert, die fachliche Qualität sichergestellt und der Einsatz des Personals effizienter gestaltet werden.
Projektleiterin Hannah Schwarz weiß: „Über 10.000 Schritte pro Dienst und häufig minutenlanges Laufen zum Bewohnerzimmer sind der Normalfall. Durch ´Carlo´ können wir Wege verkürzen, wir entlasten die Pflegefachkräfte und bieten Sicherheit für die Pflegekräfte, die sich fachliche Unterstützung dazuholen können.“ Weiterer Vorteil sei, dass die geringer qualifizierten Kräfte mehr Verantwortung übernehmen, weil sie selbstständiger arbeiten können. Auch im Nachtdienst, der personell weniger gut besetzt ist, hilft „Carlo“.
Oberbürgermeister Wolfram Leibe, der auch Vorsitzender des Verwaltungsrats der Vereinigten Hospitien ist, nimmt bei dem Projekt eine große Aufbruchsstimmung wahr: „Die Pflegekräfte akzeptieren das Gerät und wollen damit arbeiten“, sagt er. Sie wurden entsprechend vorbereitet und geschult. Und die Bewohnerinnen und Bewohner? Für Peter Wagner steht bereits jetzt fest, dass die Unterstützung durch „Carlo“ für alle Beteiligten einen großen Mehrwert bietet. Insgesamt sind im Stift St. Irminen acht Rollständer für die 135 Bewohnerinnen und Bewohner im Einsatz.
Das städtische Amt für Stadtentwicklung | Statistik und Wahlen ist Partner des Projekts und unterstützt die Vereinigten Hospitien. Zu Beginn der Implementierung wurde eine Umfrage zur allgemeinen Arbeitszufriedenheit durchgeführt. Eine zweite Befragung wird am Ende der Projektlaufzeit im September 2025 erfolgen, um einen Vorher-Nachher-Vergleich zu ermöglichen. Darüber hinaus strebt die Stadtverwaltung Trier nach Abschluss der Erprobungsphase einen „roll-out“ an, um die Ergebnisse auch an andere relevante Akteure in Kommunen weiterzugeben und somit den Wissens- und Erfahrungstransfer zu unterstützen.
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