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12.09.2023

Freundschaft auf Gleisen

Gruppenfoto mit sechs Personen, ide auf einem Bahnsteig vor dem blauen Führerhaus eines Zugs mit der Aufschrift Regiolis stehen.
Sie nahmen den neuen Zug in Augenschein (v. l.): Gilbert Schuh (Vizepräsident Département Moselle), Max Hahn (Minister für die Großregion, Luxemburg), Anne Daussan-Weizman (Beigeordnete Stadt Metz), Katarina Barley (Vizepräsidentin EU-Parlament), OB Wolfram Leibe und Petra Berg (Verkehrsministerin des Saarlandes).
Großer Bahnhof in Trier. Dort wurde ein Triebwagen vorgestellt, der mit dem deutschen und franzöischen Bahnstromsystem kompatibel ist. Künftig soll er unter anderem Metz und Trier verbinden.

Vertreterinnen und Vertreter der französischen Region Grand Est, des Großherzogtums Luxemburg sowie der Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland sowie der beteiligten Städte und Kreise haben gemeinsam mit dem Zweckverband Schienenpersonen-Nahverkehr (SPNV) Rheinland- Pfalz Nord sowie der Herstellerfirma CAF im Trierer Hauptbahnhof den Triebwagen Regiolis TFR vorgestellt. „TFR" steht für „Transfrontaliers", also „Grenzüberschreitend", und bedeutet, dass dieser Zug mit den unterschiedlichen Bahnstromsystemen in Deutschland und Frankreich funktioniert. Diese Zweisystemfähigkeit ist eine wesentliche Voraussetzung für eine künftige bessere grenzüberschreitende Bahnverbindung zwischen den Städten der Großregion.

Ab 2026 soll der Regiolis Metz und Trier im Zweistundentakt direkt verbinden. „Damit steigt die Mobilität in der Region", sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei der Vorstellung des Triebwagens in Trier. Bisher sind auf dieser Strecke nur an Wochenenden oder Feiertagen einige wenige Personenzüge unterwegs.

Dabei sind Metz und Trier bereits seit 1878 durch Schienen miteinander verbunden. Nachdem zwischen Thionville und Metz bereits seit 1854 eine von der französischen Ostbahn erbaute Bahnstrecke verlief, schloss das Deutsche Reich nach dem deutsch-französischen Krieg aus strategischen Erwägungen die Lücke zwischen Thionville und Trier. Der jetzt insgesamt gut 100 Kilometer lange Schienenweg zwischen Trier und Metz bildete das letzte Teilstück der sogenannten Kanonenbahn, die das Machtzentrum Berlin mit dem seit 1871 zum neu gegründeten deutschen Kaiserreich gehörenden Metz verband, das als Festung und Garnisonsstandort an der Grenze zum damaligen Erzfeind Frankreich ausgebaut wurde.

145 Jahre später ist diese Feindschaft lange passé. Geblieben sind die Gleise entlang der Obermosel. Aus dem strategischen Schienenweg sei ein Stück deutsch-französische Freundschaft geworden, die große Chancen biete. „Wir in der Region zeigen, dass grenzüberschreitende Zusammenarbeit möglich ist", sagte OB Wolfram Leibe, der an die Bürgerinnen und Bürger in der Großregion appellierte, die künftigen Verbindungen auch zu nutzen.

Doch auch wenn Schienen liegen, ist seit langem für fast alle aus Trier kommenden Personenzüge im saarländischen Perl Endstation. In Gegenrichtung fahren Züge aus Metz nur bis Apach. Lediglich an Samstagen, Sonn- und Feiertagen fährt jeweils morgens und abends ein Zugpaar über diese Strecke. Nach anderthalb Stunden erreicht der Zug Metz. „Die neuen Verbindungen machen Europa konkret erlebbar, sagte der Präsident der französischen Region Grand-Est, Franck Leroy, „die Großregion ist eine Realität."

Wer sonst mit dem Zug von Trier nach Metz fahren will, muss bisher in Luxemburg oder Saarbrücken umsteigen und braucht entsprechend länger. Bedient wird die am Wochenende angebotene Direktverbindung von einem Dieseltriebwagen – obwohl die Strecke elektrifiziert ist. Der Grund für den Einsatz der Dieseltechnik: Auf deutscher Seite fließen 15 Kilovolt durch die Oberleitungen, Standard auf französischer Seite sind hingegen 25 Kilovolt. Wer elektrisch mit einem Zug die Grenze überqueren will, braucht deswegen so genannte Zweisystemloks oder -triebwagen.

Diese Fähigkeit bringt der Regiolis TFR mit. Er funktioniert mit den unterschiedlichen Bahn-Stromnetzen der beiden Länder. Hergestellt werden die Fahrzeuge im Werk des Herstellers CAF (Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles) im elsässischen Reichshoffen.

Ernst Mettlach