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04.12.2012

Niemand muss draußen schlafen

Eine Person liegt zugedeckt auf einer Parkbank, vor ihr auf dem Boden volle Plastiktüten
Die Parkbank als Nachtlager ist im Winter nicht zu empfehlen. In Trier stehen genügend Schlafplätze in Obdachloseneinrichtungen bereit.

Niemand, der es nicht will, muss in Trier im Freien übernachten. Der Arbeitskreis Obdachlosigkeit ruft die Trierer Bürger zu Beginn der kalten Jahreszeit dennoch dazu auf, verstärkt auf womöglich hilflose Personen zu achten und im Notfall den Rettungsdienst, den Kommunalen Vollzugsdienst oder die Polizei zu informieren.

Die „Szene“ in Trier ist vergleichsweise überschaubar. Raimund Ackermann vom Verein Streetwork Trier schätzt den festen Kreis der Wohnungslosen auf rund 80 Menschen. Ackermann kennt die meisten von ihnen persönlich, weiß, wer auf sich selbst aufpassen kann und wer dazu neigt, sich in Gefahr zu bringen. „Einige wenige lehnen es aus Prinzip ab, in einem Obdachlosenheim zu übernachten, weil sie sich dort eingeengt fühlen und sich nicht anpassen wollen“, erklärt der Streetworker. Was im Sommer kein Problem ist, kann im Winter schnell zu einem werden. Ab minus fünf Grad wird es lebensgefährlich, draußen zu schlafen. Zumal, wenn hochprozentiger Alkohol konsumiert wird, der die Unterkühlung und Ermüdung des Körpers beschleunigt.

Die Anlaufstellen in Trier, in erster Linie das Benedikt-Labre-Haus der Caritas für Männer und der Haltepunkt des SkF für Frauen, sind bekannt und halten genügend Schlafplätze vor. Es gibt dort auch Teestuben, in denen sich Wohnungslose tagsüber aufwärmen können. Gern genutzt wird auch die Suppenküche im Brüderkrankenhaus mit der Möglichkeit, zu duschen und Wäsche zu waschen.

Überhaupt ist die Obdachlosenhilfe in Trier gut aufgestellt und vernetzt. Das Sozial- und das Ordnungsamt des Rathauses arbeiten im Arbeitskreis Obdachlosigkeit eng und unbürokratisch mit den Krankenhäusern, dem Gesundheitsamt, der Polizei, dem Jobcenter und dem Verein Streetwork Trier, der einen jährlichen Zuschuss von 15.000 Euro erhält, zusammen. Im Vordergrund steht persönliche Betreuung und individuell abgestimmte Unterstützung. Das kann im Einzelfall bedeuten, dass für psychisch Kranke, für die die Unterbringung in einer Sammelunterkunft problematisch ist, ein Zimmer in einer Frühstückspension angemietet wird.

„Diese Hilfestellungen können aber nur greifen, wenn die betroffenen Personen diese auch annehmen“, betont Sozialdezernentin Angelika Birk. Leider komme es trotz intensiver Be-mühungen mitunter zu gefährlichen Situationen. In Trier kam zuletzt 2010 ein Obdachloser durch Unterkühlung ums Leben. Umso wichtiger sei in diesem Zusammenhang die Mithilfe der Bevölkerung. „Wenn Obdachlose sich in einer hilflosen Situation befinden, in kalten Nächten schlafend auf einer Parkbank liegen, stark alkoholisiert sind und sich nicht mehr alleine helfen können, sollte niemand sich scheuen, die zuständigen Stellen zu alarmieren“, rät Birk.

Wichtige Rufnummern: 0651/718-3507 (Amt für Soziales und Wohnen, werktags bis 16 Uhr), 0651/718-3333 oder -4321 (Kommunaler Vollzugsdienst, 16 bis 0.30 Uhr), 112 (Notruf Feurwehr), 0651/97793-200 (Polizei, am Wochenende).