Unter der Signatur Hs. 1663/356 8° bewahrt die Wissenschaftliche Bibliothek ein Einkünfteverzeichnis der bedeutenden Abtei St. Maximin aus dem 14. bis frühen 15. Jahrhundert auf, das sie zu den Jüdischen Kulturwochen als Objekt des Monats präsentiert. Unter den etwa 170 kurzen Einträgen gibt es einige mit Details zur Geschichte der jüdischen Gemeinde im Mittelalter. Auf Seite 8 steht dass der Jude Muskinus (Muskin Iudeus) für ein Haus in der Jakobsgasse (in vico Sancti Jacobi) einen Zins an die Abtei zahlte. Die Notiz aus der Zeit zwischen 1331 und 1336 zeugt von der Erweiterung des Judenviertels, das damals seine größte Ausdehnung und Bevölkerungszahl hatte, bevor die Juden bei einem Pest-Ausbruch 1349 einem schweren Pogrom zum Opfer fielen.
Der Jude Muskinus (eine Form des Namens Mose) ist auch ansonsten gut bekannt. Er war in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Trierer Gemeinde. Seit 1323 bis zu seinem Tod 1336 war er als Unterhändler in der Finanzverwaltung von Erzbischof Balduin von Luxemburg tätig. Ihm unterstand die erzbischöfliche Zentralkasse, deren Buchungen in Hebräisch verfasst und am Ende des Rechnungsjahres ins Lateinische übertragen wurden. Unterstützt wurde Muskinus zeitweise von seinem Knecht Baruch. In Gemeindeangelegenheiten trat er vielfach als Vorsteher der Juden hervor.
Er führte ein Siegel, dessen Stempel im Landesmuseum zu sehen ist: Die Umschrift ist in hebräischer und lateinischer Schrift verfasst. Der Siegelstempel kam 1988 bei archäologischen Grabungen auf dem Viehmarktplatz zum Vorschein. Dort befand sich im Mittelalter der jüdische Friedhof.
Unter dem Titel „Neues aus dem Mittelalter“ berichten Mitarbeiter des Arye Maimon-Instituts der Uni Trier bei einem Vortrag der jüdischen Kulturwochen am 8. April über Forschungen zur jüdischen Gemeinde im Mittelalter. Zudem hält Elmar Ittenbach am 10. April den Vortrag „Der klassische Charakter der Menschheit“ zu dem aus Thalfang stammenden Reformrabbiner Samuel Hirsch (1815 – 1889) und seinem Jesusbild. Beide Veranstaltungen starten um 18 Uhr in der Bibliothek, eine Anmeldung ist nötig: veranstaltungenweba@trier.de