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03.12.2024

"Danke für Ihre mutige Entscheidung"

Beigeordneter Dr. Thilo Becker, Landrat Stefan Metzdorf, OB Wolfram Leibe, Detlef Placzek, Opferbeauftragter der Landesregierung, und Kulturdezernent Markus Nöhl stehen in stillem Gedenken vor den Stelen des Denkmals
Beigeordneter Dr. Thilo Becker, Landrat Stefan Metzdorf, OB Wolfram Leibe, Detlef Placzek, Opferbeauftragter der Landesregierung, und Kulturdezernent Markus Nöhl (v.l.) in stillem Gedenken. An der Veranstaltung nahmen etwa 100 Personen teil, darunter auch Bürgermeisterin Elvira Garbes und Weihbischof Jörg-Michael Peters.

Der 1. Dezember 2020 war ein furchtbarer Tag für Trier – und wird allen, die ihn miterlebt haben, immer im Gedächtnis bleiben. Ein Amokfahrer raste durch die Fußgängerzone. Sieben Menschen starben sofort oder an den Folgen, viele wurden verletzt oder traumatisiert. Nun ist die Erinnerung an dieses schreckliche Ereignis in eine neue Phase getreten. 

Am vierten Jahrestag fand die städtische Gedenkveranstaltung, die mit dem Beginn der Amokfahrt um 13.46 Uhr datiert ist, am Sonntag erstmals an dem von Professor Clas Steinmann gestalteten Denkmal in der Christophstraße in der Nähe der Porta statt. Dort war der Amokfahrer gestoppt und verhaftet worden. Die 2,80 Meter hohen Stelen aus Bronze sind als Gruppe platziert, in die Trauernde hineintreten und Teil einer empathischen Gemeinschaft werden können. Sie haben Nischen, in die Kerzen oder Andenken gestellt werden können. Am Sonntag wurde außerdem eine Infoplatte  enthüllt. Zu dem Gedenkkonzept gehören auch die vom dem Künstler Guy Charlier an mehreren Punkten, wo die Opfer ums Leben kamen, gestalteten Gedenkorte. 

In seiner Rede wies OB Wolfram Leibe darauf hin, dass neben den betroffenen Angehörigen mehrere hunderte Menschen durch die Amokfahrt traumatisiert worden seien und „viele noch genau wissen, wo sie am 1. Dezember 2020 zu dieser Zeit waren.“ 

Bei der Planung der Gedenkstätte sei klar gewesen, dass man den Angehörigen und den Betroffenen, von denen einige an der Gedenkfeier teilnahmen, die Zeit geben wolle, die für eine Entscheidung nötig sei. „Sie haben entschieden, dass das Denkmal hier errichtet wird. Es sollte eben nicht still auf dem Hauptfriedhof oder in einem Park aufgestellt werden, sondern mittendrin in der Stadt. Es ist in Ordnung, dass hier im Sommer Menschen im Café sitzen, hunderttausende Touristen vorbeikommen“, so der OB und ergänzte: „Es ist ein Ereignis, das zu dieser Stadt gehört, das soll in der Öffentlichkeit dokumentiert werden. Danke für Ihre mutige, entschlossene Entscheidung. Wir als Stadt haben sie umgesetzt.“

Leibe dankte dem Stadtrat, der bei dem Gedenken durch viele Mitglieder vertreten war, für seine Unterstützung bei der Finanzierung und würdigte den Einsatz der „Blaulichtfamilie“ und der Mitarbeitenden der beiden Kliniken nach der Amokfahrt. Ein weiterer Dank galt den beteiligten Künstlern, die „diese sehr bedenkenswerte, aber auch tröstende Kunst geschaffen haben.“ Der OB würdigte außerdem die Arbeit der Stiftung, deren Vorstand die Gelder für die Hinterbliebenen verwaltet, und hob den Wert von Solidarität und Mitmenschlichkeit bei der Bewältigung der Amokfahrt hervor: „Es ist gut zu wissen, dass man sich in schwierigen Zeiten aufeinander verlassen kann.“ 

Das Gedenken hatte mit dem Läuten der großen „Helena“-Glocke des Doms begonnen. Das musikalische Rahmenprogramm der Veranstaltung gestalteten mit Florian Chamois und Filippo Cainero zwei Bläser der städtischen Philharmoniker. 

Petra Lohse