Sprungmarken
27.08.2024

Barocke Fassaden mit Charme

Ein Gemälde zeigt romantische Stimmung an einem Flussufer im Mondschein.
Der Maler August von Wille hat den Charme des Zurlaubener Ufers im Jahr 1877 stimmungsvoll in einem Gemälde dargestellt, das im Stadtmuseum Simeonstift zu sehen ist. Foto: Stadtmuseum

Sanft plätschert die Mosel im Schein des Vollmonds ans Ufer. Ein Segelboot gleitet vorbei. Zwischen zwei Lauben hat sich eine fröhliche Gesellschaft bei Kerzenlicht unter den ausladenden Ästen eines Baumes versammelt. Gläserklirren und Lachen dringen leise ans Ohr – so stimmungsvoll hat der Maler August von Wille (1828-1887) das Zurlaubener Ufer im Jahr 1877 in einem Gemälde dargestellt, das sich heute im Stadtmuseum befindet. Noch heute lockt das Zurlaubener Ufer mit seinen zahlreichen Lokalen die Gäste an. Das Gastgewerbe besitzt dabei eine lange Tradition, denn bereits 1733 sind drei Gastwirtschaften bezeugt. Im 19. Jahrhundert nahm die Zahl der Gastronomiebetriebe dann zu, heute befinden sich in der Mehrzahl der Häuser Restaurants.

Die besondere Faszination des Zurlaubener Ufers geht jedoch nicht nur von kulinarischen Genüssen aus, sondern vor allem vom Charme der historischen Bebauung. Tatsächlich handelt es sich bei der früheren Fischersiedlung um ein heute in Trier einmaliges Ensemble von Kulturdenkmälern. Gab es bis zum Zweiten Weltkrieg entlang der Mosel noch fünf ehemalige Fischer- und Schiffersiedlungen, so hat sich nur in Zurlauben ein geschlossenes, historisches Erscheinungsbild erhalten: Barocke Fassaden mit ihren charakteristischen, segmentbogigen Fenstergewänden reihen sich aneinander und so mancher Türsturz zeigt eine Jahreszahl oder ein aufwendig gearbeitetes Relief. Bemerkenswert ist auch die Überlieferung der Siedlungsstruktur mit den kleinen, eingefriedeten Gärten. Als besondere Schmuckstücke des Ortes haben sich in den Gärten zudem drei Lauben erhalten.

Gegenüber dem Haus Nr. 77 befinden sich die beiden von August von Wille in seinem Gemälde festgehaltenen Doppellauben und vor dem Haus Nr. 82 ein weiteres Gartenhaus. Diese Gartenlauben sind jedoch nicht der Ursprung der Ortsbezeichnung Zurlauben. Das Dorf wird nämlich im 13. Jahrhundert erstmalig als „zur Lauffen“ urkundlich erwähnt. 

Ebenso wechselvoll wie die Bezeichnungen des Ortes ist auch seine Geschichte: Nach seiner Zerstörung 1673/74 durch französische Truppen folgte im 18. Jahrhundert der Wiederaufbau, der noch heute mit seinen zeittypischen Bauformen die Siedlung prägt. Auch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fanden Eingriffe statt. So bedingte der Bau der Kaiser-Wilhelm-Brücke 1912/13 eine Erhöhung des Niveaus des Georg-Schmitt-Platzes, wodurch das Zurlaubener Ufer zu einer Sackgasse wurde. Besonders der 1923 vor den Gärten errichtete Hochwasserschutzdamm hat sich prägend ausgewirkt, überragt er doch die Gärten und trennt das Ensemble auch optisch von der Mosel. 

Gleichzeitig gab es immer wieder Initiativen, die zur Erhaltung der früheren Fischersiedlung beitrugen: So setzte sich der damalige Stadtkonservator Friedrich Kutzbach in einem Aufsatz von 1927 mit den Möglichkeiten auseinander, das Areal hinter dem neu errichteten Hochwasserdamm vor weiteren Zerstörungen zu bewahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es hingegen engagierten Anwohnern zu verdanken, dass die stark restaurierungsbedürftigen Doppellauben wiederhergestellt werden konnten. Die förmliche Unterschutzstellung von Einzeldenkmälern am Zurlaubener Ufer begann in den späten 1980er Jahren. 

Mit der Ausweisung einer Denkmalzone wurde dann 2005 das gesamte Areal als ortsbildprägendes Ensemble unter Schutz gestellt. Diese denkmalrechtlichen Schritte stellen sicher, dass das Zurlaubener Ufer für die Gegenwart und für künftige Generationen als ein ganz besonderer Ort an der Mosel erhalten bleibt.