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28.03.2023

Neue Zeitrechnung für Bethanien

Fünf Personen stehen vor einem etwa hüfthohen Ziegelblock. Drei der Personen, darunter eine Nonne, sind damit beschäftigt, weitere Ziegel einzusetzen.
Zum offiziellen Baustart schließen Architekt Max Dudler, GBT-Projektleiter Heinrich Masselter und Subpriorin Schwester Stephanie das Mauerwerk um eine Zeitkapsel, in der zuvor unter anderem die aktuelle Tageszeitung deponiert wurde. OB Wolfram Leibe und GBT-Vorstandsmitglied Sybille Jeschonek (v. l.) leisten Beistand.
Der Schwerpunkt liegt auf der Pflege und dem gemeinschaftlichen Wohnen im Alter: Mit dem Umbau und der Erweiterung des Klosters Bethanien in Alt-Kürenz hat die Wohnbaugesellschaft GBT ein ambitioniertes Projekt gestartet. Auch das 1854 gegründete Kloster der Benediktinerschwestern hat jetzt eine Zukunftsperspektive.

Die Investitionssumme beläuft sich auf knapp 20 Millionen Euro. Bei der Feierstunde zur Grundsteinlegung verschwieg GBT-Vorstandsmitglied Sybille Jeschonek nicht, dass das Projekt wegen gestrichener Förderprogramme und der allgemeinen Baukonstenexplosion bereits kurz vor dem Aus stand. Sie betonte: „Nur dem Willen und der Bereitschaft aller Beteiligten, neu nachzudenken und auch Abstriche zu machen, ist es zu verdanken, dass der Bau nun voranschreitet."

Aufgabe der Stadt war es, einen tragfähigen Bebauungsplan zu erarbeiten, der im Ortsbeirat und Stadtrat mehrfach beraten und 2021 beschlossen wurde. OB Wolfram Leibe erinnerte sich: „Das Kloster Bethanien hat mich praktisch über meine gesamte erste Amtszeit begleitet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Hier wird eine alte christliche Idee, nämlich die Aufnahme und Pflege kranker und alter Menschen, in eine neue Zeit übersetzt."

Der Entwurf des renommierten Schweizer Architekten Max Dudler, der den städtebaulichen Wettbewerb gewann und zusammen mit seinem Trierer Partnerbüro Weltzel & Hardt mit der Ausführungsplanung beauftragt wurde, folgt der Idee des Weiterbauens und der Kontinuität. Die Identität des Ortes, die Geschichte und Tradition des Klosters soll durch den Erhalt der beiden Bestandsgebäude aufgenommen und jeweils durch
einen ergänzenden Neubau fortgeführt werden. Kenzeichnend für das entstehende Gebäudeensemble sind unter anderem die privaten und geschützten Innenhöfe, die als Ruhe- und Besinnungszone, aber auch als Begegnungsraum angelegt sind.

Das frühere Ökonomiegebäude, ein Naturschieferbau, wurde bereits komplett entkernt. Das Bestandsgebäude wird durch einen U-förmigen Anbau ergänzt, der das neue Kloster sowie den Pflege-Wohnbereich beherbergt. Für das soziale Konzept zeichnet in erster Linie die Pflegegesellschaft St. Martin als Kooperationspartner der GBT verantwortlich. In zwei betreuten Wohngemeinschaften, einer Tagespflegeeinrichtung und sieben Appartements zum eigenständigen Wohnen mit Pflegeangebot wird Pflege und Betreuung für Senioren und dementiell erkrankte Menschen rund um die Uhr angeboten.

Im zweiten Bauabschnitt werden 22 barrierefreie, geförderte Seniorenwohnungen mit 38 bis 60 Quadratmeter Wohnfläche entstehen. Die Bewohnerinnen und Bewohner können vor Ort ambulante Dienste in Anspruch nehmen. Der Umbau des heutigen Klostergebäudes zu 18 frei finanzierten Mietwohnungen mit zwei bis fünf Zimmern für alle Generationen und Haushaltsgrößen wird den dritten Bauabschnitt bilden.

Kloster-Chronik

Das Benediktinerinnenkloster „Zur ewigen Anbetung“ (später Bethanien) wurde 1854 gegründet und bezog ein Gebäude im heutigen Gartenfeld. 1875 wurde das Kloster im Zeichen des preußischen Kulturkampfs gegen die katholische Kirche geschlossen. Bis zur Rückkehr 1888 fanden die Nonnen Asyl in einem Kloster in Luxemburg. 1922 folgte der Umzug in den Kobusweg am Kürenzer Schloss-park. Das Gebäude wurde 1945 bei einem Luftangriff zerstört und bis 1949 wiederaufgebaut.