(mic) Mehr als 700.000 Euro sind mittlerweile von der der „Stiftung für die Betroffenen der Amokfahrt am 1. Dezember 2020“ ausgezahlt worden. Das hat die Stiftung kurz vor dem nächsten Jahrestag der schrecklichen Tat mitgeteilt. Oberbürgermeister Wolfram Leibe dankte Vorstand und Kuratorium für ihre wichtige Arbeit.
Die Stiftung für die Betroffenen der Amokfahrt wurde vor genau zwei Jahren von Oberbürgermeister Wolfram Leibe gegründet. Aufgabe der Stiftung ist es, den Betroffenen und Angehörigen der schrecklichen Amoktat zu helfen und die zahlreichen Spenden, die nach der Amoktat eingingen, zu verteilen. So konnte seit Stiftungsgründung mehr als 700.000 Euro an direkter Hilfe geleistet werden. Angehörige und Betroffene sollen somit kurz- und langfristig Unterstützung erhalten. Die Stiftung besteht aus insgesamt zehn Personen, ein Vorstand mit drei Mitgliedern sowie ein Kuratorium mit sieben Mitgliedern. Sämtliche Mitglieder arbeiten im absoluten Ehrenamt und erhalten somit weder eine Vergütung noch Fahrtkosten oder sonstige Auslagen erstattet.
Die Mitglieder des Kuratoriums und des Vorstands trafen sich vergangene Woche in Trier gemeinsam mit Betroffenen der Amoktat zu einer Sitzung. Dabei wurde erstmals das Kuratorium turnusgemäß neu gewählt. Stiftungsvorsitzende Dagmar Barzen sagte: „Es ist ein schönes Zeichen, dass sich alle Kuratoriumsmitglieder nach zwei intensiven Jahren der Tätigkeit zur Wiederwahl stellen.“
Das Kuratorium wird von Regina Bergmann geleitet, Geschäftsführerin des Sozialdienstes der Katholischen Frauen. Dem Kuratorium gehören sechs weitere Personen an; zwei Personen aus dem Kreis der Betroffenen. Bergmann sowie alle weiteren Mitglieder wurden in ihren Funktionen wiedergewählt. Auf Wunsch der Betroffenen wird das Kuratorium um ein weiteres Mitglied aus dem Kreis der Betroffenen ergänzt werden. Dies könnte im Rahmen des Nachsorgetreffens am 1. Dezember besprochen und der Stiftung vorgeschlagen werden.
Regina Bergmann bedankte sich bei ihren Kuratoriumskolleginnen und -kollegen für die angenehme und konstruktive Zusammenarbeit der beiden vergangenen Jahren. Bergmann: „Es ist eine besondere Aufgabe, die wir übernommen haben. Denn es ist keine „normale“ Stiftung; die Schicksale der Betroffenen, um die wir uns kümmern, gehen zu Herzen. Wir alle wissen, was wir am 1. Dezember vor drei Jahren am frühen Nachmittag gemacht haben. Das vergisst man nie.“
Medizinische Gutachten, Stellungnahmen von Psychotherapeuten oder entsprechende fachliche Berichte wurden von Mitgliedern des Kuratoriums mit ihrer jeweiligen Fachexpertise in den letzten zwei Jahren bewertet. Dies war Grundlage für die Kuratoriumsmitglieder, um über vorliegende Anträge zu entscheiden. Alle Entscheidungen wurden bisher einstimmig gefasst.
Stiftungsvorsitzende Dagmar Barzen sagt: „Unsere Stiftung ist auf zehn Jahre ausgelegt. Wir haben nun einen guten Weg gefunden, wie mit der Bedürftigkeitsprüfung, die bei Spendengeldern durchzuführen ist, im Interesse der Betroffenen umzugehen ist“. Denn der Schwerpunkt der Stiftungsarbeit hat sich nun auf die Stiftungsmittel in Höhe von insgesamt 300.000 Euro verlagert. Hiervon wurden mittlerweile 15.630 Euro ausgegeben. Barzen: „Bei der Hilfegewährung ist es uns eine Herzensangelegenheit, die Betroffenen so zu unterstützen, dass die schlimmen Folgen der Amoktat nicht aus dem eigenen Einkommen oder Vermögen zu stemmen sind. Künftig können Auslagen erstattet werden, die nicht durch „Dritte“ abgedeckt werden wie Versicherungen oder Opferentschädigungen.“
Barzen und Bergmann lobten zudem die hervorragende Zusammenarbeit mit der Stiftung Katastrophennachsorge des Ehepaares Jatzko und des Trierers Dr. Bernd Steinmetz. Dr. Steinmetz nimmt beratend an den Sitzungen des Kuratoriums teil. Er agiert als Lotse für die Betroffenen und steht für vertrauliche Beratungen zur Verfügung.
Der Stiftungsvorstand bestehend aus Dagmar Barzen, Dr. Bernd Kettern und Nina Womelsdorf wird anlässlich des 3. Jahrestages der Amokfahrt gemeinsam mit der Kuratoriumsvorsitzenden Regina Bergmann am Nachsorgetreffen am 1. Dezember im Dom und am stillen Gedenken teilnehmen. Oberbürgermeister Wolfram Leibe dankt Vorstand und Kuratorium sowie den Verantwortlichen für die Nachsorgetreffen für ihre bisher geleistete gute Arbeit im Sinne der Angehörigen und Betroffenen: „Es war die richtige Entscheidung, die unabhängige Stiftung aufzubauen und mit dieser verantwortungsvollen Aufgabe zu betrauen.“
Betroffene, die sich erst jetzt mit den traumatischen Erlebnissen der entsetzlichen Tat auseinandersetzen, können sich an die Opferstiftung wenden.
Die Richtlinie zur Zahlung von Leistungen für Betroffene der Amokfahrt vom 1. Dezember 2020, das Antragsformular sowie weitergehende Informationen sind im Internet veröffentlicht unter: www.trier.de/leben-in-trier/ehrenamt-und-stiftungen/stiftung-betroffene-der-amokfahrt/
Anträge können weiterhin gestellt werden per Mail an: Stiftung_1Dezember2020@trier.de